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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Tellern und einem Krug Bier. Die drei saßen am Tisch und wußten nichts von dem Huhn, bevor ich es erwähnte. Das tat ich nur, um den Master aufzuheitern - denn die Atmosphäre im Zimmer war so eisig, daß man kaum atmen konnte. Ich glaube, ich kehrte noch vor Aelfric in die Küche zurück und setzte mich vor die Kohlenpfanne, um zu essen. Dabei rührte ich immer wieder in der Rebhuhnsauce. Wenn sie zu stark kochte, nahm ich die Schüssel vom Feuer. Was für einen Sinn hat es, wenn ich behaupte, daß ich nichts dazugetan habe? Genau das muß ich doch sagen - und das würde auch jede andere sagen, wenn sie in meinen Schuhen steckte. Das hat nichts zu bedeuten, solange es keine Beweise gibt - gegen mich oder für mich.«
    »Du bist sehr vernünftig und gerecht«, meinte Cadfael. »Und Meurig? War er eben erst hereingekommen, als du in die Küche zurückgekehrt bist? Oder war er eine Zeitlang allein mit der Schüssel - falls er überhaupt gewußt hatte, was sich darin befand und wem es zugedacht war ...«
    Sie zog die dunklen, schön geschwungenen Brauen hoch, die sich auffallend von ihrem blonden Haar abhoben. »Die Hintertür stand offen, und Meurig war erst kurz zuvor eingetreten, denn er streifte gerade den Schmutz von seinen Sohlen ... Aber - warum hätte er seinem Vater den Tod wünschen sollen? Der Master hat ihn zwar nicht mit Reichtümern überschüttet, aber der lebendige Gervase Bonel war ihm viel nützlicher als der tote. Er konnte nicht hoffen, daß er irgend etwas erben würde, das wußte er auch, und er hatte immerhin ein bescheidenes Taschengeld zu verlieren.«
    Das war eine simple Wahrheit. Die Kirche bestritt das Erbrecht eines Bastards nicht, aber der Staat erkannte es nicht einmal an, auch wenn die Eltern nach der Geburt des illegitimen Kindes geheiratet hatten. Und Gervase hatte nicht im Traum daran gedacht, die Mutter seines unehelichen Sohnes, ein gewöhnliches Dienstmädchen, zu heiraten. Nein, Meurig hatte nichts mit dem Tod seines Vaters gewonnen. Während Edwin wieder Anspruch auf sein Erbe anmelden und Richildis die Zukunft ihres angebeteten Sohnes sicherstellen konnte ...
    Und Aelfric?
    Aldith hob den Kopf und blickte zum Pförtnerhaus, wo Aelfric soeben aufgetaucht war, das Holztablett mit dem hohen Rand unter dem Arm, einen Beutel für die Brotlaibe um die Schulter geschlungen. Sie stand auf und strich ihren Umhang glatt.
    »Sag mir doch«, bat Cadfael mit sanfter Stimme, »zu wem gehört Aelfric jetzt, nach dem Tod des Masters? Zum Haus Mallilie und somit zur Abtei - falls die Schenkung rechtskräftig wird? Oder soll er einem anderen Herrn überantwortet werden?
    War er von der Vereinbarung mit dem Kloster ausgenommen, so daß er dem Master weiterhin als leibeigener Diener zur Verfügung stehen konnte?«
    Aldith hatte sich bereits abgewandt, um Aelfric entgegenzugehen. Nun drehte sie sich wieder um und warf Cadfael einen scharfen Blick zu. »Er wurde ausgenommen und als persönlicher Leibeigener meines Herrn bestätigt.«
    »Was immer mit dem Haus geschehen wird - Aelfric muß also demjenigen dienen, der das persönliche Eigentum des Masters erbt, der Witwe oder dem Sohn - vorausgesetzt, daß letzterer der strafrechtlichen Verfolgung entgeht. Aldith, du kennst Mistreß Bonels Denkungsart. Glaubst du nicht, daß sie Aelfric frohen Herzens freilassen würde? Und der Junge - würde er nicht genauso handeln?«
    Sie sagte nichts, ihre klugen, dunklen Augen musterten ihn, dann senkte sie plötzlich die Wimpern, lief zu Aelfric und begleitete ihn zur Wohnung des Abtes. Ihr Gang war leichtfüßig, ihr Gruß gleichmütig, ihre Haltung pflichtbewußt.
    Steifbeinig und stumm trottete Aelfric neben ihr her und wehrte sich, als sie ihm den Brotbeutel abnehmen wollte. Cadfael blieb auf der Bank sitzen und schaute ihnen gedankenverloren und verwundert nach. Wenige Minuten später ließ die Verwunderung nach, ging in milde Überraschung über, und während er sich vor dem Mittagessen im Refektorium die Hände wusch, wurde die Überraschung von einer festen Überzeugung verdrängt.
    Am Nachmittag inspizierte Cadfael die Äpfel und Birnen in den Kisten, die auf dem Heuboden über dem Stall des Abtes standen, und warf ein paar verfaulte Früchte weg, so daß sie ihre Nachbarn nicht anstecken konnten. Bruder Mark kam in den Stall und rief nach ihm. »Der Wachtmeister ist wieder da«, berichtete er, als Cadfael durch die Dachbodenluke hinabspähte und wissen wollte, was der Lärm zu bedeuten hätte. »Er

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