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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Hände in den
Schoß legen! Suchen, suchen!
    Zdenek Pištora ergriff die Lupe und kroch
auf allen vieren durch sein Arbeitszimmer. Zentimeter für
Zentimeter suchte er den Fußboden ab, bis in die kleinsten
Ritzen, Rillen und Unebenheiten.
    Der erste Anruf aus dem PITM
    Um halb drei klingelte das Telefon. Pištora
zuckte zusammen, als träfe ihn der Schlag. Trotzdem erhob er sich
vom Fußboden und nahm den Hörer ab.
    »Hier Pištora…«
»Hallo, bist du’s, Zdenek? Grüß dich, altes
Haus! Verzeih, daß ich dich mitten in der Nacht geweckt habe.
Hier spricht Honza Stašek aus dem PITM…«
»Grüß dich, Honza…«, brachte
Pištora mit Mühe hervor. Er fühlte, wie ihm schwindlig
wurde, und setzte sich auf einen Stuhl.
»Hallo, hallo! Hörst du mich, Zdenek? Was ist, bist du noch
nicht wach?« schnarrte es ihm aus dem Hörer entgegen.
»Ich höre dich, Honza. Gut sogar. Ich hatte noch nicht geschlafen. Ich habe Kopfschmerzen…«
»Kopfschmerzen? Das ist gut! Ein kluger Kopf muß weh tun!
Nur ein hohler macht sich nicht bemerkbar. Doch Spaß beiseite.
Morgen wird deine kleine Ameise geprüft. Ich habe den Auftrag,
Tonbandaufnahmen von ihr vorzubereiten. Da habe ich mir etwas
ausgedacht, aber dazu brauche ich die Techmin Nummer 386955! Das ist,
wie du weißt, das Magnettongerät zweimal dreieinhalb Mikron!
Aber so ein Pech: in der Mikrothek habe ich sie nicht gefunden!
Weißt du vielleicht, wo sie steckt?«
»Wer?«
»Wer! Die Techmin Nummer 386955 natürlich. Komm doch endlich
zu dir, Zdenek! Ich brauche sie. Wo könnte sie deiner Meinung nach
sein?«
»Ach so, die Techmin! Nein, das weiß ich nicht. Keine
Ahnung. Vor einem Monat hatte ich sie allerdings entliehen, habe sie
aber in die Mikrothek zurückgebracht. Sie müßte dort
sein, Honza.«
»Müßte, müßte! Ich bin doch nicht blind!
Wenn ich dir sage, sie ist nicht da, so ist sie’s eben
nicht!«
»Na, dann nimm dir eine andere aus dem Magazin. Zweimal drei
Mikron – davon haben wir fünfhundertzwanzig Stück am
Lager!«
»So schlau bin ich auch. Aber was wird der Alte sagen! Er mag es
nicht, wenn man ohne sein Wissen etwas aus dem Magazin nimmt.«
»Keine Sorge, ich mach das morgen mit ihm klar. Hol sie dir nur und arbeite in Ruhe weiter.«
»Na gut, auf deine Verantwortung!«
»In Ordnung.«
»Mach’s gut, Zdenek! Nimm ein Schlafmittel und schlafe! Gute Nacht!«
»Mach’s gut, Honza!«
Langsam legte Pištora den Hörer auf die Gabel und nahm
müde die Brille ab. Eine stumpfe Gleichgültigkeit hatte sich
seiner bemächtigt.
    Der zweite Anruf aus dem PITM
    Sein Wunsch, einzuschlafen, alles zu vergessen, war
unüberwindlich; Pištora rührte sich nicht vom Fleck,
sondern blieb auf dem Stuhl vor dem unordentlichen Schreibtisch sitzen.
Er hatte nicht die geringste Lust auf weitere Suchaktionen.
    Ihm fiel der Kopf auf die Brust, seine Arme hingen kraftlos herab. Schlafen müßte man, schlafen…
Doch da schrillte es abermals. Einmal, zweimal, dreimal,
viermal… Pištora hob schwer den Kopf und blickte stumpf
zum Telefon hinüber, das beharrlich weiterklingelte. Nichts zu
machen, er mußte den Hörer abnehmen.
Schlaftrunken lallte der Ärmste: »Hallo! Hier Pištora…«
»Um Gottes willen, Zdenek, du schläfst ja wie ein
Murmeltier! Ich bin’s noch einmal, Honza Stašek!«
»Was ist denn schon wieder los?«
»Ein Malheur, Zdenek! Ein furchtbares, nicht wiedergutzumachendes
Malheur! Komm sofort ins PITM! Auf der Stelle! Hörst du?«
»Ja doch! Was ist denn passiert? Was machst du mitten in der Nacht für eine Panik?«
»Ich bringe es nicht über die Lippen! Komm her, dann erfährst du’s!«
Die Stimme im Telefon klang tatsächlich sehr beunruhigend.
Pištora aber hatte es satt, sich aufzuregen. Gereizt sagte er:
»Nirgends fahre ich hin! Sage, worum es sich handelt, oder ich
lege auf!«
»Na schön! Hör zu! Halt dich aber ordentlich fest! Die
Neuigkeit ist umwerfend! Heut nacht haben unbekannte Täter hier im
PITM restlos alle Techmine geraubt, einschließlich deiner
Kyberoformica! Kapiert? Alle Techmine sind futsch! Das Magazin ist
leer, die Mikrothek ist leer, und der Safe deiner Kyberoformica ist es
auch!«
Pištoras Müdigkeit war wie weggeblasen.
»Du spinnst!« brüllte er in den Hörer. »In
unserm Magazin sind fünfundzwanzig Millionen Techmine und in der
Mikrothek etwas über drei Millionen! Es ist ganz unmöglich,
die alle auf einmal zu klauen! Ist doch völliger Wahnsinn.
Du bist betrunken, Honza, oder ernsthaft krank!«
»Sachte, sachte,

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