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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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einen der afghanischen – oder von wo immer sie sonst herstammen mochten – Vorhänge zurück. Er fühlte sich so schwer an wie der eiserne Vorhang eines Theaters. Kein Wunder, daß Skouras für seine Jacht Stabilisatoren benötigte, bei all dem zusätzlichen Gewicht, das die ›Shangri-la‹ in ihren Aufbauten tragen mußte. »Das ist der Grund, warum wir unsere Navigations- und Kabinenbeleuchtung angelassen haben. Damit wir sehen können, ob wir unsere Position ändern. Etwas früher heute abend trieben wir ganz schön ab.«
    »So bald? So bald?« Es hörte sich ganz enttäuscht an. »Aber natürlich, wenn Sie sich Sorgen machen …« Er drückte auf einen Knopf – nicht den für den Steward –, und die Tür zum Salon öffnete sich. Der Mann, der jetzt eintrat, war klein und wetterhart; er hatte zwei Goldstreifen an den Ärmeln: Kapitän Black, der Kapitän der ›Shangri-la‹. Er hatte Skouras begleitet, als wir, nachdem wir an Bord angekommen waren, die ›Shangri-la‹ flüchtig besichtigten. Dabei wurde auch der zerstörte Radiosender des Schiffes inspiziert. Es bestand kein Zweifel, ihr Sender war ein für allemal betriebsunfähig.
    »Hallo, Kapitän Black, lassen Sie den Tender sofort zum Fallreep bringen, bitte. Mr. Petersen und Mr. Hunslett möchten so schnell wie möglich zur ›Firecrest‹ zurückfahren.«
    »Jawohl, Sir. Ich fürchte nur, daß es eine gewisse Verzögerung geben wird, Sir Anthony.«
    »Verzögerung?« Der alte Skouras war in der Lage, ein Stirnrunzeln in Worten auszudrücken, ohne daß er dabei wirklich die Stirn runzelte.
    »Das alte Leiden, befürchte ich«, sagte Kapitän Black entschuldigend.
    »Diese verdammten Verteiler«, fluchte Skouras. »Sie hatten recht, Kapitän Black, Sie hatten völlig recht. Das ist der letzte Tender, den ich mit einem Benzinmotor ausrüsten lasse. Lassen Sie es mich sofort wissen, wenn der Schaden behoben ist. Stellen Sie außerdem einen Matrosen ab, der die ›Firecrest‹ beobachtet und sie nicht aus den Augen verliert. Mr. Petersen befürchtet, daß sie abtreiben könnte.«
    »Keine Sorge, Sir.« Ich war mir nicht sicher, ob Black zu mir oder zu Skouras sprach. »Die ist schon in Ordnung.«
    Er verschwand. Skouras erging sich für einige Zeit in Lobeshymnen auf Dieselmaschinen und Fluchkanonaden auf Benzinmotoren. Er zwang Hunslett und mich, noch mehr Whisky zu trinken, wobei er meine Proteste ignorierte, die weniger meiner Abneigung für Whisky im allgemeinen entsprangen oder für Skouras im besonderen, die sich vielmehr auf meine Überlegung stützten, daß dies keine gute Vorbereitung für die Nacht bedeutete, die noch vor mir lag. Kurz vor neun Uhr drückte er wieder auf einen Knopf, der sich in der Armlehne seines Stuhles befand, und die Türen eines Schrankes öffneten sich automatisch, um den großen Bildschirm eines Fernsehens freizugeben.
    Onkel Arthur hatte mich nicht im Stich gelassen. Der Nachrichtensprecher gab eine dramatische Schilderung der letzten Meldung von der Jacht ›Moray Rose‹, die sich nicht mehr unter Kontrolle befand und langsam vollief, irgendwo im Süden der Insel Skye. Eine umfassende Luft- und Seesuchaktion wurde für den Morgen des nächsten Tages angekündigt.
    Skouras drehte den Sender ab. »Auf See tummelt sich wirklich ein Haufen verfluchter Narren, die man nicht einmal außerhalb eines Kanalbeckens dulden sollte. Wie lautet eigentlich der letzte Wetterbericht? Weiß das irgend jemand?«
    »In den Nachrichten für die Schiffahrt um 17 Uhr 58 kam eine Sturmwarnung Stärke acht von den Hebriden durch«, sagte Charlotte Skouras ruhig. »Südwestlich sagten sie.«
    »Seit wann hörst du denn Wetterberichte?« wollte Skouras wissen. »Oder vielmehr, seit wann hörst du überhaupt Radio? Ach ja, natürlich, meine Liebe, ich hatte es schon wieder ganz vergessen. Es gibt ja hier für dich nicht sehr viel, womit du dich beschäftigen kannst, nicht wahr? Stärke acht und südwestlich? Das bedeutet, daß die Jacht, die von Kyle of Lochalsh kommt, direkt hineinfährt. Die müssen verrückt sein. Und sie haben einen Sender – denn sie haben ja eine Nachricht gegeben, das beweist ihren hochgradigen Wahnsinn. Ob sie sich den Wetterbericht nicht angehört haben oder ob sie ihn gehört haben und trotzdem ausgefahren sind, das müssen Verrückte sein. Man findet sie ja heute überall.«
    »Einige von diesen Verrückten sterben vielleicht gerade jetzt oder ertrinken, oder sind vielleicht schon ertrunken«, sagte Charlotte

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