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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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fand ich recht gut. »Lavorski hatte die fabelhafte Idee, Piraterie im großen Stil zu betreiben – das heißt, niemals Schiffe aufzubringen, deren Ladung nicht wenigstens eine Million Pfund wert war.«
    Sie starrte mich mit offenem Mund an. Ich wünschte mir nur, solche Zähne zu besitzen, anstatt daß mir im Verlauf der Jahre die Hälfte von Onkel Arthurs Feinden ausgeschlagen worden war. Bitter dachte ich daran, daß Onkel Arthur fünfundzwanzig Jahre älter als ich war und daß er sich des öfteren damit brüstete, bis heute noch keinen Zahn verloren zu haben. »Sie denken sich das alles aus«, flüsterte sie.
    »Lavorski dachte sich das alles aus. Ich erzähle es Ihnen nur, ich wäre nie gescheit genug, so etwas zu erfinden. Nachdem sie dieses fabelhafte System, Geld zu verdienen, ausgeklügelt hatten, standen sie vor drei Problemen: Erstens herauszufinden, wann und wo wertvolle Waren in so großen Mengen verschifft wurden, zweitens, wie diese Schiffe zu kapern waren und wo man sie verbergen konnte, während man die Tresore öffnete – da die meisten Schiffe mit den modernsten Safes ausgerüstet sind, kann dies bis zu einem Tag dauern – und drittens, besagte Waren fortzuschaffen.
    Das Problem Nummer eins war leicht zu lösen. Ich zweifle nicht daran, daß sie hohe Bankangestellte bestochen haben – die Tatsache, daß sie es auch bei Biscarte versuchten, ist ein Beweis dafür –, aber ich glaube nicht, daß es jemals möglich sein wird, diese Leute vor Gericht zu bringen. Hingegen wird es möglich sein, ihren Hauptinformanten, ihre Trumpfkarte, unseren guten Freund und adligen Makler Lord Charnley zu verhaften und mit Erfolg anzuklagen. Um aus Seeräuberei wirklich ein großes Geschäft zu machen, benötigt man die Mitarbeit der Londoner Schiffsversicherungsgesellschaft Lloyd's, das heißt eines Angestellten von Lloyd's, also jemanden wie Lord Charnley, der von Beruf Seeversicherer bei Lloyd's ist. Hören Sie auf, mich so anzustarren, Sie bringen mich aus dem Konzept.
    Ein großer Teil wertvoller Schiffsladungen wird bei Lloyd's versichert. Charnley mußte zumindest ein Teil dieser Versicherungen bekannt sein. Er wußte Bescheid über den Wert, die Firma oder die versendende Bank und außerdem über den mutmaßlichen Versandtag und das Schiff.«
    »Aber Lord Charnley ist doch äußerst wohlhabend«, warf sie ein.
    »Lord Charnley versucht den Eindruck zu erwecken, daß er wohlhabend ist«, korrigierte ich sie. »Zugegeben, um ein Mitglied dieses alten Versicherungsclubs zu werden, mußte er nachweisen, daß er vermögend war. Aber vielleicht hat er auf die falschen Pferde gewettet oder an der Börse gespielt. Entweder braucht er Geld oder wollte er Geld bekommen. Vielleicht hat er sogar viel Geld. Aber mit Geld ist es wie mit dem Alkohol, manche Menschen vertragen es und manche nicht. Und die, die es nicht vertragen, brauchen – je mehr Geld sie haben – immer noch mehr.
    Dollmann löste das zweite Problem, den Raub der Ware und die richtigen Leute dafür. Ich möchte annehmen, daß das bei den Mitteln, über die er verfügte, gar nicht so schwierig war. Die Schiffe Ihres Mannes transportieren ihr Öl zu einigen höchst eigenartigen und finsteren Plätzen auf dieser Erde. Und dafür brauchte man fraglos einige recht eigenartige und harte Leute. Ich glaube nicht einmal, daß Dollmann die Piratenmannschaft selbst ausgesucht hat. Ich könnte mir vorstellen, daß er unseren guten Freund Kapitän Imrie auswählte, dessen Vergangenheit sich als äußerst interessant erweisen müßte, und diesem den Auftrag gab, die Skouras-Flotte zu durchkämmen und sich die geeigneten Leute für die Mannschaft auszusuchen. Als die Mannschaft aufgestellt war, warteten die Herren Skouras, Lavorski und Dollmann, bis sich ihr Opfer auf hoher See befand, steckten Sie und Ihre Stewardeß in ein Hotel, nahmen die Leute auf die ›Shangri-la‹, hielten das ausersehene Frachtschiff an, wobei sie verschiedene Tricks anwandten, die ich Ihnen später noch erzählen werde. Es gelang ihnen, an Bord zu kommen und die Schiffe zu übernehmen. Dann setzte die ›Shangri-la‹ die gefangengenommene Besatzung mit einer Wachmannschaft an Land, während die Piratenmannschaft das gekaperte Schiff zu einem Versteck führte.«
    »Das kann nicht wahr sein, das kann einfach nicht wahr sein«, murmelte sie. Es war lange her, daß ich gesehen hatte, wie eine Frau die Hände rang, aber in diesem Augenblick tat es Charlotte Skouras. Ihr Gesicht war

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