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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Tagesanbruch ein Langstrecken-Hubschrauber einfindet?«
    »Und jetzt scheinen Sie mich für verrückt zu halten«, sagte Onkel Arthur kalt. Ich war mir darüber im klaren, daß die Bemerkung über die Seetüchtigkeit seines Lieblingskindes, der ›Firecrest‹, an ihm nagen würde. »Sie glauben wohl, ich brauche nur mit dem Finger zu schnippen und heißa, schon ist bei Tagesanbruch ein Hubschrauber da. Das sind vierzehn Stunden, von jetzt an gerechnet, Caroline.«
    »Heute früh um fünf waren Sie bereit, mit dem Finger zu schnippen, um heute mittag einen Hubschrauber hier zu haben. Das waren nur sieben Stunden, genau die Hälfte der Zeit. Aber das war ja für etwas Wichtiges, wie zum Beispiel, um mich nach London zu holen und mich dort ein für allemal zusammenzustauchen, ehe Sie mich hinauswerfen wollten.«
    »Setzen Sie sich um Mitternacht wieder mit mir in Verbindung, Caroline. Ich hoffe bei Gott, daß Sie wissen, was Sie tun.«
    Ich erwiderte: »Ja, Sir«, und hängte auf. Ich meinte damit nicht: Ja, Sir, ich weiß, was ich tue – ich meinte damit: Ja, Sir, ich hoffe bei Gott, daß ich weiß, was ich tue.
    Wenn der Teppich, der im Salon der ›Shangri-la‹ lag, auch nur einen Penny weniger als 5.000 Pfund gekostet hatte, dann mußte ihn der alte Skouras irgendwo gebraucht gekauft haben. Sein Format war etwa sieben mal zehn Meter, und die Farben waren bronze, rotbraun und gold. Er breitete sich über den Boden aus wie ein reifes Kornfeld, eine Illusion, die durch seine Dichte noch erhöht wurde. Man mußte durch das verdammte Ding buchstäblich hindurchwaten. Ich hatte noch nie in meinem Leben etwas Ähnliches gesehen, außer vielleicht den Vorhängen, die etwa zwei Drittel der Schotten verdeckten. Diese Vorhänge ließen den Teppich ziemlich schäbig erscheinen. Sie mußten aus Persien oder aus Afghanistan stammen und waren aus einem schweren glänzenden Gewebe mit schimmerndem Seideneffekt, der bei der kleinsten Bewegung der ›Shangri-la‹ zu erkennen war. Die Vorhänge fielen von der Decke bis zum Boden. Das wenige, was man von den Schotten sehen konnte, war mit glattem, tropischem Hartholz verkleidet, und aus dem gleichen Holz war auch die imponierende Bar, die den größten Teil des hinteren Salons einnahm. Die kostbar gepolsterten Sitzbänke, Lehnstühle und Barschemel in dunkelgrünem Leder mit goldenen Paspeln mußten ein weiteres Vermögen gekostet haben, und selbst der Wiederverkaufswert der im Raum achtlos verstreuten handgehämmerten Kupferstiche hätte genügt, eine fünfköpfige Familie ein Jahr lang zu ernähren. Und zwar im Grillraum des Savoy-Hotels in London.
    An der Backbordseite hingen zwei Gemälde von Cézanne, an der Steuerbordseite zwei von Renoir. Die Bilder waren ein Mißgriff. In diesem Raum hatten sie keine Chance. Sie hätten sich in der Kombüse sicher wohler gefühlt.
    Ich übrigens auch. Hunslett ebenfalls, davon war ich überzeugt. Es war nicht allein unser Äußeres. Unsere Sportsakkos und Seidenschals vertrugen sich nicht sehr gut mit der Aufmachung im allgemeinen und mit den schwarzen Fliegen und Smokings unseres Gastgebers und seiner Gäste. Es hörte sich auch nicht einmal so an, als ob die Unterhaltung extra geführt wurde, um Hunslett und mir von vornherein klarzumachen, daß wir zur Klasse der Handwerker gerechnet wurden. Und zwar zu den äußerst primitiven Handwerkern. Die ganzen Gespräche über Obligationen und Fusionen und Optionen und Geschäftsübernahmen und über Millionen und aber Millionen von Dollars haben auf die minderen Klassen einen ziemlich demoralisierenden Effekt. Aber man mußte nicht die Intelligenz eines Genies besitzen, um herauszubekommen, daß diese Gespräche nicht unsertwegen geführt wurden. Für die Leute mit den schwarzen Fliegen waren eben Obligationen und Geschäftsübernahmen etwas völlig Alltägliches und das Salz in der Suppe und deshalb auch das Wesentlichste, worüber man sich unterhalten konnte. Außerdem schien der Wunsch, sich ganz woanders zu befinden, nicht nur auf uns zuzutreffen. Zumindest zwei andere, ein glatzköpfiger, ziegenbärtiger Handelsbankier namens Henri Biscarte und ein großer, bulliger, schottischer Rechtsanwalt namens MacCallum, fühlten sich zumindest genauso unbehaglich wie ich, nur zeigten sie es bei weitem mehr.
    Hätte ein Stummfilm diese Szene wiedergegeben, würde man nicht ahnen, daß hier etwas nicht stimmte. Alles war so außerordentlich komfortabel und zivilisiert. Die tiefen Sessel luden zum

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