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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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mit seinem Mädchen, und wenn er den hat, dann muß ich dir leider sagen, daß mich das Liebesleben des Wachtmeisters MacDonald heute nicht im geringsten interessiert. Gute Nacht.«
    Ich hätte mehr auf Hunslett hören sollen. Seinetwegen.

D RITTES K APITEL
    Dienstag: zehn Uhr bis zweiundzwanzig Uhr
    I ch brauche meinen Schlaf genauso wie jeder andere. Zehn Stunden, vielleicht auch nur acht, und ich wäre wieder ich selbst gewesen. Vielleicht nicht gerade strahlend optimistisch und fröhlich. Die Umstände waren nicht danach. Aber zumindest so wie ein gutgehender Konzern, wachsam und aufnahmefähig. Mein Verstand hätte in der Form gearbeitet, die Onkel Arthur als das normale tiefste Niveau betrachtete, immerhin noch das Beste, was ich bieten konnte. Aber man gab mir diese zehn Stunden nicht. Nicht einmal acht. Genau drei Stunden, nachdem ich eingeschlafen war, war ich wieder hellwach. Also sagen wir besser wach. Ich hätte stocktaub, betäubt oder tot sein müssen, um bei dem Lärm und Dröhnen, das ununterbrochen aus einer Entfernung von nicht mehr als einem Meter an mein linkes Ohr drang, schlafen zu können.
    »Ahoi ›Firecrest‹! Ahoi da!« Bum, bum, bum, neben der Bootsseite. »Kann ich an Bord kommen? Ahoi, ahoi, ahoi!«
    Ich verfluchte diesen nautischen Idioten aus der Tiefe meines schlafbedürftigen Herzens, schwang meine unsicheren Beine auf den Boden und hievte mich aus meiner Koje. Ich brach fast zusammen. Es war mir, als hätte ich nur noch ein Bein, und mein Nacken schmerzte fürchterlich. Ein kurzer Blick in den Spiegel gab mir die Bestätigung meines inneren Zustandes. Ein ausgezehrtes, unrasiertes Gesicht, unnatürliche Blässe und verschwommene, blutunterlaufene Augen, mit tiefen dunklen Ringen darunter. Ich sah schnell wieder fort. Es gab vieles, was ich als erstes am Morgen ertragen konnte, aber nicht einen Anblick wie diesen.
    Ich öffnete die gegenüberliegende Tür. Hunslett schlief fest und schnarchte. Ich kehrte in meine eigene Kabine zurück und begann mir wieder den Morgenrock anzuziehen und den Schal umzubinden. Der Mensch mit der eisernen Lunge brüllte draußen immer weiter. Wenn ich mich nicht beeilte, würde er ganz schnell ›entern‹ schreien, und das wollte ich verhindern. Ich brachte mein Haar annähernd in Ordnung und machte mich dann auf den Weg an Deck.
    Es war eine kalte, nasse und windige Welt. Eine graue, häßliche, unfreundliche Welt. Warum, zum Teufel, konnten sie mich nicht weiterschlafen lassen? Der Regen fiel in Strömen und zentimeterhoch auf Deck, ehe er sich wieder mit der milchigen, schaumbedeckten See vereinte. Der Wind heulte durch die Takelage und peitschte die Wellen zu turmhohen Schaumkronen, die die Durchfahrt für ein normales Jachtbeiboot schwierig, wenn nicht gar gefährlich machten.
    Aber nichts war im geringsten schwierig oder gefährlich für das Beiboot der Jacht, das jetzt neben uns lag. Es war vielleicht nicht ganz so groß wie die ›Firecrest‹, obwohl es im Augenblick so aussah. Aber es war groß genug, um vorn eine verglaste Kabine zu haben und ein Steuerhaus, das von Instrumenten und Kontrollvorrichtungen, die einer Hochseejacht keine Schande gemacht hätten, glänzte und blitzte. Hinten befand sich eine offene Sonnenterrasse, auf der man eine ganze Fußballmannschaft ohne jede Platznot hätte unterbringen können. Ich sah drei Besatzungsmitglieder in schwarzem Ölzeug und mit lustigen französischen Marinemützen, deren schwarze Bänder über die Schultern hingen. Zwei von ihnen hatten Bootshaken, mit denen sie sich an der Reling der ›Firecrest‹ festhielten. Ein halbes Dutzend großer aufgeblasener Gummifender verhinderten, daß die ›Firecrest‹ mit ihrem gewöhnlichen Farbanstrich gegen das neben ihr liegende Boot stieß und dessen makellose weiße Farbe beschädigte. Es war nicht nötig, den Namen des Schiffes auf den Mützen der Besatzung oder am Bug des Bootes zu lesen. Es war ganz klar, daß es sich hier um das Boot handelte, das normalerweise den größten Teil des hinteren Deckraumes der ›Shangri-la‹ ausfüllte.
    Mittschiffs stand eine gedrungene Gestalt, in einer Art weißer Marineuniform, die einen riesigen Golfschirm über sich hielt, der den größten Golfchampion grün vor Neid hätte werden lassen. Diese Gestalt hörte auf, mit ihrer behandschuhten Faust gegen die Wand der ›Firecrest‹ zu schlagen und starrte mich an.
    »Ha!« Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden dieses Wort so schnauben hören. »Da sind

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