Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
der Schurke nicht die andere Portion vergiftet hat!« stieß Bruder Petrus erbost hervor. »Ja, ja, du kannst mich ruhig empört anstarren, denn dazu hast du allen Grund. Aber wenn ich mich jemals vergessen und für diesen Menschen eine Eisenhutsauce zubereiten sollte, würde ich dafür sorgen, daß sie im richtigen Bauch landet!«
    Es gibt keinen Anlaß, Bruder Petrus' Drohungen allzu ernst zu nehmen, dachte Cadfael auf dem Weg zum Hochamt. Trotz seines Ungestüms protzt er nicht mit Taten, sondern nur mit Worten ... Oder sollte man sich mit diesem Aspekt befassen?
    Der Gedanke, zwei Schüsseln könnten irrtümlich vertauscht worden sein und die vergiftete Speise wäre in Wirklichkeit für Prior Robert bestimmt gewesen, war Cadfael bis jetzt nicht gekommen. Petrus hatte ihn auf diese Idee gebracht und sich dann hastig bemüht, sie als absurd hinzustellen. Etwas zu hastig? Es wäre nicht das erstemal gewesen, daß mörderischer Haß im Herzen eines Klosterbruders wuchs, und es würde nicht das letztemal sein. Bruder Petrus hatte den Verdacht, den er im Keim hatte ersticken wollen, erst recht geschürt. Cadfael konnte sich nicht vorstellen, daß der Mann ein Mörder war - aber er wollte diese Möglichkeit im Auge behalten.
    In den letzten Wochen vor dem größten Fest des Jahres pflegte die Zahl der Kirchenbesucher zu wachsen. Der Advent rüttelte das Gewissen jener wach, die ihre religiösen Pflichten ansonsten nicht so ernst nahmen. An diesem Morgen hatten sich erstaunlich viele Leute in der Kirche eingefunden, und Cadfael war nicht überrascht, als er in einer der dichtbesetzten Bänke auch das weiße Kopftuch und die blonden Haare Aldiths entdeckte. Nach dem Ende der Messe bemerkte er, daß sie nicht wie die anderen durch das Westtor ging, sondern durch das Südtor in den Kreuzgang und von dort in den großen Hof.
    Eng in ihren Umhang gewickelt, setzte sie sich auf eine Steinbank an der Refektoriumsmauer.
    Cadfael folgte ihr, begrüßte sie freundlich und erkundigte sich nach ihrer Herrin. Sie hob ihr Gesicht zu ihm auf und er fand, daß ihre weichen Züge einen seltsamen Gegensatz zu ihrem eindringlichen, forschenden Blick bildeten. Auf ihre Weise erschien sie ihm ebenso geheimnisvoll wie Aelfric, und es würde schwierig sein, irgend etwas über sie zu erfahren, was sie nicht freiwillig enthüllte.
    »Gesundheitlich geht es ihr gut«, erwiderte Aldith nachdenklich, »aber sie macht sich natürlich Sorgen um Edwin.
    Bis jetzt wurde er nicht festgenommen, denn sonst hätten wir sicher davon gehört. Das ist ein gewisser Trost. Die arme Frau - sie kann einen kleinen Trost gebrauchen.«
    Er hätte ihr durch diese Botin eine beruhigende Nachricht schicken können, doch das tat er nicht. Richildis hatte gestern Vorkehrungen getroffen, um allein mit ihm sprechen zu können.
    Also schien sie keinen Wert auf einen allzu vertrauten Umgang mit Aldith zu legen, und das wollte er respektieren. Konnte Richildis in dieser schwierigen Lage ihrer jungen Verwandten, ihrem Stiefsohn und ihrem Diener trauen? Und er selbst - konnte er Richildis trauen? Manche Mütter lassen sich zu grausigen Taten verleiten, um die Rechte ihrer Kinder zu schützen. Und Bonel hatte ihr ein Versprechen gegeben und es später gebrochen.
    »Wenn du es gestattest, setze ich mich für eine Weile zu dir.
    Oder mußt du gleich wieder nach Hause gehen?«
    »Aelfric wird bald vorbeikommen und das Mittagessen holen.
    Ich wollte auf ihn warten und ihm helfen, das Tablett zu tragen.« Während Cadfael neben ihr Platz nahm, fügte sie hinzu: »Nach den gestrigen Ereignissen ist es nicht angenehm für ihn, daß er heute wieder diesen Dienst verrichten und sich den mißtrauischen Blicken der Leute aussetzen muß. Sogar du machst dir doch gewisse Gedanken, Bruder, nicht wahr?«
    »Das ist unvermeidlich, solange wir die Wahrheit nicht kennen. Der Wachtmeister glaubt schon zu wissen, wer der Täter ist. Bist du auch seiner Meinung?«
    »Nein!« entgegnete sie mit einem verächtlichen Lächeln.
    »Wilde, lärmende, ungestüme Jungen, die aller Welt ihre Launen, Leiden und Freuden kundtun, sind keine Giftmörder.
    Aber was nutzt es schon, wenn ich sage, was ich glaube oder nicht glaube - wenn ich selbst in der Klemme sitze? Oh, das weißt du sehr gut! Als Aelfric mit dem Tablett in die Küche kam und von dem Geschenk des Priors erzählte, war ich es, die das Rebhuhn über der Kohlenpfanne aufwärmte. Er trug das Hauptgericht ins Wohnzimmer, und ich folgte ihm mit den

Weitere Kostenlose Bücher