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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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unsere Freunde an Bord der ›Nantesville‹ auch sein mögen, Idioten sind sie auf keinen Fall. Sie werden mittlerweile herausgefunden haben, daß ich nur mit einem Schlauchboot zu ihnen aufs Schiff kommen konnte. Sie wissen außerdem ganz genau, daß es sich nicht um irgendeinen Neugierigen aus der Umgebung gehandelt hat, der auf ihrem Schiff herumgelaufen ist. Leute aus der Umgebung, die sich ein Abenteuer oder einen Spaß machen wollen, pflegen sich nicht an Bord verankerter Schiffe herumzutreiben. Außerdem würde sich niemand aus der hiesigen Gegend auch nur in die Nähe von Beul nan Uamh – dem Schlund des Grabes – wagen, weder bei Tag und noch weniger bei Nacht. Selbst der Lotse sagte, daß dieser Platz einen üblen Ruf hat. Und kein Bewohner der hiesigen Inseln wäre so angezogen herumgelaufen wie ich, hätte sich so benommen, wie ich mich benommen habe, oder hätte das Schiff so verlassen, wie ich es verlassen habe. Ein Einheimischer wäre schon längst tot gewesen.«
    »Das würde mich nicht wundern. Und was sonst?«
    »Also, wir beide sind keine Einheimischen. Wir sind Freunde. Auf keinen Fall würden wir in einem Hotel oder in einer Pension wohnen, wir wären zu beengt und könnten uns nicht bewegen. Wir müßten aller Wahrscheinlichkeit nach über ein Boot verfügen. Nun, wo würde sich unser Boot wohl befinden? Nicht nördlich von Loch Houron, denn die Wettervorhersage versprach einen Südwestwind von Stärke sechs, der sich langsam auf sieben verstärkt. Kein Schiff wäre so tollkühn, sich bei einem solchen Wetter dort aufzuhalten. Der einzige feste Grund, der flach genug ist, um eine sichere Verankerung zuzulassen, in der anderen Richtung, in der Nähe des Sunds, etwa vierzig Meilen entfernt, liegt bei Torbay – das ist nur vier oder fünf Meilen von dem Platz entfernt, wo die ›Nantesville‹ am Ausgang des Loch Houron lag. Wo würdest du denn nach uns suchen?«
    »Ich würde nach einem Boot suchen, das in der Nähe von Torbay ankert. Welche Waffe möchtest du haben?«
    »Ich will keine Waffe, und du willst auch keine. Leute wie wir tragen keine Waffen.«
    »Meeresbiologen tragen keine Waffen«, nickte er. »Angehörige des Landwirtschafts- und Fischereiministeriums tragen auch keine Waffen. Beamte sind über solche Dinge erhaben. Also werden wir uns geschickt verhalten. Schließlich bist du der Chef.«
    »Ich fühle mich gar nicht mehr so schlau. Und ich möchte eine Wette abschließen, daß ich bald nicht mehr der Chef sein werde. Nicht, nachdem Onkel Arthur gehört hat, was ich ihm zu erzählen habe.«
    »Mir hast du bis jetzt überhaupt noch nichts erzählt.« Er schloß den Verband am Oberschenkel und richtete sich auf. »Wie fühlst du dich jetzt?«
    »Besser. Danke. Noch besser werde ich mich fühlen, wenn du endlich die Flasche entkorkt hast. Zieh dir einen Pyjama an oder etwas Ähnliches. Leute, die man mitten in der Nacht voll angekleidet auf ihrem Schiff vorfindet, sehen verdächtig aus.« Ich rieb meinen Kopf so energisch, wie meine wunden Arme dazu in der Lage waren, mit dem Handtuch ab. »Es gibt nicht sehr viel zu erzählen, und alles, was es zu erzählen gibt, ist nicht gut.« Er goß mir einen starken Drink ein und nahm sich selbst einen schwächeren, dann gab er etwas Wasser dazu. Es schmeckte so, wie Whisky immer schmeckt, wenn man stundenlang geschwommen ist, gerudert hat und bei der Gelegenheit beinah umgebracht worden wäre.
    »Ich bin ohne große Schwierigkeiten hingekommen. Ich habe mich hinter Carrara versteckt, bis es dunkel geworden ist, und bin dann zur ›Bogha Nuadh‹ gepaddelt. Dort habe ich das Boot gelassen und bin unter Wasser bis zum hinteren Ende des Schiffes geschwommen. Es handelte sich tatsächlich um die ›Nantesville‹. Name und Flagge waren zwar anders, ein Mast weniger war zu erkennen, und die Aufbauten waren jetzt schwarz, aber es handelte sich um dasselbe Schiff. Fast hätte ich es nicht geschafft. Es war ganz kurz vor dem Wechsel der Gezeiten, und ich mußte, um gegen die Strömung anzukommen, fast dreißig Minuten lang schwimmen. Bei Flut oder Ebbe muß es dort schrecklich sein.«
    »Man sagt, daß es der schlimmste Ort an der ganzen Westküste ist, sogar noch schlimmer als Coirebhreachan.«
    »Ich möchte nicht der erste sein, der das genau feststellt. Ich mußte mich hinten am Schiff erst einmal zehn Minuten lang festhalten, ehe ich genug Kraft hatte, das Tau hochzuwerfen und daran hinaufzuklettern.«
    »Du hast aber verdammt viel

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