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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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muß.«
    Eine kleine, verschlossene Holzkassette konnte nicht im Severn versinken. Sie wurde flußabwärts getragen. Viele Leute leben von der Flußfahrt und vom Fischfang, und es gibt auch Menschen, die alle Biegungen und Uferstellen zwischen Shrewsbury und Atcham kennen, wo so manche Gegenstände von Wasserwirbeln eingefangen werden. »Kopf hoch, mein Junge! Vielleicht siehst du dein Kunstwerk wieder, wenn der Landrat auf mich hört und die Wasserwacht alarmiert. Ich werde ihm das Kästchen beschreiben - keine Angst, ich verrate ihm natürlich nicht, woher ich diese Information habe. Und falls das Kästchen tatsächlich auftaucht, würde das zu deinen Gunsten sprechen. Dann müßte der Wachtmeister woanders nach dem Giftfläschchen suchen - an einem Ort, wo sich Edwin Gurney nicht aufgehalten hat und wo er demzufolge auch kein Mordwerkzeug wegwerfen konnte. Ein oder zwei Tage mußt du noch hier ausharren. Wirst du das ertragen? Wenn es sein muß, bringe ich dich in ein entlegeneres Versteck, wo du es bequemer hättest.«
    »Ich halte es schon aus«, erwiderte Edwin, dann fügte er bedrückt hinzu: »Aber ich hoffe, daß es nicht mehr allzu lange dauert ...«
    Als die Klosterbrüder nach dem Abendgebet die Kirche verließen, erkannte Cadfael plötzlich, daß er ebenso wie alle anderen vergessen hatte, eine Wichtige Frage zu stellen. Und der einzige Mensch, der sie beantworten könnte, war vermutlich Richildis. Es war noch nicht zu spät, um ihr einen Besuch abzustatten, wenn er auf die halbe Stunde in der Wärmestube verzichtete. Natürlich war es nicht besonders taktvoll, sie am Abend zu stören, aber die Sache eilte und Richildis würde besser schlafen können, wenn sie wußte, daß Edwin in Sicherheit und gut versorgt war. Cadfael zog sich die Kapuze über den Kopf und ging entschlossen zur Pforte.
    Es war ein Pech, daß auch Bruder Jerome im selben Augenblick den Hof durchquerte, um dem Pförtner einen Auftrag zu erteilen oder sich wegen irgendwelcher Unregelmäßigkeiten zu beschweren. Bruder Jerome wähnte sich bereits in der erhabenen Position eines Schreibers, der dem künftigen offiziellen Abt diente, und war bestrebt, den Prior auf angemessene Weise zu repräsentieren - nachdem dieser ehrwürdige Herr schon jetzt alle Privilegien eines Abtes genoß.
    Gierig eignete sich Bruder Jerome die Bruder Richard übertragene und von diesem verschmähte Autorität an. Einige Novizen hatten bereits genügend Gründe gefunden, um seinen Übereifer zu beklagen.
    Jerome lächelte scheinheilig. »Willst du zu so später Stunde eine barmherzige Mission erfüllen, Bruder? Hat das nicht Zeit bis morgen?«
    »Nein - denn dann würde noch mehr Schaden entstehen!« fuhr Cadfael ihn an und eilte weiter, wobei er einen Blick aus schmalen Augen im Rücken spürte. Er besaß, innerhalb vernünftiger Grenzen, das Recht, zu kommen und zu gehen, wie es ihm beliebte, und durfte sogar den Gottesdiensten fernbleiben, wenn irgend jemand seine Hilfe brauchte. Und er hatte nicht die geringste Absicht, Bruder Jerome in seine Pläne einzuweihen, weder wahrheitsgemäß noch unaufrichtig - auch wenn weniger kühne Naturen den Schreiber umschmeichelt hätten, um dem Mißfallen des Priors zu entgehen. Sicher, es war ein Fehler gewesen, daß er Jerome so schroff abgefertigt hatte. Aber er hatte nichts Böses zu verbergen, und man hätte nur das Gegenteil angenommen, wenn er umgekehrt wäre, um Erklärungen abzugeben.
    In der Küche des Hauses am Mühlenteich brannte noch ein kleines Licht, das er durch einen Spalt im Fensterladen schimmern sah. Ja, das hatte er übersehen - das Küchenfenster ging zum Teich hinaus, dessen Ufer nur wenige Schritte entfernt lag, und gestern hatte es offengestanden, damit der Rauch von der Kohlenpfanne abziehen konnte. Und man hätte auch eine kleine Flasche hindurchwerfen können, sobald sie entleert war, um sie für immer im Schlamm auf dem Grund des Teichs verschwinden zu lassen. Hätte es eine günstigere Möglichkeit gegeben, das Ding loszuwerden? Kein Fleck auf der Kleidung, kein Geruch, keine Gefahr, daß das Beweisstück jemals auftauchen würde ...
    Morgen werde ich das Ufer vor dem Küchenfenster absuchen, beschloß Cadfael voller Vorfreude. Vielleicht ist das Fläschchen irgendwo im Gras hängengeblieben ...
    Das wäre wunderbar. Selbst wenn es nicht auf den Täter hinweisen sollte, lassen sich vielleicht wichtige Schlüsse daraus ziehen ...
    Leise klopfte er an die Tür und erwartete, daß Aldith oder

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