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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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die Fragen später einfach nicht
beantworten. Der UDR läßt nicht einmal den Gedanken an
Schlaf zu! Ein Glück nur, daß die automatische Sicherung ihn
von Zeit zu Zeit ausschaltet.
    Ein Klingelzeichen des Videophons unterbricht Mucharinskis Überlegungen. Auf dem Bildschirm zeigt sich der Dekan.
    »Warum sitzen Sie ‘rum?«
»Der Automat muß sich abkühlen.«
Zu allem Unglück leuchtet am Armaturenbrett die grüne
    Lampe auf.
    Mucharinski seufzt und befestigt den Dipol am Kopf.
Erneut ein logischer Vorstoß. In Mucharinskis Gehirn dringen die
verhaßten Gleichungen. Er will es mit dem Automaten aufnehmen und
denkt pausenlos daran, was gewesen wäre, wenn Dementjew nicht zu
Ende der zweiten Halbzeit über die Latte geschossen hätte. Er
versucht, sich die Puppe aus dem zweiten Studienjahr in den
verfänglichsten Situationen vorzustellen, doch alles vergeblich.
    … Logischer Vorstoß. Signal. Kommando. Umschaltung. Taktikveränderung. Signal. Logischer Vorstoß…
    Nach sieben Tagen erschien – o Wunder –
Mucharinski der Unterricht nicht mehr ganz so unerträglich. Der
Automat hatte sich offensichtlich auch an ihn gewöhnt. Immer
häufiger leuchtete das Kurzschlußsignal auf.
    Und nach einer weiteren Woche tönte es wieder
aus dem Lautsprecher durchs Institutsgebäude: »Der Student
des ersten Studienjahrs Mucharinski, Phenotyp-Index 1386/16 mb, wird
gebeten, sich beim Dekan der Fakultät für Hochund
Niederfrequenztechnik zu melden.«
    Diesmal versteckte er sich nicht vor dem allsehenden Auge des Phenotyp-Analysators.
»Gratuliere, Mucharinski«, sagte der Dekan. »Sie haben bemerkenswerte Fähigkeiten entwickelt.«
Zum ersten Mal in seinem Leben wurde Mucharinski rot.
»Ich nehme an«, antwortete er bescheiden, »es
wäre richtiger, von den bemerkenswerten Fähigkeiten des UDR
zu sprechen. Tatsächlich eine einzigartige Erfindung.«
»Wenn ich von Ihren Fähigkeiten spreche, so meine ich die
und keine anderen. Der zweiwöchige Umgang mit Ihnen blieb für
den UDR nicht ohne Folgen, das kann man wohl sagen. Er ist heute kein
ordinärer Automat mehr, sondern ein Don Juan, ein Casanova oder,
damit’s Ihnen ein Begriff ist, ein Schürzenjäger. Die
besten Noten verteilt er an Studentinnen mit dem auffälligsten
Make-up. Obendrein hat er sich in einen Fußballfan verwandelt.
Die ganze Kontrollgruppe hat er schon mit seinem Fußballtick
verseucht. Ein Faulpelz wie er im Buche steht. Morgen nehmen wir ihn
auseinander. Und Sie, nun, Sie verstehen schon…«
»Ja, natürlich. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel
Erfolg beim Unterrichten der… nun, mit einem Wort,
Studenten.«
Er machte eine vollendete Verbeugung und ging zur Tür.
»Wohin?«
»Was heißt ›wohin‹? Eine Fahrkarte kaufen, um
nach Hause zu fahren. Schließlich haben Sie mich
rausgeschmissen.«
»Als Student sind Sie tatsächlich exmatrikuliert. Dafür
haben wir Sie zum Cheflaboranten für Lehrautomaten ernannt. Kein
Automat mit Rückführung verläßt von heute an das
Labor, ohne Sie im Duell besiegt zu haben. Sie sind für uns ein
einmaliger Fund! Versprechen Sie mir, bei uns zu bleiben,
Mucharinski.«
Wladimir Firsow
Meuterei auf dem Mond
    »Innokenti Borissowitsch, die Verbindung
muß jeden Augenblick abreißen. Sie fällen schon den
Mast!« rief Lebedinski.
    Er kauerte in einem unbequemen Stahlrohrsessel vor dem Videofon und versuchte langsam und kurz zu atmen.
Schade, dachte er, daß man die wunderbare Luft nicht mitnehmen
kann. Erst hier auf dem Mond hatte er sie zum ersten Mal richtig
schätzengelernt. Wie herrlich ist es, tief durchzuatmen ohne Angst
vor dem unerbittlich vorrückenden Zeiger des Manometers. Wenn ich
zur Erde zurückkomme, werde ich meine ganze Freizeit irgendwo an
einem Flußufer liegend verbringen und nach der Yoga-Methode atmen.
Draußen vor dem Bullauge flackerte rhythmisch eine Flamme. Die
revoltierenden Roboter waren dabei, die massiven Pfeiler der Funkmaste
zu zerstören. Aus der Dunkelheit löste sich, von Atombrennern
angestrahlt, die gespenstischen Umrisse der Automaten, und lange
Schatten tanzten über die zerklüfteten Kraterhänge.
Schon neigte sich der Mast; fiele er, würde der VideofonBildschirm
erlöschen. Die Verbindung mit der Station war dann nur noch
über Satelliten möglich, vorausgesetzt, daß die Roboter
nicht bis zur Kuppelantenne vordrangen. Die Satelliten tauchten jedoch
nicht allzu häufig über der Basis auf. Zur Mondumkreisung
brauchten sie immerhin zwei Stunden. Und wenn Fedossejew nicht

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