Das Mörderschiff
glaube, daß diesbezüglich alles in Ordnung ist.«
»Und Sie haben doch nicht etwa aufgegeben? Nein, nein das nicht. Dafür sind Sie zu dickköpfig und … und …«
»Stupide?«
»Wer ist der Jachtbesitzer?«
Ich sagte es ihm. Es dauerte eine ganze Weile, weil ich die Namen mit Hilfe seines verdammten Code-Buches buchstabieren mußte und weil ich ihm eine sehr ausführliche Beschreibung von allem gab, was Skouras zu mir gesagt hatte und außerdem, was mir MacDonald über Skouras berichtet hatte. Als seine Stimme wieder im Äther erklang, war sie übervorsichtig und wachsam. Da er mich nicht sehen konnte, erlaubte ich mir ein zynisches Grinsen. Selbst für Kabinettsminister war es schwierig, von Skouras zum Dinner eingeladen zu werden, aber die Staatssekretäre, die Männer, bei denen die wahre Macht der Regierung lag, fanden dort praktisch alle ihre eigenen gravierten Serviettenringe. Staatssekretäre waren das Verderben im Leben von Onkel Arthur.
»Sie werden dort außerordentlich vorsichtig sein müssen, Caroline.«
»Betty und Dorothy kommen nicht mehr nach Hause, Annabelle. Jemand muß dafür bezahlen. Ich will, daß jemand dafür bezahlt. Sie wollen es auch, wir alle wollen es.«
»Aber es ist unvorstellbar, daß ein Mann in seiner Position, ein Mann von seinem Reichtum …«
»Es tut mir leid, Annabelle, ich verstehe kein Wort.«
»Aber dieser Mann! Verdammt noch mal, ich kenne ihn gut, Caroline, wir dinieren zusammen. Wir nennen uns beim Vornamen. Ich kenne seine derzeitige Frau sogar noch besser. Eine ehemalige Schauspielerin. Philanthrop wie er. Ein Mann, der dort bereits seine fünfte Saison verbringt. Würde ein solcher Mann, noch dazu ein Millionär, seine ganze Zeit und all das Geld nur dazu benutzen, um sich eine Fassade aufzubauen …«
»Skouras?« Ich hatte den Codenamen benutzt. Erstaunlich, unglaublich, als ob es mir eben erst dämmerte, was Onkel Arthur zu mir gesagt hatte. »Ich habe niemals gesagt, daß ich ihn verdächtige. Ich habe keinen Grund, ihn zu verdächtigen.«
»Aha!« Es ist schwer, in einem so kurzen Wort von Herzen kommende Genugtuung, Freude und tiefe Erleichterung auszudrücken, aber Onkel Arthur gelang das ohne große Schwierigkeiten. »Aber warum wollen Sie dann hingehen?« Ein eventueller Lauscher hätte aus Onkel Arthurs Stimme eine gewisse schmerzliche Eifersucht heraushören können, und er hätte damit recht gehabt. Onkel Arthur hatte nur eine Schwäche – er war ein gesellschaftlicher Snob von ungeheuerlichen Ausmaßen.
»Ich will auf sein Schiff, ich will mir seinen zerstörten Sender ansehen.«
»Warum?«
»Nennen wir es eine Ahnung, Annabelle, nicht mehr.«
Heute war ein Tag, an dem Onkel Arthur lange Schweigepausen einlegte. Dann sagte er: »Eine Ahnung? Sie haben mir heute morgen gesagt, daß Sie hinter etwas her wären.«
»Noch etwas anderes. Ich möchte, daß Sie sich mit dem Hauptbüro der Postsparbank in Schottland in Verbindung setzen. Danach mit den Archiven einiger schottischer Tageszeitungen. Ich schlage den ›Glasgow Herald‹, den ›Scottish Daily Express‹ und besonders die Wochenzeitung ›Oban Times‹ vor.«
»Aha!« Keine Erleichterung diesmal, nur Genugtuung. »Das sieht Ihnen schon ähnlicher, Caroline. Was wollen Sie und warum?«
Also sagte ich ihm, was ich wollte und warum und gebrauchte noch eine Menge dieser blödsinnigen Codenamen. Als ich fertig war, sagte er: »Ich werde meine Leute sofort dransetzen. Ich denke, daß ich alle Informationen, die Sie brauchen, bis Mitternacht habe.«
»Dann brauche ich sie nicht mehr, Annabelle. Mitternacht ist zu spät für mich. Mitternacht nützt mir überhaupt nichts mehr.«
»Verlangen Sie von mir nichts Unmögliches, Caroline.« Er murmelte etwas vor sich hin, das ich nicht mitbekam, und sagte dann: »Ich werde alles, was in meiner Macht steht, tun, Caroline. Sagen wir neun Uhr heute abend.«
»Vier Uhr, Annabelle.«
»Vier Uhr heute nachmittag?« Wenn es sich darum drehte, Ungläubigkeit zu zeigen, schlug Onkel Arthur mich um Längen. »In vier Stunden? Sie müssen nicht mehr normal sein.«
»Sie können innerhalb von zehn Minuten zehn Leute an der Arbeit haben. Zwanzig in zwanzig Minuten. Wo ist die Tür, die sich Ihnen nicht auftut? Insbesondere die Tür des stellvertretenden Polizeipräsidenten. Berufsverbrecher morden nicht zum Vergnügen. Sie morden, weil sie müssen. Sie morden, um Zeit zu gewinnen. Jede zusätzliche Stunde ist für sie lebenswichtig. Und wenn es
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