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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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genoß
er die erste Atempause seit drei Jahren.
    Unruhige Nacht

    Aber auch diesmal gelang es Zdenek Pištora nicht, unbeschwert einzuschlafen.
    Kaum hatte er sich in das kühle Bett gelegt,
da begann seine Hochstimmung allmählich zu verfliegen. Das Bild
des geliebten Mädchens wurde von der finsteren Gestalt Professor
Kracmers verdrängt.
    »Daraus wird eine ganze Kettenreaktion!« brummelte das
    Kracmer-Gespenst.
»Du bist selbst eine Kettenreaktion! Verschwinde!«
widersprach Pištora in Gedanken und gab sich die größte
Mühe, die unangenehme Erscheinung loszuwerden. »Eine
Kettenreaktion, die sich zur Katastrophe auswächst!«
sagte Kracmer dickfellig.
Plötzlich fiel Pištora die kleine, scheinbar belanglose
Episode mit den lebendigen Ameisen und der Kyberoformica
im Teeglas ein. Dadurch rückte Kracmer in den Hintergrund,
und schließlich verschwand er ganz. Ringsherum wimmelte
es von Ameisen. Schweigend, emsig, konzentriert krochen
sie umher, rote, rötliche, schwarze, und bewegten ihre Fühler.
Da drang eine seltsame Unruhe in Pištoras Herz. Die Ameisen waren ihm ausgesprochen unsympathisch, obwohl
ihm nicht klar war, weshalb.
Mit offenen Augen lag er auf dem Rücken und grübelte nur
noch über die Ameisen nach.
Warum sind sie zur Kyberoformica ins Glas gekrochen?
Was hat sie angezogen? Und woher sind sie so mir nichts, dir
nichts gekommen? Was für Reaktionen haben sie in dem
komplizierten, sich selbst programmierenden System der
Kyberoformica ausgelöst? Und was wissen wir überhaupt
über Ameisen?
Es ist schwer, sich auch nur vorzustellen, wie viele Ameisen
auf unserem alten Planeten leben, sinnierte Pištora, die Hände
unterm Kopf, ins Dunkel seines Zimmers starrend. In einem
Ameisenstaat leben bis zu einer halben Million Tiere, in den
Tropen sind es sogar Hunderte von Millionen. Und wie viele
Ameisenhaufen gibt es auf der Erdoberfläche, wieviel Löcher
unter der Erde, im Sand oder im Holz alter Bäume? Fünfzig
Millionen? Hundert? Oder vielleicht eine ganze Milliarde?
Hat sie jemand gezählt? Weiß der Teufel! Jedenfalls gibt es
auf der Erde einige hundert Trillionen Ameisen, und zwar der
allerverschiedensten Art: Jäger, Viehzüchter, Schnitter und
Sklavenhalter. Ich habe viel darüber gelesen. Und sie haben
die Fähigkeit, überall einzudringen. Man sieht sie nicht, doch
sie sind überall, sogar in den Städten. Sie sind da, beobachten
und warten. Worauf warten sie eigentlich?
    Die Katastrophe ist da
    Pištora sprang aus dem Bett, schaltete das
Licht ein und zog sich fieberhaft an. Seine Unruhe nahm lawinenartig
zu. Das Jackett zog er sich erst über, als er bereits im
Laufschritt in sein Arbeitszimmer unterwegs war.
    Zu überlegen gab es nichts. Er riß die
Tischlade auf, ergriff die Flasche und stand starr vor Entsetzen. Sie
war leer! Der Stöpsel lag in einer Ecke der Schublade, wie mit
Gewalt aus der Flasche gestoßen.
    Wer hatte ihn herausgezogen und beiseite
geschleudert? Selbst für einen Menschen war das mit einiger
Mühe verbunden. Sollte es wirklich die Ryberoformica gewesen sein?
Aber wo war sie? Vorsicht! Daß er sie nur nicht zerdrückte!
Irgendwo im Tischkasten mußte sie sein!
    Pištoras Hände zitterten, als er den
Inhalt des Kastens aufgeregt durchwühlte. Nicht die geringste
Kleinigkeit, kein einziges Stäubchen entging seiner
Aufmerksamkeit. Doch die Kyberoformica war nicht da.
    »Geflüchtet, das Biest!«
flüsterte der unglückliche Techminist und ließ, sich
völlig erschöpft auf einen Stuhl sinken. Was war zu tun? Wie
dem Direktor des PITM und der Kommission des CGIIGP den Verlust einer
so kostbaren Techmin plausibel machen? Sie hatte schließlich
einen enormen Wert und kostete gut und gerne soviel wie ein
interplanetares Passagierschiff für zweihundert Personen! Hier
würde nicht einmal Kracmers Fürsprache helfen. Ja, und
würde Kracmer überhaupt für ihn eintreten, wenn er
erführe, daß die Kyberoformica geflüchtet war,
daß sie sich nicht erst im Kosmos, sondern schon auf der Erde
selbständig gemacht hatte? Natürlich nicht. Er wäre der
erste, der Pištora die allerschwersten Vorwürfe machen
würde. Was sollte nur werden?
    Schon der bloße Gedanke daran war
schrecklich. Gerichtsverfahren, Schimpf und Schande, unwiderrufliche
Entfernung aus dem Amt. Entsetzlich! Lohnte es sich noch zu leben? Und
Danka? Was würde Danka sagen! Bestimmt würde auch sie sich
von einem Straffälligen und Versager distanzieren! Nein, nein,
soweit durfte es nicht kommen! Nur nicht die

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