Das Molekular-Café
einer Anzahlung eine Reihe
von Prothesen – das detaillierte Verzeichnis liegt den Akten
bei. Unter anderem gehört dazu ein Elektronenhirn der
Marke Geniak, das eine Gehirnhalbkugel ersetzt und 26500
Dollar kostet. Hohes Gericht, ich mache darauf
aufmerksam, daß der Beklagte das Luxusmodell bestellte,
eine volltransistorisierte Ausführung mit einer Apparatur für
Träume in natürlichen Farben, einem Verdrußfilter und
einem Sorgendämpfer, obwohl all das seine finanziellen
Möglichkeiten ganz offensichtlich überstieg.
Johns Klar, euch wär’s lieber, ich würde jetzt mit eurem
Serienbregen herumhinken!
Richter Ich bitte um Ruhe!
Anwalt Für die bewußte und böswillige Absicht des
Beklagten, der Firma die gelieferten Teile nicht zu
bezahlen, spricht auch die Tatsache, daß er keine
gewöhnliche Armprothese, sondern eine Spezialprothese
bestellte, in die eine auf achtzehn Steinen laufende
Schweizer Uhr der Marke Schaffhausen eingebaut ist. Als
die Schulden des Beklagten auf 29863 Dollar gestiegen
waren, verlangten wir die Rückgabe sämtlicher Prothesen.
Das Gericht des zuständigen Bundesstaats wies unsere
Klage mit der Begründung ab, der Entzug der Prothesen
würde dem Beklagten eine Fortexistenz unmöglich machen, da zu
diesem Zeitpunkt nur noch eine Gehirnhälfte von dem
einstigen Mr. Johns übrig war.
Johns Was heißt hier einstiger Mr. Johns? Sie werden wohl
von der Firma für Ihre Beschimpfungen bezahlt, Sie
Winkeladvokat?
Richter Ich bitte um Ruhe. Mr. Johns, Sie erhalten eine
Ordnungsstrafe, wenn Sie die Gegenpartei beleidigen. Johns Aber er beleidigt doch mich!
Anwalt In diesem Zustand, das heißt verschuldet und von der
Cybernetics Company, die ihm so viel Herz bewiesen hatte
und allen seinen Wünschen prompt nachgekommen war,
von Kopf bis Fuß aus Prothesen zusammengesetzt, machte
der Beklagte unsere Erzeugnisse überall in der
Öffentlichkeit schlecht und beanstandete ihre Qualität. Das
hinderte ihn jedoch nicht, nach weiteren drei Monaten
abermals bei uns vorzusprechen. Er klagte über eine Reihe
von Unpäßlichkeiten und Beschwerden, die nach
Feststellung unserer Experten daher rührten, daß sich die
alte Gehirnhalbkugel in der neuen, völlig aus Prothesen
bestehenden Umgebung nicht wohl fühlte. Vom
humanitären Empfinden geleitet, gab die Firma den Bitten
des Beklagten abermals nach und erklärte sich
einverstanden, ihn vollständig zu genialisieren, das heißt,
seine eigene, alte Gehirnhälfte gegen ein Zwillingsgerät der
Marke Geniak auszutauschen. Zur Deckung der neuen
Forderungen stellte uns der Beklagte Wechsel über einen
Betrag von 26950 Dollar aus, von denen er bisher erst 232
Dollar und 18 Cent bezahlt hat. Angesichts dieses
Sachverhalts… Hohes Gericht, der Beklagte erschwert mir
auf böswillige Weise das Sprechen, indem er mich durch
Zischen, Zirpen und Knirschen zu übertönen sucht. Ich bitte
das hohe Gericht, ihn zurechtzuweisen.
Richter Mr. Johns…
Johns Das bin ich nicht, es ist mein Geniak. Er macht das
immer, wenn ich angestrengt nachdenke. Soll ich etwa für
die Cybernetics Company geradestehen? Hohes Gericht,
weisen Sie Präsident Donovan für die Schluderarbeit
zurecht!
Anwalt Angesichts dieses Sachverhalts richtet die Firma an
das Gericht die Forderung, sie in die vollen
Eigentumsrechte an dem von ihr produzierten und hier
anwesenden usurpatorischen Prothesenaggregat
einzusetzen, das sich widerrechtlich als Harry Johns
ausgibt.
Johns Unverschämtheit! Und wo ist Johns Ihrer Meinung
nach, wenn nicht hier?
Anwalt Hier im Gerichtssaal gibt es keinen Johns, denn die
sterblichen Überreste dieses berühmten Autorennfahrers
ruhen verstreut auf den Autobahnen Amerikas. Mit einem
vom Gericht zu unseren Gunsten gefällten Urteil wird somit
keine physische Person geschädigt, denn die Firma nimmt
nur in Besitz, was ihr von der Nylonhaut bis zum kleinsten
Schräubchen Rechtens zusteht.
Johns Ja freilich! Sie wollen mich auseinandernehmen, in
Prothesen zerlegen!
Donovan Es geht Sie nichts an, was wir mit unserem
Eigentum machen!
Richter Herr Präsident, ich bitte Sie, ruhig zu bleiben. Ich
danke Ihnen, Herr Justitiar. Was haben Sie dazu zu sagen,
Mr. Johns?
Anwalt Euer Ehren, ich möchte nur noch grundsätzlich darauf
hinweisen, daß der Beklagte eigentlich gar kein Beklagter
ist, sondern lediglich ein materieller Gegenstand, der
behauptet, sich selbst zu gehören. In Wirklichkeit aber, da
er tot ist…
Johns Kommen Sie ein bißchen näher, dann können Sie sich
überzeugen, ob
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