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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Aelfric nach seinen Wünschen fragen würden, aber es war Richildis Stimme, die er rufen hörte. »Wer ist da?«
    »Cadfael! Ich muß mit dir reden.«
    Sein Name genügte. Eifrig öffnete sie die Tür und zog ihn in die Küche. »Still! Aldith schläft in meinem Bett und Aelfric im Wohnzimmer. Ich kann kein Auge zutun - und so habe ich mich in die Küche gesetzt, um an meinen Jungen zu denken.
    Cadfael, bringst du mir Trost? Du wirst doch sein Freund bleiben?«
    »Es geht ihm gut, und er ist immer noch frei.« Cadfael ließ sich neben ihr auf der Bank nieder, die an der Wand stand.
    »Aber denk daran - du weißt von nichts, wenn man dir Fragen stellt! Du kannst wahrheitsgemäß sagen, daß er nicht hier war und daß du keine Ahnung hast, wo er steckt.«
    »Aber du weißt es!« Der sanfte Schein des Binsenlichts glättete die zarten Linien, die das Alter in ihr Gesicht gegraben hatte. Er gab keine Antwort - was sie nach Belieben deuten konnte. Und was immer sie auch erraten mochte - sie konnte reinen Herzens behaupten, daß sie nichts wüßte.
    »Sonst hast du mir nichts mitzuteilen?« flüsterte sie atemlos.
    »Ich weiß jetzt mit absoluter Sicherheit, daß er seinen Stiefvater nicht umgebracht hat. Und die Wahrheit wird ans Licht kommen, glaub mir.«
    »O ja, ich glaube es - wenn du der Wahrheit zum Sieg verhilfst. O Cadfael, wenn ich dich nicht hätte - ich würde verzweifeln. Diese ständigen Alltagssorgen - wenn ich doch nur an Edwin denken kann und an sonst gar nichts! Und Gervase wird erst morgen beerdigt! Nach seinem Tod habe ich keinen Anspruch mehr auf sein Pferd. Vor Weihnachten werden viele Reisende erwartet, und man braucht den Platz im Stall.
    Deshalb muß ich das Tier woanders hinbringen lassen oder verkaufen ... Aber Edwin wird es behalten wollen, wenn ...«
    Bedrückt schüttelte sie den Kopf und brachte das Ende dieses letzten Satzes nicht über die Lippen. »Sie haben mir gesagt, daß sie das Pferd woanders unterbringen wollen, bis ich eine Lösung gefunden habe. Vielleicht kann Martin es aufnehmen...«
    Diese kleinen Ärgernisse hätten ihr die Brüder vorerst ersparen können, dachte Cadfael erbost. Sie war ein bißchen näher zu ihm gerückt, ihre Schulter berührte die seine. Ihre flüsternden Stimmen in dem schwach erleuchteten Raum und die Wärme, die von der verglimmenden Asche in der Kohlenpfanne aufstieg, erinnerten ihn lebhaft an ein heimliches Treffen in der Scheune ihres Vaters ... Nein, er wollte sich nicht noch tiefer in diesen seltsamen Bann ziehen lassen.
    »Richildis, ich muß dich um eine Information bitten. Hat dein Mann Edwin schriftlich zu seinem Erben eingesetzt, und wurde dieses Dokument gesiegelt?«
    »O ja!« entgegnete sie, sichtlich erstaunt über seine Frage.
    »Die Urkunde war rechtskräftig, wurde aber durch die spätere Vereinbarung mit dem Kloster ungültig. Das heißt ...« Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß Gervase Bonel gestorben war, bevor man die Übertragungsurkunde gesiegelt hatte. »Diese Vereinbarung ist jetzt hinfällig geworden. Also besteht Edwins Erbanspruch immer noch. Unser Rechtsanwalt hat jenes Dokument ordnungsgemäß abgefaßt und gesiegelt, und ich besitze eine Abschrift.«
    »Demzufolge könnte Edwin sein Erbe antreten - würde ihm keine Verhaftung wegen eines Mordes drohen, den er nicht begangen hat. Sag mir eins, Richildis, wenn du es weißt.
    Nehmen wir einmal an, das Schlimmste geschieht - was ich bezweifle, und man verurteilt Edwin als Mörder deines Mannes.
    Was würde dann aus Mallilie werden? Die Abtei könnte das Landgut nicht beanspruchen, Edwin könnte es nicht erben. Wer wäre in einem solchen Fall der Erbe?«
    Richildis unterdrückte ihre Gefühle und zwang sich, die rechtlichen Folgen einer so schrecklichen Möglichkeit nüchtern zu überdenken. »Ich glaube, ich würde meinen Witwenanteil bekommen. Aber das Landgut würde an den Oberlehnsherrn gehen, den Grafen von Chester, weil es keinen anderen legitimen Erben gibt. Er könnte mit Mallilie machen, was er wollte. Vermutlich würde er es einem seiner Günstlinge übergeben - Landrat Prestcote oder einem Beamten des Landrats.«
    Diese Sachlage beraubte - abgesehen von Edwin - alle, die bis jetzt in den Fall verwickelt worden waren, der Hoffnung, durch Bonels Tod irgend etwas zu gewinnen, zumindest, soweit es um materielle Werte ging. Ein Feind, von maßlosem Haß verzehrt, könnte auch Bonels Tod an sich als ausreichenden Gewinn betrachten. Doch das wäre ein übertriebener Racheakt

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