Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
aufgeben kann, vorausgesetzt, daß ich in dem Augenblick nicht aktiv an einer Operation teilnehme. Sie haben mich soeben von meinem Job abgezogen und nach London zurückgerufen. Meine Kündigung wird sich, sobald die Post hier wieder funktioniert, auf ihrem Schreibtisch befinden. Baker und Delmont waren nicht Ihre Freunde. Sie waren meine Freunde. Sie waren meine Freunde, seit ich in den Dienst eintrat. Sie haben die Unverschämtheit, dazusitzen und die ganze Schuld für den Tod dieser beiden auf meine Schultern zu laden, obgleich Sie verdammt genau wissen, daß jede Operation, die wir unternehmen, von Ihnen letzten Endes genehmigt werden muß. Und jetzt nehmen Sie sich auch die letzte Unverschämtheit heraus und berauben mich der Möglichkeit, meine Rechnung hier in Ordnung zu bringen. Ich habe Ihre ganze verdammte Dienststelle satt. Auf Wiedersehen.«
    In seiner Stimme war jetzt ein vorsichtiger, beinah drängender Unterton zu vernehmen. »Es ist doch kein Grund vorhanden, gleich verrückt zu spielen.« Ich bin ganz sicher, daß bis jetzt niemand so mit dem Konteradmiral Sir Arthur Arnford-Jason gesprochen hatte, aber er schien sich deshalb nicht sonderlich aufzuregen. Er war so schlau wie ein Fuchs, und mit seiner schnellen und wendigen Auffassungsgabe würde er alle Möglichkeiten mit der Geschwindigkeit einer Rechenmaschine zusammengezählt und sich überlegt haben, ob ich hier ein Spiel spiele, und falls ich es spiele, wieweit er an diesem Spiel teilnehmen konnte, ohne daß er mir die Möglichkeit gab, von dem Abgrund, an dem ich mich befand, zurückzuweichen. Endlich sagte er ruhig: »Sie wollen doch nicht nur dort bleiben, um Tränen zu vergießen, Sie haben doch etwas vor.«
    »Ja, Sir. Ich habe etwas vor.« Ich hätte in diesem Augenblick gern gewußt, was um Gottes willen ich wirklich vorhatte.
    »Also, ich gebe Ihnen vierundzwanzig Stunden Zeit, Caroline.«
    »Achtundvierzig.«
    »Achtundvierzig, und dann kommen Sie nach London zurück. Sie geben mir Ihr Wort?«
    »Ich verspreche es Ihnen.«
    »Und, Caroline?«
    »Sir?«
    »Ich nehme es Ihnen nicht übel, wie Sie gerade mit mir gesprochen haben. Ich hoffe, daß wir niemals mehr eine Wiederholung erleben werden.«
    »Nein, Sir. Es tut mir leid.«
    »Achtundvierzig Stunden. Erstatten Sie mir mittags und um Mitternacht Bericht.« Ein Klick, und Onkel Arthur war aus der Leitung verschwunden.
    Ein ungewisses Morgengrauen war am Himmel, als ich wieder an Deck ging. Ein kalter, peitschender Regen fiel auf die See nieder. Die ›Firecrest‹ schwankte an ihrer Ankerkette hin und her und beschrieb dabei einen Bogen von etwa vierzig Grad. Sie schlingerte schwer am äußersten Ende des Kreises. An der Ankerkette ging sie wie eine Wippe auf und nieder. Beunruhigt fragte ich mich, wie lange die Stricke, mit denen ich das Dinghi, den Außenbordmotor und den Schwimmanzug an der Kette befestigt hatte, diese Bewegungen aushalten würden.
    Hunslett befand sich hinter dem Salon, er verbarg sich dahinter, um ein wenig Schutz vor dem Wetter zu suchen. Er sah mich kommen und sagte: »Was hältst du denn davon?« Er zeigte auf die glänzenden Umrisse der ›Shangri-la‹, die einen Augenblick links und einen Augenblick rechts von uns auftauchten. Ihre Lichter brannten hell im vorderen Teil der Aufbauten, dort, wo sich das Steuerhaus befand.
    »Irgend jemand, der eine schlaflose Nacht hat«, sagte ich, »oder der nachsieht, ob der Anker nachgibt. Was glaubst du, wer es ist? Unsere späten Gäste, die jetzt die Radioeinrichtung der ›Shangri-la‹ mit Brecheisen zertrümmern? Vielleicht lassen sie die ganze Nacht das Licht brennen.«
    »Die Lichter gingen erst vor zehn Minuten an, und schau, jetzt sind sie aus. Komisch. Wie bist du denn mit Onkel zurechtgekommen?«
    »Schlecht. Erst warf er mich hinaus, und dann änderte er seine Meinung. Wir haben noch achtundvierzig Stunden Zeit.«
    »Achtundvierzig Stunden? Was willst du denn in achtundvierzig Stunden tun?«
    »Gott weiß, was. Erst muß ich einmal schlafen und du auch, es ist auf jeden Fall viel zu hell, um jetzt Gäste zu erwarten.«
    Als wir durch den Salon gingen, sagte Hunslett beiläufig: »Ich habe nachgedacht. Was hast du eigentlich von dem Wachtmeister MacDonald gehalten, dem jungen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er war so bedrückt, so niedergeschlagen, als ob irgend etwas auf seinen Schultern läge.«
    »Vielleicht ist er so wie ich, vielleicht steht er nicht gern mitten in der Nacht auf, vielleicht hat er Ärger

Weitere Kostenlose Bücher