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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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denn
ihre Überlegungen wert, hohes Gericht? Sie sagen, sie
hätten Anspruch auf meine Person. Mit welchem Recht
denn? Nehmen wir an, beim Krämer kauft jemand auf
Kredit Lebensmittel, Mehl, Zucker, Fleisch und so weiter,
und nach einiger Zeit geht der Krämer zum Gericht und
verlangt, daß ihm der Schuldner zum Eigentum übergeben
wird, weil die Substanzen des Körpers, wie aus der Medizin
bekannt ist, beim Stoffwechsel ständig durch die
Nahrungsmittel ersetzt werden, so daß jetzt, nach einigen
Monaten, der ganze Schuldner mitsamt Kopf und Leber,
Armen und Beinen aus dem Fett, dem Eiweiß und den Kohlehydraten
besteht, die ihm der Krämer auf Kredit gegeben hat. Welches
Gericht auf der Welt würde den Forderungen dieses Krämers
stattgeben? Leben wir im Mittelalter, wo Shylock von seinem Schuldner
ein Pfund lebendigen Fleisches forderte? Wir haben hier doch eine
analoge Situation! Ich bin der Autorennfahrer Harry Johns
und keine Maschine!
Donovan Lüge! Eine Maschine sind Sie!
Johns Sooo? Wen verklagt denn hier eigentlich die Firma?
An wen ist die Vorladung des Gerichts adressiert? An eine
Maschine oder an mich, an Mr. Johns? Vielleicht können
Sie diese Frage klären, Euer Ehren?
Richter Hm. Ja, die Vorladung ist an Harry Johns, New York,
44th Avenue, gerichtet.
Johns Hören Sie, Mr. Donovan? Außerdem, Euer Ehren,
gestatten Sie noch eine Frage zum Verfahren: Sehen die
Gesetze der Vereinigten Staaten überhaupt vor, daß man
gerichtlich gegen eine Maschine vorgehen kann? Daß man
sie zum Beispiel vor Gericht laden und veranlagen kann? Richter Nun… äh… nein. Nein, das sehen die Gesetze nicht
vor.
Johns Dann ist die Sache ganz einfach: entweder bin ich eine
Maschine, dann darf diese Verhandlung überhaupt nicht
stattfinden, weil eine Maschine keine Partei in einem
Gerichtsverfahren sein kann, oder ich bin keine Maschine,
sondern eine Person – welche Rechte maßt sich dann irgend
so eine Firma mir gegenüber an? Soll ich vielleicht ihr
Sklave sein? Will Mr. Donovan Sklavenhalter werden? Donovan So eine Dreistigkeit… Aber immerhin… unsere
Geniaks… was?
Johns Von wegen Ihre Geniaks! Hohes Gericht, eine Tatsache
soll zeigen, welcher Methoden sich die Firma bedient. Als
ich, von der langen Krankheit geschwächt und gerade noch einmal
davongekommen, das Krankenhaus verließ und zum Strandbad ging, um
frische Luft zu schnappen, bemerkte ich, daß mir die Leute in
Schwärmen nachliefen. Man hatte mir die Aufschrift Made by Cybernetics Company auf den Rücken gedruckt, und ich mußte es auf eigene Kosten
herausschneiden und Flicken darauf setzen lassen! Und jetzt stellen sie
mir nach! Ja, der Arme ist stets dem Zorn der Reichen ausgeliefert, das
haben schon meine
unvergeßlichen Eltern immer gesagt…
Donovan Ihre Eltern! Ihr Vater und Ihre Mutter ist die
Cybernetics Company!
Richter Ich bitte um Ruhe! Sind Sie fertig, Mr. Johns? Johns Nein. Ich möchte mit Nachdruck feststellen, daß die
Firma für meinen Unterhalt aufkommen muß, denn ich habe
nichts zum Leben. Der Vorstand des Automobilklubs hat
meinen Start bei den panamerikanischen Rennen vor einem
Monat für ungültig erklärt und dazu mitgeteilt, mein Wagen
sei von einer automatischen, nichtmenschlichen Anlage
gesteuert worden. Wer hat mir das eingebrockt? Sie, die
Firma Cybernetics Company, die dem Automobilklub einen
Brief voller Verleumdungen und Schmähungen geschrieben
hat! Sie nimmt mir das Brot, also soll sie meinen Unterhalt
bezahlen und mir Ersatzteile liefern! Ist es meine Schuld,
daß ich dauernd durchbrenne, jedesmal an einer anderen
Stelle? Und dann wird man noch von den Angestellten und
vor allem von den Eigentümern der Firma bei jeder
persönlichen Begegnung beschimpft!
Präsident Donovan hat mir vorgeschlagen, die Sache gütlich
beizulegen – ich soll täglich acht Stunden als
Schaufensterpuppe für ihn Reklame stehen! Als ich ihm
sagte, das sei eines Rennfahrers unwürdig und er solle sich
mit solchen Ideen zum Teufel scheren, antwortete er, ich
hätte mich ja schon Stück für Stück zum Teufel
geschert, was ihn 56000 Dollar gekostet hätte! Für solche und
andere Beleidigungen werde ich die Firma verklagen! Und jetzt bitte ich
das hohe Gericht, meinen Bruder als Zeugen zu
vernehmen, da er die Einzelheiten des Falles genau kennt. Anwalt Euer Ehren, ich erhebe Einspruch dagegen, daß der
Bruder des Beklagten als Zeuge zugelassen wird. Richter Wegen der Verwandtschaft?
Anwalt Ja und nein… Die Sache liegt so, daß der Bruder

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