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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Zwischenfall hatte Edwin nicht erwähnt. Ein paar Sekunden lang überlegte er ernsthaft, ob er von einem hinterlistigen kleinen Heuchler hereingelegt worden war ... Nein, aus den tapferen, kampflustigen Augen dieses Jungen sprach keine Hinterlist.
    Ohne sich seine Sorge anmerken zu lassen, antwortete er:
    »Ich würde sagen, daß ein kleiner Gegenstand keineswegs ein Fläschchen sein muß. Hast du den Kutscher gefragt, ob er eins gesehen hat?«
    Der Wachtmeister nickte. »Er wollte sich nicht festlegen und erklärte nur, es wäre etwas Kleines gewesen, das man in der Faust halten konnte, und es hätte geglänzt, als es durch die Luft flog. Leider war er außerstande, nähere Angaben zu machen.«
    »Nun, dann hast du einen ehrlichen Zeugen befragt. Nun bitte ich dich, mir weitere Einzelheiten seiner Aussage zu verraten. Wo genau war der Junge, als er das kleine Ding in den Fluß warf? Hat der Diener diesen Vorgang auch beobachtet?«
    »Der Kutscher berichtete, der Verfolger hätte kehrtgemacht und er selbst hätte sich erst danach umgedreht und gesehen, wie der Gegenstand ins Wasser flog. Der Diener konnte das nicht bemerkt haben. Und was die Position des Jungen angeht - er hatte zu diesem Zeitpunkt etwa die Hälfte der Zugbrücke zurückgelegt.«
    Also hatte Edwin das rätselhafte Ding erst weggeworfen, als er sicher gewesen war, daß es ins Wasser fallen würde. Denn es war nur der äußere Teil der Brücke, der hochgezogen werden konnte. Aber vielleicht hatte er sich in seiner Hast verrechnet, und der Gegenstand war im Gestrüpp auf der Böschung gelandet, die bis zum Brückenpfeiler reichte. Dann könnte man ihn finden ... Jedenfalls hatte Aelfric jene Einzelheit nicht verschwiegen, denn er wußte nichts davon.
    »Nun, deinen Ermittlungen zufolge war der Junge kurz zuvor an einem stehenden Wagen vorbeigerannt, dessen Fahrer ihm nachstarrte. Zweifellos wußte er, daß er auch von anderen Leuten beobachtet wurde, und er machte kein Geheimnis draus, daß er irgendwas loswerden wollte. Ich glaube nicht, daß sich ein Mörder, der sein Mordwerkzeug wegwerfen will, so verhalten würde. Findest du nicht auch?«
    Der Wachtmeister hakte die Daumen in seinen Gürtel und lachte laut auf. »Du bist der beste Teufelsadvokat, der mir je untergekommen ist! Aber ein Bursche, der nach einer Verzweiflungstat in Panik geraten ist, kann keinen klaren Gedanken fassen. Und wenn es nicht das Fläschchen war, das er in den Severn geschleudert hat - was denn dann?« Mit diesen Worten trat er in die kalte Luft des frühen Abends hinaus und überließ Cadfael seinen düsteren Grübeleien.
    Bruder Mark, der sich während der ganzen Unterredung in einer Ecke unsichtbar gemacht, aber aufmerksam gelauscht hatte, schwieg respektvoll, bis Cadfael wütend mit beiden Fäusten auf seine Knie schlug. Dann sagte der junge Mann vorsichtig: »Bis zur Abendandacht bleibt es noch eine Stunde hell. Glaubst du, daß es sinnvoll wäre, unter der Brücke nachzusehen?«
    Bruder Cadfael hatte die Anwesenheit seines Gehilfen fast vergessen. Nun schaute er überrascht und anerkennend zu ihm auf. »O ja! Und deine Augen sind jünger als meine. Zumindest könnten wir gemeinsam das fragliche Gebiet abgrenzen.
    Komm! Versuchen wir unser Glück!«
    Bruder Mark folgte ihm eifrig über den Hof und durch die Pforte. Ein bleierner Glanz lag auf dem Mühlenteich zu ihrer Linken. Das Haus dahinter wirkte still und leer. Bruder Mark starrte es neugierig an, während sie vorbeieilten. Er hatte Mistreß Bonel noch nie gesehen und wußte nichts von den alten Banden zwischen der Witwe und Cadfael. Doch er merkte es, wann immer sich sein Freund und Mentor für jemanden einsetzte, und seine eigene Ergebenheit galt - abgesehen von der Kirche - einzig und allein Cadfael. Und so überdachte er in tiefschürfender Gründlichkeit alles, was er im Schuppen gehört hatte, und versuchte einen praktischen Sinn darin zu entdecken. Als sie sich nach rechts wandten, um den schmalen Pfad zum Flußufer und den Abteigärten hinabzueilen, die an den fruchtbaren Severn-Wiesen lagen, fragte er: »Wir suchen also nach einem kleinen, glänzenden Gegenstand, der tunlichst keine Flasche sein soll, nicht wahr, Bruder?«
    »Genau«, bestätigte Cadfael seufzend. »Aber ob es nun eine Flasche ist oder nicht - wir müssen uns bemühen, das Ding aufzustöbern. Natürlich würde ich lieber was anderes finden - irgendwas Harmloses.«
    Unter dem ersten Brückenpfeiler, wo es sich nicht lohnte, den Boden zu

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