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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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des
Beklagten in der vergangenen Woche mit dem Flugzeug
abgestürzt ist.
Richter Aha, und deshalb kann er nicht vor Gericht
erscheinen.
Bruder Doch, ich kann! Hier bin ich.
Anwalt Natürlich, er kann. Aber die Sache liegt so, daß der
Flugzeugabsturz einen für ihn tragischen Verlauf
genommen und die Firma auf Bestellung der Ehefrau einen
neuen Bruder des Beklagten angefertigt hat.
Richter Einen neuen was?
Anwalt Einen neuen Bruder und damit einen neuen Ehemann
der früheren Witwe.
Richter Ach so…
Johns Was ist denn dabei? Weshalb soll mein Bruder nicht
aussagen? Meine Schwägerin hat ihn doch schließlich bar
bezahlt.
Richter Ich bitte um Ruhe! Das Gericht sieht sich genötigt,
neu eingetretene Umstände zu prüfen. Die Verhandlung
wird vertagt!
Ilja Warschawski
Das Molekular-Café
    Der Zeiger des elektronischen Meßgeräts
für Mischkas Betragen stand die ganze Woche auf »sehr
gut«, und wir beschlossen, dieses Ereignis zu feiern.
    Ljulja machte den Vorschlag, ein Konzert
suggerierter Empfindungen zu besuchen, ich wäre am liebsten in das
Museum für Gerüche alkoholischer Getränke gegangen, und
Mischka wollte ins Molekular-Café.
    Natürlich fuhren wir ins Café, denn es
war schließlich Mischka gewesen, der sich gut benommen hatte,
darum konnten wir nicht so ungerecht sein, ihm das Recht der Wahl zu
nehmen.
    Mit dem Denkflieger sausten wir hin. Unterwegs
rüttelte es uns nur ein einziges Mal, als mir der Gedanke kam, wie
schön es wäre, einen Abstecher in das Museum zu machen.
Glücklicherweise blieb das unbemerkt.
    Im Café steuerten wir auf ein rotes
Tischchen zu, aber Ljulja sagte, ihr sei das aus hellem Erdöl
synthetisch gefertigte Essen lieber als das aus dunklem Erdöl.
    Ich erinnerte sie daran, daß in der Zeitung gestanden hatte, beide seien völlig gleichwertig.
Ljulja antwortete, daß sei bei ihr vielleicht nur eine Schrulle,
aber wenn man etwas zu seinem Vergnügen tue, warum solle man dann
nicht auch auf eine Schrulle Rücksicht nehmen?
Wir stritten nicht mit ihr, denn wir lieben unsere Ljulja sehr und
wollten, daß der Cafébesuch ihr soviel Vergnügen wie
möglich spende.
Nachdem wir uns an einem weißen Tisch niedergelassen hatten,
erschien auf einem Bildschirm ein Roboter in weißem Kittel und
mit weißer Mütze. Lächelnd erklärte er uns, das
Café für Molekularsynthese biete dreihundertsechzig
Gerichte an. Um das gewünschte Gericht zu erhalten,
müßten wir seine Nummer auf einer Wählerscheibe
wählen, dann würde es vor uns auf dem Teller synthetisch
zubereitet werden. Er fügte hinzu, wenn wir etwas haben wollten,
was nicht auf der Speisekarte stehe, müßten wir uns die
Antenne auf den Kopf setzen und uns das Gericht vorstellen, dann
würde ein Automat unsern Wunsch erfüllen.
Ich warf einen Blick auf Mischka und wußte, daß wir nur
Gerichte bestellen würden, die nicht auf der Karte standen.
Ljulja bestellte sich eine Portion Plinsen und ich mir ein
Pseudobeefsteak. Es war braun gebraten und sah sehr appetitlich aus,
und Ljulja sagte, soviel Plinsen schaffe sie nie, ich solle ihr die
Hälfte abnehmen. Das tat ich und gab ihr die Hälfte von
meinem Beefsteak.
Während wir damit beschäftigt waren, stocherte Mischka
mißmutig mit der Gabel in dem Gericht, das er selbst
zusammengestellt hatte und das aus Salzgurken, Hering, Pflaumenmus und
Himbeermarmelade bestand. Er versuchte zu ergründen, warum eine
Zusammenstellung der besten Speisen mitunter so scheußlich
schmeckt.
Er tat mir leid, darum schob ich seinen Teller in den Destruktor, und
Ljulja sagte ihm, beim Erfinden einer Speise müsse man sich mehr
konzentrieren.
Mischka machte sich daran, einen Kuchen zu bereiten, der wie ein
Raumschiff aussah. Währenddessen versuchte ich mir vorzustellen,
wie eins von den Getränken hier schmecken würde, wenn man ein
Tröpfchen Kognak dazugäbe. Das wäre mir fast gelungen,
aber plötzlich leuchtete ein rotes Signal auf, auf dem Bildschirm
erschien der Roboter und sagte, in diesem Café dürfen
solche Dinge nicht zubereitet werden.
Ljulja streichelte mir die Hand, nannte mich »Ärmster«
und fügte hinzu, sie werde mit Mischka nach Hause fahren, und ich
könnte noch das Museum besuchen. Sie sorgt sich stets um andere
mehr als um sich. Ich wußte, daß sie gern ins Konzert
suggerierter Empfindungen gegangen wäre, und sagte, ich würde
mit Mischka nach Hause fahren und sie solle doch das Konzert besuchen.
Da antwortete sie, wir würden am besten zusammen nach Hause fahren
und uns einen

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