Das Mörderschiff
kann es unter Umständen gestimmt haben. Vielleicht gibt es keine intakten Sender mehr in Torbay, vielleicht haben unsere Freunde die Polizei nur an Land gesetzt und kommen direkt zu uns zurück.«
»Könnte sein. Aber die Jachten dort sind alle kleiner als die ›Firecrest‹. Außer uns gibt es nur noch eine mit einem eigenen Steuerhaus, die anderen werden ihre Sender im Salon haben. Viele von ihnen schlafen gleichzeitig im Salon. In dem Fall würden die Eigentümer erst mal eins über den Kopf bekommen müssen, ehe man sich ihrem Radio zuwenden könnte. Das hätten sie nie tun können, solange sich MacDonald an Bord befand.«
»Bist du bereit, deine Pension zu verwetten? Vielleicht ging MacDonald nicht jedesmal mit an Bord.«
»Ich werde bestimmt nie alt genug, um meine Pension zu erhalten. Aber vielleicht nimmst du trotzdem besser deine Pistole mit.«
Die ›Firecrest‹ war gerade etwas über drei Jahre alt. Die Werft in Southampton und die Marineradiofirma, die sich bei ihrem Bau zusammengetan hatten, taten dies unter der Bedingung absoluter Geheimhaltung nach einem Plan, den sie von Onkel Arthur erhalten hatten. Der Plan stammte nicht von Onkel Arthur selbst, obwohl er dies den wenigen Menschen, die von der Existenz des Schiffes wußten, niemals mitgeteilt hatte. Ein von den Japanern erbautes, unter indonesischer Flagge segelndes Fischerboot, das mit Maschinenschaden in der Nähe der malaiischen Küste aufgebracht wurde, war der Anlaß. Nur eine Maschine funktionierte nicht, und obwohl zwei eingebaut waren, war das Boot manövrierunfähig; eine eigenartige Sache, die den aufgeweckten Ingenieurleutnant der Fregatte, die das Schiff aufgebracht hatte, veranlaßte, es sich sehr genau anzusehen. Abgesehen davon, daß er diese fabelhafte Idee an Onkel Arthur weitergab, gipfelte das Endresultat seiner Untersuchungen darin, daß die Besatzung noch immer in einem Kriegsgefangenenlager in Singapur schmachtete.
Die Karriere der ›Firecrest‹ hatte einen unterschiedlichen und ruhmlosen Verlauf. Einige Zeit kreuzte sie in der Ostsee, ohne etwas zu erreichen, bis die Behörden in Memel und Leningrad ihres Anblicks müde wurden, die ›Firecrest‹ zur Persona non grata erklärten und sie nach England zurückschickten. Onkel Arthur war wütend, besonders weil er sich mit einem knausrigen Staatssekretär über die entstandenen erheblichen Kosten herumstreiten mußte. Dann hatte die Wasserschutzpolizei mit dem Boot versucht, Schmuggler zu fangen, und es dann ohne Dank zurückgegeben. Keine Schmuggler. Jetzt könnte es sich zum erstenmal bewähren, und unter anderen Umständen wäre Onkel Arthur begeistert gewesen. Wenn er erst einmal gehört hatte, was ich ihm erzählen mußte, dann würde es ihm nicht schwerfallen, seine Freude zu unterdrücken.
Was die ›Firecrest‹ so einmalig machte, war, daß sie, obwohl sie zwei Schrauben besaß, nur eine Maschine hatte. Zwei Maschinenkörper, aber nur eine Maschine, obgleich diese eine Maschine eine Spezialmaschine war, die mit einem speziellen Unterwasserauslaßventil bestückt war. Eine einfache Sache. Lediglich das Loslösen der Treibstoffzuleitung zur Benzinpumpe und das Abschrauben von vier Muttern – (der Rest war Attrappe) – ermöglichte es, den gesamten Zylinderkopf der an Steuerbord befindlichen Maschine abzuheben, und zwar zusammen mit allen Verbindungsleitungen und Injektoren. Mit der Unterstützung eines über zwanzig Meter langen teleskopischen Radiomastes, der innerhalb unseres Aluminium-Vordermastes untergebracht war, hätte der große glänzende Sender, der achtzig Prozent des Raumes innerhalb unseres Steuerbordmaschinengehäuses einnahm, falls nötig, dazu genügt, ein Signal auf den Mond zu schicken. Wie Thomas bemerkt hatte, hatten wir genug Reservekraft. Und wie die Situation jetzt war, wollte ich kein Signal zum Mond senden, nur zu Onkel Arthurs kombinierter Büro-Wohnung in Knightsbridge.
Die anderen zwanzig Prozent des Platzes waren von einer Kollektion verschiedener Dinge ausgefüllt, die selbst der stellvertretende Leiter von New Scotland Yard nicht ohne eine gewisse Besorgnis betrachtet hätte. Unter anderem waren da einige kleine Päckchen vorfabrizierter Sprengladung, die zugleich über eine chemische Zündvorrichtung verfügten, deren Zündungsmechanismus von fünf Sekunden bis zu fünf Minuten reichte. Vervollkommnet wurde diese durch Ansaugklammern. Ferner befand sich darunter ein ausgezeichnetes Sortiment von Einbruchswerkzeugen, ganze
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