Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
Nicht zum Bootshaus?«
    »Sie wissen ganz genau, daß wir nicht vor Mitternacht dorthin dürfen.«
    »Das hatte ich vergessen«, sagte Hutchinson langsam. »Stimmt, wir können dort unmöglich vor Mitternacht hinfahren.«
    Beul nan Uamh benahm sich nicht so, wie man es aufgrund seines gefürchteten Rufes erwarten sollte. An diesem Nachmittag war das Wetter träge, und nur ganz leichte Wellen kamen von Südwesten her. Wir kreuzten von Ballara bis zum äußersten Norden der Ostküste von Dubh Sgeir und krochen dann zentimeterweise mit minimalster Kraft nach Süden. Wir hatten die Maschine so eingestellt, daß der Unterwasserauspuff benutzt wurde, und im Steuerhaus konnten wir kaum das Klopfen der Dieselmaschine hören. Selbst als wir beide Türen des Steuerhauses weit öffneten, konnten wir es nur gerade eben vernehmen. Der Grund, warum wir die Türen des Steuerhauses geöffnet hatten, war aber nicht der, unseren eigenen Maschinenlärm nicht zu hören.
    Zu diesem Zeitpunkt hatten wir fast die Hälfte des östlichen Teiles des wunderbar ruhigen Wassers durchfahren, das normalerweise von dem wilden Getöse des Beul nan Uamh begrenzt war. Es war die gleiche Stelle, die Williams und ich am vergangenen Nachmittag vom Hubschrauber aus beobachtet hatten. Zum erstenmal zeigte Hutchinson Anzeichen aufkommender Sorge. Fast nie blickte er durch das Fenster des Steuerhauses, und nur ganz selten sah er einmal auf den Kompaß. Er steuerte fast ausschließlich nach der Karte und dem Echolot.
    »Sind Sie sicher, daß sich das Schiff auf dieser vierzehn Faden tiefen Bank befindet, Calvert?«
    »Da muß es ein. Zum Teufel, nur da kann es sein. Dort bei der sieben Faden tiefen Bank ist der Seeboden ziemlich flach, aber dort wäre nicht genügend Tiefe vorhanden, um bei Ebbe die Schiffsaufbauten und Masten zu verbergen. Von dort bis zu der Stelle von vierzehn Faden befindet sich praktisch ein Riff. Und hinter der Bank geht die Tiefe sofort auf fünfunddreißig Faden. Tief genug, um ein Schiff dort umdrehen zu können. In solchen Tiefen kann man aber nur mit besonderen Spezialausrüstungen operieren.«
    »Das ist eine verdammt schmale Bank«, grollte er. »Wie konnten sie wissen, daß das versenkte Schiff genau dort zu liegen kam, wo sie es haben wollten?«
    »Die wußten es. Bei absolut ruhigem Wasser kann man sicher sein.«
    Hutchinson stellte die Maschine auf Leerlauf und ging nach draußen. Ruhig machten wir unseren Weg durch die graue trübe Welt. Die Sichtverhältnisse gingen nicht über die Schiffsbreite hinaus. Das gedämpfte Klopfen der Dieselmaschine trug nur dazu bei, die unwirkliche Ruhe noch zu verstärken. Hutchinson kam ins Steuerhaus zurück. Seine massige Figur bewegte sich so ruhig wie immer.
    »Ich fürchte, Sie haben recht. Mir kommt es so vor, als hätte ich Motorengeräusche gehört.«
    Ich lauschte, und dann konnte ich es auch hören. Das unverkennbare Rattern eines Luftkompressors. Ich sagte: »Was heißt, Sie fürchten, ich habe recht?«
    »Das wissen Sie verdammt genau.« Er gab etwas Kraft voraus und steuerte hart Backbord, so daß wir langsam wieder ins tiefere Wasser kamen. »Sie wollen doch da 'runter.«
    »Halten Sie mich für verrückt? Glauben Sie, ich will da 'runter? Zum Teufel, ich will überhaupt nicht da 'runter – aber Sie wissen genausogut wie ich, daß ich da 'runter muß. Und Sie wissen auch warum. Wollen Sie, daß die Kerle mit ihrer Arbeit fertig werden, alles in Dubh Sgeir verladen und die ganze Bande längst zum Teufel ist, ehe wir um Mitternacht dort sein können?«
    »Die Hälfte, Calvert. Nehmen Sie die Hälfte von dem, was uns zusteht. Bei Gott, Mann, wir tun ja überhaupt nichts.«
    Ich einigte mich mit ihm auf ein großes Bier im Columba-Hotel in Torbay. »Konzentrieren Sie sich nur darauf, diesen Kahn hier genau an der Stelle zu halten, wo er sein soll. Ich möchte den Rest meines Lebens nicht damit zubringen, im Atlantik herumzuschwimmen, wenn ich wieder von der ›Nantesville‹ auftauche.«
    Er sah mich mit einer Miene an, die besagte, »falls überhaupt …« Aber er schwieg. Er drehte nach Süden in Richtung auf das Tauchboot zu. Wir konnten die ganze Zeit aus der Entfernung den Kompressor hören. Dann drehte er etwas nach Westen und steuerte die ›Firecrest‹ mit Geschick und Präzision genau auf die Stelle zu, von der das Geräusch kam. »Knapp zweihundert Meter«, sagte er.
    »Ungefähr. Ziemlich schwer im Nebel auszumachen.«
    »Nord zweiundzwanzig klar Ost. Anker

Weitere Kostenlose Bücher