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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Namen Hermann Lavorski. Er war ein großer jovialer Mann mit blitzenden Augen, einem dröhnenden Lachen und einem nicht enden wollenden Vorrat pikanter Geschichten. Er war, wie man mir erzählte, der Wirtschaftsprüfer und finanzielle Berater von Skouras. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der weniger danach aussah. Und das war vielleicht der Grund, daß er der Beste in dieser Branche war. Der andere war ein Mann in mittleren Jahren mit Ansatz zur Glatze, verschlossenem Gesicht und einem herunterhängenden dichten Schnauzbart, so wie sie früher im Wilden Westen beliebt waren, und mit einem Kopf, der einfach nach einer Melone schrie. Es war Lord Charnley, der trotz seines Titels genötigt war, als Makler in der City von London zu arbeiten, um sein finanzielles Auskommen zu haben. »Und was hältst du von unseren beiden guten Freunden hier, Charlotte?« Ein erneutes herzliches und breites Lächeln begleitete seine Frage.
    »Es tut mir leid, ich verstehe dich nicht.« Charlotte Skouras sah ihren Mann ruhig und ohne zu lächeln an.
    »Aber, aber, selbstverständlich verstehst du. Ich spreche noch immer von der traurigen Gesellschaft, die ich für eine so junge und attraktive Frau wie dich zusammengebracht habe.« Er sah Hunslett an. »Sie ist doch eine attraktive junge Frau, finden Sie das nicht auch, Mr. Hunslett?«
    »Also wissen Sie.« Hunslett lehnte sich in seinen Sessel zurück, legte die Fingerspitzen zusammen, so wie ein gebildeter Mann das tut, der sich mit der an ihn gerichteten Frage beschäftigt. »Was ist schon Jugend, Sir Anthony? Ich weiß es nicht.« Er lächelte zu Charlotte Skouras hinüber. »Lady Skouras wird niemals alt sein. Und attraktiv – die Frage ist beinah überflüssig. Für 10 Millionen europäischer Männer und für mich selbst war Lady Skouras die attraktivste Schauspielerin ihrer Zeit.«
    » War, Mr. Hunslett? War?« Der alte Skouras beugte sich in seinem Sessel vor; sein Lächeln war nur noch ein Schatten von dem, was es vorher gewesen war. »Und jetzt, Mr. Hunslett?«
    »Die Produzenten von Lady Skouras müssen die schlechtesten Kameraleute der Welt gehabt haben.« In Hunslett dunklem Piratengesicht verzog sich keine Miene, dann lächelte er Charlotte Skouras an. »Wenn Sie mir eine so persönliche Bemerkung verzeihen wollen.«
    Wenn ich in diesem Augenblick ein Schwert in der Hand gehabt hätte und die Befugnis, es zu benutzen, hätte ich Hunslett auf der Stelle geadelt. Allerdings erst, nachdem ich Skouras damit einen anständigen Hieb versetzt hätte.
    »Die Tage der Ritterlichkeit sind noch immer nicht vorüber«, lächelte Skouras. Ich sah, wie MacCallum und Biscarte, der bärtige Bankier, unruhig wurden. Es war verdammt peinlich. Skouras fuhr fort: »Ich wollte damit nur sagen, meine Lieben, daß Charnley und Lavorski ein schlechter Ersatz für so glänzende junge Gesellschafter sind wie Welshblood, der junge amerikanische Ölmann, oder Domenico, der spanische Graf mit der Passion für Amateurastronomie. Ich meine den, der dich zum Hinterdeck zu begleiten pflegte, um dir die Sterne über der Ägäis zu zeigen.« Er sah wieder auf Charnley und Lavorski. »Es tut mir leid, meine Herren, aber dafür sind Sie denkbar ungeeignet.«
    »Ich weiß nicht, ob ich deshalb tief beleidigt sein soll«, sagte Lavorski seelenruhig. »Charnley und ich haben unsere Pluspunkte. Außerdem habe ich den jungen Domenico seit langem nicht gesehen.« Er hätte einen ausgezeichneten Stichwortbringer abgeben können, unser Freund Lavorski, er war bestens trainiert, seine Worte genau im richtigen Moment zu sagen.
    »Sie werden ihn noch sehr lange Zeit vermissen müssen«, sagte Skouras grimmig. »Zumindest auf meiner Jacht und in meinen Häusern.« Pause. »Und in der Nähe von allem, was mir gehört. Ich versicherte ihm, daß ich die edle Farbe seines kastilischen Blutes sehen wollte, sollte mein Auge jemals wieder auf ihn fallen.« Er lachte plötzlich. »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, daß ich den Namen einer solchen Null überhaupt in das Gespräch gebracht habe. Mr. Hunslett, Mr. Petersen. Ihre Gläser sind leer.«
    »Sie sind sehr freundlich, Sir Anthony. Wir haben uns bestens unterhalten.« Der plumpe und dümmliche alte Calvert war zu beschränkt, um zu merken, was vorging. »Aber wir würden gern zurückfahren. Es ist ziemlich stürmisch heute nacht, und Hunslett und ich möchten die ›Firecrest‹ in den Schutz der Insel Garve bringen.« Ich stand auf, ging zu einem Fenster und zog

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