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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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aufgestellten Regeln der Verschleierung bei den Gesprächen zu beachten, ließen seine Wut und seinen Ärger erkennen. »Nach Norden, wohin? Nach Island? In einen norwegischen Fjord? Oder wird das Umladen der Ware irgendwo in einer Million Quadratmeilen zwischen dem mittleren Atlantik und der Baringsee vorgenommen? Und Ihnen ist das Schiff entkommen. Nach all der Zeit und dem Ärger, der Planung und den Kosten ist es Ihnen einfach entwischt!« Er hätte mir die Sache mit der Planung ersparen können, denn das war immerhin meine Angelegenheit gewesen. »Und Betty und Dorothy.« Die letzten Worte zeigten, daß er sich wieder beherrschte.
    »Ja, Annabelle, es ist mir entwischt.« Ich konnte jetzt fühlen, wie der Ärger langsam in mir hochstieg. »Und es kommt noch viel schlimmer, wenn Sie weiter zuhören wollen.«
    »Ich höre zu.«
    Ich erzählte ihm alles, und zum Schluß sagte er: »Ich verstehe, das Schiff ist Ihnen entkommen, Betty und Dorothy haben Sie verloren, und jetzt wissen auch unsere Freunde von Ihrer Existenz. Das einzige lebenswichtige Element der Geheimhaltung ist ein für allemal dahin, und jeder Nutzen und jeder Sinn, den Sie selbst in dieser Sache gehabt haben, ist völlig zunichte gemacht.« Eine Pause. »Ich erwarte Sie in meinem Büro heute abend um neun Uhr. Instruieren Sie Harriett, daß sie das Boot zur Basis zurückbringt.«
    »Ja, Sir.« Zum Teufel mit Annabelle. »Ich hatte das erwartet. Ich habe einen Fehler begangen. Ich habe Sie enttäuscht. Und ich werde von dem Job abgezogen.«
    »Um neun Uhr heute abend, Caroline. Ich werde auf Sie warten.«
    »Dann werden Sie sehr lange warten, Annabelle.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Wenn Onkel Arthur über eine leise, seidenweiche Stimme verfügt hätte, dann würde er diese Worte mit einer leisen, seidenweichen Stimme gesprochen haben. Er verfügte aber nicht darüber, sondern er sprach weiter in einer monotonen flachen Weise, die weit mehr Gesicht und Autorität verbreitete als jede noch so sorgsam einstudierte melodische Bühnenstimme.
    »Es gibt keine Flugzeuge an diesem Ort, Annabelle, und das Postschiff kommt innerhalb der nächsten vier Tage nicht zurück. Das Wetter wird immer schlechter, und ich möchte nicht, daß wir unser Boot dazu benutzen, um zum Festland zu kommen. Es tut mir leid, aber für den Augenblick sitze ich hier fest.«
    »Halten Sie mich für einen vollkommenen Idioten, Sir?« Jetzt fing er an, wütend zu werden. »Gehen Sie morgen früh an Land, ich werde Ihnen gegen Mittag einen Rettungshelikopter schicken, der Sie aufnimmt. Um neun Uhr morgen abend in meinem Büro, und lassen Sie mich nicht warten.« Da hatte ich es nun. Aber ich machte noch einen letzten Versuch.
    »Können Sie mir nicht noch weitere vierundzwanzig Stunden geben?«
    »Sie benehmen sich blödsinnig, und außerdem verschwenden Sie meine Zeit. Auf Wiedersehen.«
    »Ich bitte Sie, Sir.«
    »Ich hätte Sie für intelligenter gehalten.«
    »Auf Wiedersehen. Vielleicht treffen wir uns einmal wieder. Ich glaube es nicht.«
    Ich hatte den Sender abgestellt, eine Zigarette angezündet und wartete. Eine halbe Minute später kam das Anrufzeichen wieder, ich wartete noch eine halbe Minute, und dann stellte ich den Sender wieder an. Ich war sehr ruhig. Die Würfel waren gefallen, und mir war alles egal.
    »Caroline? Sind Sie es, Caroline?« Ich hätte darauf schwören können, eine gewisse Erregung aus seiner Stimme herauszuhören. Das war etwas, was man wirklich rot im Buch ankreuzen mußte.
    »Ja?«
    »Was sagten Sie eben? Was sagten Sie am Schluß?«
    »Auf Wiedersehen, Sie sagten auf Wiedersehen, und ich sagte auf Wiedersehen.«
    »Machen Sie jetzt keinen Blödsinn mit mir, Sir. Sie sagten …«
    »Wenn Sie wollen, daß ich mich morgen an Bord des Helikopters begeben soll«, erwiderte ich, »dann müssen Sie schon eine Wachmannschaft mit dem Piloten schicken, eine bewaffnete Wachmannschaft. Ich hoffe, daß sie gut ist, ich habe eine Luger, und Sie wissen, daß ich damit umgehen kann. Und wenn ich jemanden umbringen muß und deswegen vor Gericht stehe, dann werden Sie neben mir stehen, denn es gibt keine Straftat, die selbst Sie mit all ihren Verbindungen gegen mich vorbringen könnten. Nichts berechtigt Sie, Leute auszusenden, um mich festzunehmen. Mich, einen unschuldigen Menschen. Außerdem betrachte ich mich nicht länger als in Ihrem Dienst stehend. Die Bedingungen meines Beamtenvertrages sagen ganz klar, daß ich zu jedem Zeitpunkt meine Stellung

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