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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Signale nicht mehr
empfangen werden konnten. Schau – zuerst waren die Signale
deutlich zu vernehmen, sie lagen über der Rauschgrenze, also
muß das Raumschiff in der Nähe der Basis gewesen sein. Dann
hat es sich wieder entfernt, und die Signale wurden leiser.«
»Das heißt, es ist in den Kosmos gerast.«
»Ja.«
»Bloß, warum?«
»Ich glaube, wir kennen den Grund.«

»Das Fehlen der Signale von der Station.«
»Ich vermute, als sie den Planetoiden von ihrer Rakete aus riefen…«
»… schwieg er. Genau wie er geschwiegen hat, als wir ihn riefen.«
»Nur, daß Soto ein gewöhnliches Raumschiff ohne Treibstoffreserven hatte.«
»Du meinst, er hat den Planetoiden nicht finden können und
ist daran vorbeigeflogen, zu den Grenzen des Sonnensystems.«
»Bestimmt. Sie funkten um Hilfe…«
»… doch niemand empfing ihren Ruf, außer dem Planetoiden, und der schwieg.«
Marp dachte einen Augenblick nach. »Aber der Chemiker…«, fragte er dann.
»Eben, was hat der Chemiker gemacht? Das müssen wir
herauskriegen«, sagte Thor. »Und weshalb ist er
umgekommen?« setzte er nach einer Weile hinzu.
»Umgekommen?«
»Ich nehme an…«
Abermals folgten sie dem Korridor, der in die Tiefe der Basis
führte, und passierten mehrere große Panzerschleusen, die
die Wohnräume von den Systemen des Konstrukteurs trennten. Der
Gang wurde enger und erinnerte eher an einen Felsspalt als an den
Korridor einer Raumstation. Die bläulich-phosphoreszierenden
Wände verschwanden, an ihre Stelle traten die zu scheinbar wirren
Gebilden zusammengefügten Kristalle der Systeme, untereinander
verbunden durch ein Geflecht verschiedenfarbiger transparenter
Leitungen und Kabel. Die Kristallprismen sandten ein schwaches
grünliches Licht aus, dessen Intensität in chaotischem
Rhythmus wechselte. Alle paar Meter zweigten Gänge ab, so schmal,
daß sich kein Mensch hätte hindurchzwängen können.
»Das sind die Durchlässe für die Reparaturautomaten«, erklärte Thor.
»Was für eine gewaltige Anlage. Tausende Meter Korridor.«
»Ja, ein Koloß«, pflichtete Thor bei. »Aber
vergiß nicht, daß in diesem Gigantomaten alles Wissen der
Menschheit über interplanetare Flüge gespeichert ist, die
ganze Astronomie, Astronavigation, sämtliche Kenntnisse von den
Atmosphären der Planeten…«
»Außerdem trifft er Entscheidungen…«
»Nicht nur das, er lernt, und zwar sofort, sobald seine
Entscheidungen vom Menschen auch nur ein einziges Mal korrigiert
werden. Niemals wiederholt er einen Fehler.«
»Ein verflixt gescheiter Automat. Lach nicht, aber Soto hat mir
erzählt, daß der Konstrukteur es nicht schätzt, wenn
man seine Entscheidungen ändert.«
»Was heißt, er schätzt es nicht? Er kann sich doch gar
nicht gegen einen Befehl des Menschen auflehnen. Ihm ist ein System
eingebaut, das ihn zu unbedingtem Gehorsam zwingt.«
»Schon, aber Soto sagte, der Konstrukteur bemühe sich,
einfach keine Situationen aufkommen zu lassen, in denen seine
Entscheidungen von Menschen geändert werden könnten. Gerade
deshalb hat Soto ja das Institut für Neurokybernetik
konsultiert.«
»Interessant.«
Sie blieben stehen.
»Dort sind die Gedächtnisaggregate«, sagte Thor und
beugte sich über die runde Öffnung eines Schachts, aus dem
eisige Kälte aufstieg. Trotz der Klimaanlage verwandelte sich der
Atem in Dampf.
»Sonderlich warm ist es hier nicht.«
»Das kommt von dem flüssigen Helium. Wärmeisolierung
und Klimaanlagen können die starke Abkühlung nicht
verhindern.«
»Steigen wir hinunter?«
»Gleich, laß uns nur erst die Automaten rufen.«
»Glaubst du, daß er dort unten sein könnte?«
»Wer, der Chemiker?«
»Ja.«
»Ich weiß nicht, vielleicht. Wenn er Kybernetiker
wäre, würden wir ihn dort finden. Meiner Meinung nach ist die
Ursache der ganzen Misere in einer Entscheidung des Konstrukteurs zu
suchen, und diese Entscheidung muß in seinem Gedächtnis
aufgezeichnet sein.«
»Er war aber Chemiker.«
»Darum geht es; ich nehme an, daß er nicht einmal imstande
gewesen wäre, den Gedächtnisinhalt eines solchen Automaten zu
überprüfen.«
Es dauerte nicht lange, bis die Reparaturautomaten eintrafen, kleine
pyramidenförmige Roboter mit Dutzenden von Öffnungen, aus
denen auf Befehl in Spezialwerkzeuge auslaufende Arme hervorgeschossen
kamen.
Sie gingen an den Männern vorbei und stiegen nacheinander in den Schacht hinunter.
Plötzlich ertönte der Innenlautsprecher der Station:
»Endlich seid ihr da. Kommt ‘rein. Ich bin im Labor.«
»Was…

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