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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Ihnen, daß Sie dabei getötet werden. Ich bitte Sie, tun Sie es nicht!« Sie schien sehr sicher zu sein, daß man mich umbringen würde.
    »Ich muß, Charlotte. Mir bleibt keine Zeit mehr. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Bitte.« Ihre braunen Augen schwammen in Tränen. Ich konnte es kaum glauben. »Bitte Philip, mir zuliebe.«
    »Nein.« Eine Träne fiel auf meinen Mundwinkel; sie schmeckte so salzig wie Meerwasser. »Alles sonst auf der Welt, aber nicht das.«
    Langsam erhob sie sich, die Arme hingen müde herunter und Tränen strömten über ihre Wangen. Sie sagte tonlos: »Das ist der verrückteste Plan, von dem ich je in meinem Leben gehört habe.« Sie drehte sich um, machte das Licht aus und verließ den Raum.
    Ich lag da und starrte in die Dunkelheit. Sie hatte durchaus recht, die Lady, mit dem, was sie gesagt hatte. Das war tatsächlich der verrückteste Plan, von dem ich je in meinem Leben gehört hatte. Ich war nur froh, daß ich ihn nicht auszuführen brauchte.

Z EHNTES K APITEL
    Donnerstag bis Freitag Tagesanbruch
    L aßt mich schlafen«, sagte ich und weigerte mich, die Augen zu öffnen. »Ich bin tot.«
    »Komm schon, komm schon.« Wieder ein hartes Schütteln. Eine Hand wie eine Kohlenschaufel. »Auf!«
    »O mein Gott!« Ich machte vorsichtig ein Auge auf. »Wie spät ist es?«
    »Kurz vor zwölf. Ich kann Sie nicht länger schlafen lassen.«
    »Mittag! Ich wollte doch um fünf Uhr früh geweckt werden. Wissen Sie nicht …«
    »Kommen Sie her.« Er ging zum Fenster. Ich versuchte aus dem Bett herauszukommen. Meine Beine waren steif. Ich mußte während des Schlafes operiert worden sein. Ohne Narkose. Die war in meinem Zustand gar nicht nötig. Irgend jemand hatte mir die Knochen aus den Beinen herausoperiert. Ich war fix und fertig. Hutchinson nickte in Richtung auf das Fenster. »Was halten Sie davon?«
    Ich blickte hinaus in eine graue trübe Welt und sagte gereizt: »Was erwarten Sie denn, daß ich in diesem verdammten Nebel sehen soll?«
    »Den Nebel.«
    »Ich verstehe«, sagte ich blöde. »Den Nebel.«
    »Der Wetterbericht für die Schiffahrt um zwei Uhr nachts«, sagte Hutchinson und machte den Eindruck, als ob er sich in großer Geduld übe, »meldet, daß sich der Nebel in den frühen Morgenstunden heben würde. Nun, der gottverdammte Nebel hat sich in den frühen Morgenstunden nicht gehoben.«
    Langsam klärte sich mein schlaftrunkener Kopf. Ich fluchte und griff nach dem Anzug, der am wenigsten schmutzig war. Er war feucht, klamm und kalt, aber ich nahm es kaum wahr. Es sei denn im Unterbewußtsein. Meine Gedanken waren mit etwas anderem beschäftigt. Montagnacht hatten sie die ›Nantesville‹ bei seichtem Wasser versenkt. Das bedeutete, daß sie kaum eine Möglichkeit hatten, noch in dieser Nacht oder Dienstagnacht daran zu arbeiten. Das Wetter war selbst in dem geschützten Hafen von Torbay schlimm genug gewesen, Gott allein wußte, wie es zu diesem Zeitpunkt in Beul nan Uamh gewesen war. Aber in der vergangenen Nacht hätten sie anfangen können. Und sie hatten in der letzten Nacht auch angefangen, denn das Tauchboot war nicht im Bootshaus von Dubh Sgeir gewesen. Berichte von den Eigentümern der ›Nantesville‹ hatten ergeben, daß der Panzerschrank des Schiffes verhältnismäßig alt war, nicht aus gehärtetem Stahl, und daß man ihn mit dem richtigen Werkzeug innerhalb von zwei Stunden ohne weiteres öffnen konnte. Lavorski und Genossen würden sicher über das richtige Werkzeug verfügen. Den Rest der vergangenen Nacht dürften sie damit zugebracht haben, den größten Teil der Goldbarren nach oben zu bringen. Aber selbst wenn sie drei Taucher und ständige Ersatzleute die ganze Zeit eingesetzt hatten, war ich ziemlich sicher, daß sie auf keinen Fall die ganzen achtzehn Tonnen hatten nach oben bringen können. Schließlich waren Marinebergungsarbeiten mein Job gewesen, ehe Onkel Arthur mich holte. Sie mußten zumindest noch eine weitere Nacht oder den größten Teil davon arbeiten, da sie nur nach Sonnenuntergang wagen konnten, die Beute zu bergen, wenn niemand sie sehen konnte. Aber auch in diesem dichten Nebel konnte sie niemand sehen. Das war genauso gut, als ob man ihnen eine Nacht geschenkt hätte.
    »Wecken Sie Onkel Arthur und sagen Sie ihm, daß wir uns mit der ›Firecrest‹ auf den Weg machen.«
    »Er wird mitkommen wollen.«
    »Er muß hierbleiben. Er weiß verdammt genau, daß er hierbleiben muß. Sagen Sie ihm nur, Beul nan Uamh.«
    »Nicht Dubh Sgeir?

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