Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
riskiert.«
    »Es war fast dunkel. Außerdem«, fügte ich bitter hinzu, »gibt es einige Vorsichtsmaßnahmen, an die intelligente Menschen nicht denken, wenn sie es mit Verrückten zu tun haben. Hinten in den Aufenthaltsräumen befanden sich nur zwei oder drei Leute. Nur ganz wenig Besatzung war an Bord. Sieben oder acht Mann. Nicht mehr. Die gesamte ehemalige Besatzung war vollständig verschwunden.«
    »War denn gar nichts von ihnen zu sehen?«
    »Nichts. Weder tot noch lebendig, nichts war von ihnen zu sehen. Dann hatte ich auch noch zusätzlich Pech. Als ich die hinteren Kabinen verließ, um zur Brücke zu gehen, kam jemand nur wenige Schritte von mir entfernt an mir vorüber. Ich winkte leicht und murmelte etwas vor mich hin. Der andere antwortete, ich weiß nicht mehr, was. Ich folgte ihm zu seiner Kabine und beobachtete, wie er in der Kombüse einen Telefonhörer abnahm und schnell und eindringlich hineinsprach. Er sagte, daß einer von der ehemaligen Besatzung sich versteckt haben müßte und jetzt zu fliehen versuche. Ich konnte ihn an dem Gespräch nicht hindern, denn er stand die ganze Zeit mit dem Gesicht zur Tür und hielt außerdem eine Pistole in der Hand. Ich mußte jetzt schnell handeln und ging zum Brückenaufbau.«
    »Was hast du gemacht? Als du bereits wußtest, daß sie dich entdeckt hatten? Ich kann nur sagen, du mußt dringend mal zum Arzt gehen und dein verdammtes Gehirn untersuchen lassen.«
    »Onkel Arthur wird es noch unfreundlicher formulieren. Aber das war die einzige Chance, die ich je haben würde, und ich war überzeugt, daß die anderen sich nicht zu sehr den Kopf zerbrechen würden, wenn sie glaubten, daß es sich bei mir nur um ein verängstigtes Besatzungsmitglied handelte. Wenn dieser Bursche mich in meinem klatschnassen Taucheranzug gesehen hätte, hätte er mich in ein Sieb verwandelt. Er war sich nicht ganz sicher. Auf dem Weg nach vorn kam ich an einem Mann vorbei. Ich nehme an, daß er den Brückenaufbau bereits verlassen hatte, ehe der Alarm durchgegeben war. Ich blieb an der Brücke nicht stehen, sondern ging weiter nach vorn und versteckte mich hinter dem Unterstand des Kranführers. Ungefähr zehn Minuten lang herrschte ein großes Durcheinander. Taschenlampen suchten die Brücke ab, und dann sah und hörte ich, wie sich die Männer langsam nach hinten verzogen, wahrscheinlich dachten sie, ich wäre noch dort.
    Ich ging durch alle Offizierskabinen, die bei der Brücke lagen. Kein Mensch war zu sehen. In einer Kabine, ich glaube, es war die eines Ingenieurs, entdeckte ich zertrümmerte Möbel und einen Teppich, auf dem sich große Blutflecken befanden. Eine Kabine weiter, es war die des Kapitäns, war die Schlafkoje blutverschmiert.«
    »Man hatte sie doch gewarnt, keinen Widerstand zu leisten.«
    »Ich weiß, und dann fand ich Baker und Delmont.«
    »Also hast du sie gefunden, Baker und Delmont.«
    Hunsletts Augen waren überschattet, und er starrte auf das Glas in seiner Hand. Ich wünschte mir, daß sich irgendein Ausdruck auf seinem düsteren Gesicht zeigen würde.
    »Delmont muß noch im letzten Augenblick versucht haben, ein Notsignal zu geben. Sie waren gewarnt worden, es nicht zu tun, es sei denn, daß höchste Gefahr bestünde. Das bedeutet also, daß sie entdeckt worden sind. Er ist von hinten mit einem eineinhalb Zentimeter breiten Meißel erstochen und dann in den hinter der Funkerkabine liegenden Schlafraum des Funkoffiziers gezerrt worden. Einige Zeit später muß Baker hereingekommen sein. Er trug eine Kapitänsuniform, ein letzter verzweifelter Versuch, sich zu verkleiden, nehme ich an. Er hatte einen Revolver in der Hand, aber er sah in die falsche Richtung, und auch der Revolver zielte in die falsche Richtung. Auch er hatte einen Meißel im Rücken.«
    Hunslett goß sich den zweiten Drink ein. Diesmal einen viel größeren. Hunslett trank nur ganz selten. Die Hälfte der Flüssigkeit trank er in einem Zug aus. Dann sagte er: »Aber nicht alle waren nach hinten gegangen. Sie hatten noch ein Empfangskomitee zurückgelassen.«
    »Sie sind sehr geschickt und sehr gefährlich. Vielleicht sind sie eine Klasse besser als wir, oder zumindest als ich. Das Empfangskomitee bestand aus einem Mann, aber da dieser Mann ein solcher Brocken war, wäre ein zweiter auch überflüssig gewesen. Ich weiß, daß er Baker und Delmont umgebracht hat. Ich selbst werde nie wieder viel Glück haben.«
    »Du bist ja noch davongekommen, deine Glückssträhne war noch nicht ganz zu

Weitere Kostenlose Bücher