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Das Molekular-Café

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Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorgehalten hatte, steckte er es wieder weg und sagte:
»Wir haben also mit absoluter Sicherheit festgestellt, daß
das Institut für Technische Miniaturen nicht von Menschen, sondern
von Insekten, genauer, von Ameisen beraubt worden ist. Folglich liegt
kein Rechtsbruch vor, sondern sozusagen ein Fall von höherer
Gewalt, der nicht vorauszuschauen, geschweige denn zu verhindern
gewesen wäre. Deshalb sehen wir unsere Aufgabe als erfüllt
an. Wiederfinden müssen Sie die Techmine selbst. Ich denke, Sie
werden Grabungen vornehmen und den Grund und Boden sorgfältig
durchsieben. Wenn Sie mir gestatten, Ihnen einen guten Rat zu geben: Am
besten wäre, sofort mit den Grabungen zu beginnen, solange es den
Ameisen noch nicht gelungen ist, die Techmine über den ganzen
Petrinpark zu verschleppen. Erlauben Sie mir, damit meine Mitteilung zu
beenden.«
    Der Disput geht weiter
    Gerade wollte der Oberst das Rednerpult verlassen,
als im Präsidium plötzlich eine durchdringende, knarrende
Stimme laut wurde, die ihn zum Stehenbleiben nötigte. Die Stimme
sagte: »Hier gibt es gar nichts Komisches, Herr Oberst! Dies ist
eine viel schlimmere Tragödie, als wenn die Räuber Menschen
gewesen wären!«
    »Warum sollte das eine Tragödie sein,
und dazu noch eine schlimme?« fragte der Oberst und schaute sich
interessiert die zahlreiche Besetzung des Präsidiums an.
    »Ich bin es, der diesen Gesichtspunkt
ausgesprochen hat, Herr Oberst. Mein Name ist Professor Kracmer. Wenn
Sie meine Meinung hören möchten, so dürfen Sie sich
nicht nur auf die Feststellung der Tatsache beschränken, daß
die Techmine von Ameisen gestohlen worden sind!«
    »Herr Professor, was Sie da sagen, klingt
sehr seltsam. Worauf begründen Sie Ihre Meinung?« fragte der
Oberst verwundert.
    »Ich will es Ihnen erklären! Die Ameisen
wären von selbst niemals auf eine derartige Idee gekommen und
hätten den mit einer so unvergleichlichen Präzision
durchgeführten Raub allein auch niemals geschafft! Die Ameisen
wurden dabei und werden weiterhin von einem vernunftbegabten und
gefährlichen Wesen angeführt!«
    »Sie meinen, jemand hätte die Ameisen
speziell auf den Raub Ihrer Techmine dressiert?« fragte der
Oberst ironisch lächelnd.
    »Nicht dressiert, jemand hat es ihnen befohlen!« kam die
    Antwort.
»Befohlen? Interessant! Wer aber, erlauben Sie die Frage,
hätte wohl die Macht dazu?«
»Die Kyberoformica! Die Kyberoformica hat es den
Ameisen befohlen, Herr Oberst! Und Sie müssen uns helfen,
sie wieder einzufangen! Dazu müssen Miliz, Truppen und
Tausende von Arbeitern eingesetzt werden! Wenn die
Kyberoformica nicht gefunden und vernichtet wird, ist das
unser aller sicherer Untergang.«
Der verdutzte und bestürzte Oberst kam nicht dazu,
Kracmer zu antworten.
Plötzlich stürzten die fünf Nachtwächter des PITM in die
Aula und riefen mit versagender Stimme wirr durcheinander:
»Kollegen! Der Turm! Schnell! Der Turm! Sehen Sie! Sehen
Sie!«
»Ruhe!« rief der Direktor und sprang auf. »Was ist los?
Einer allein soll sprechen! Was für ein Turm? Antworten Sie,
Kubicek!«
»Der Turm, Herr Direktor, der Eisenturm wird zusehends
kleiner. Er ist schon fast zwanzig Meter niedriger!«
antwortete der, den der Direktor Kubicek genannt hatte. »Unsinn! Wie kommen Sie darauf? Sind Sie denn alle
verrückt geworden?« schrie der Direktor. Doch es hörte
niemand mehr auf ihn.
Die Mitarbeiter des PITM sprangen von ihren Plätzen auf
und stürzten zu den Ausgängen. Die Mitglieder des
Präsidiums liefen ihnen nach.
    Der schwindende Turm

    Es war ein bewegendes Schauspiel!
    In einer knappen halben Stunde erst würde die
Sonne aufgehen, die Morgendämmerung war jedoch schon ziemlich weit
fortgeschritten. Die Silhouette des schwarzen Eisenturms zeichnete sich
deutlich gegen den hellen Himmel ab. Völlig unbegreiflich, was
dort vor sich ging, doch er wurde tatsächlich niedriger, wie eine
im Feuer schmelzende Kerze.
    Die riesige Menschenmenge, die aus dem Gebäude
auf den Institutshof geströmt war, starrte in tiefem Schweigen auf
den Turm. Die Gesichter drückten unsägliches Erstaunen aus,
Verwirrung und sogar Entsetzen. Pištora, der ganz vorn stand,
blickte ebenfalls wie verzaubert auf das Phänomen.
    Plötzlich faßte ihn jemand am Ellenbogen. Hastig drehte er sich um und erblickte Honza Stašek.
»Das sind sie! Na, bewundere sie!« sagte Honza leise und gab Zdenek sein Fernglas.
Mechanisch nahm Pištora das Glas und richtete es auf die
Turmspitze. Er sah, wie sich ein kaum

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