Das Molekular-Café
ein auf diesen fernen Planetoiden
versetztes Stück Erde. Anstelle der Decke schimmerte eine
Nachbildung des Himmels, von dem eine künstliche Sonne, die von
Zeit zu Zeit hinter Wolken verschwand, behagliche Wärme
herabschickte.
Nur die Pflanzen waren echt, und echt war der Duft des späten Sommers.
»He, he! Ist hier jemand?« rief Marp.
Hinter den Büschen tauchte plötzlich ein kleiner Android auf.
»Noch immer keine weiteren Signale«, sagte er kurz.
»Thor, was redet der?«
Thor wußte keine Antwort.
»Was meinst du damit? Erklär uns das!« befahl er dem Automaten.
»Auftragsgemäß stehe ich mit den Horchautomaten in
Kontakt. Die Signale des Raumschiffs sind unter die Rauschschwelle
gesunken. Spezialautomaten haben das Abhören übernommen. Zur
Zeit bleiben die Signale aus.«
»Sie haben uns im Empfangsbereich unterhalb der Rauschschwelle
gesucht. Als ob wir Millionen Kilometer von der Basis entfernt
wären, und dabei sind wir direkt auf sie zugeflogen…
Komisch, was?« Marp lachte, aber man sah ihm an, daß er
ärgerlich war.
»Merkwürdig.«
»Merkwürdig? Absurd! Die spielen hier Kosmonaut wie Kinder auf dem Schulhof.«
»Komm, Marp, gehen wir zu Soto«, sagte Thor ernst.
»Einverstanden. Laß uns das Labor suchen. Ich glaube, wir
haben dem Burschen mancherlei zu sagen. Jedenfalls ist er die
längste Zeit Kosmotechniker gewesen.«
»Das Labor, wo ist das Labor?« fragte Thor den Androiden.
»Chemisches Labor – zweites Geschoß, erster Korridor«, antwortete der Automat unverzüglich.
»Chemisches Labor? Soto ist doch kein Chemiker, Marp?«
»Nein, Kybernetiker.«
»Wo sind die anderen Labors?«
»Andere gibt es nicht.«
»Wieso?« fragte Marp verwundert.
»Er hat recht. Jetzt fällt mir ein… Vor dem Abflug
hat man mir erzählt, daß im Unterschied zu den übrigen
Stationen hier keine Forschungsarbeiten durchgeführt werden.«
»Nicht einmal für eigene Zwecke?«
»Nein, hier lenkt und leitete alles der Konstrukteur. Das
chemische Labor ist auch erst vor kurzem entstanden. Sie sind dabei,
den kosmischen Staub zu untersuchen.«
»Richtig. Ich besinne mich, als ich Soto traf, erwähnte er,
daß sie einen neuen Chemiker hätten, der damals allerdings
auf der Station geblieben war. Angeblich ein tüchtiger
Junge.«
»Hier irgendwo muß das Labor sein.«
»Ja, diesen Korridor ein Stück hinunter bis zum nächsten Geschoß.«
Sie gingen noch einige Dutzend Schritte.
»Da ist es!« rief Marp.
Beide traten ein.
»Findest du nicht auch, daß es hier brenzlig riecht?« fragte Thor plötzlich.
»Ja, ganz schwach.«
»Eine ausgezeichnete Lüftungsanlage… Sieh mal…« Sie standen im Durchgang zum zweiten Raum.
»Tatsächlich, hier ist ein Brand gelöscht
worden«, bestätigte Marp. »Überall weißer,
eingetrockneter Schaum… Es muß ganz hübsch gebrannt
haben.«
»Marp, der Löschautomat ist an der Brandstelle.« »Was ist daran merkwürdig?«
»Schau her. Der eingetrocknete Schaum fängt bereits an zu
krümeln… Er ist mindestens eine Woche alt, und der Automat
steht noch da, niemand hat ihn weggeschickt. Du – jetzt hat er
uns bemerkt und geht.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Nachdem er einen Brand gelöscht hat, darf er sich erst entfernen, wenn Menschen kommen.«
»Das heißt… dieser Schaum…«
»Ja, seit mindestens einer Woche ist hier niemand gewesen…
es hat gebrannt, und trotzdem hat sich keiner sehen lassen.«
»Wer hat uns dann aber hierhergerufen?« Marp sah sich
mißtrauisch um und ließ den Desintegrator von der Schulter
gleiten.
»Keine Ahnung. Hier ist irgend etwas passiert, Marp.«
»Doch wo sind die Männer, wo stecken sie? Wir müssen sie finden«, rief Marp und eilte dem Ausgang zu.
»Halt! Laß uns erst überlegen. Was mag den Brand verursacht haben?«
»Das ist jetzt unwichtig. Komm, wir suchen sie.«
»Seit mindestens einer Woche sind sie nicht hier gewesen, da spielen ein paar Minuten auch keine Rolle.«
»Aber vielleicht sind sie gerade in diesem Augenblick…«
»Ruhig Blut! Wollen uns erst hier umsehen. Das ganze Labor ist
restlos ausgebrannt. Dieses verkohlte Gerät war mal ein
Analysator!«
»Der kann nicht explodieren.«
»Explodieren nicht, höchstens sich entzünden.«
»Kaum; es sei denn, er hätte mehrere Stunden pausenlos gearbeitet…«
»Und die Sicherungen wären nicht ganz in Ordnung gewesen.
Sonderbar.« Thor stand regungslos in der Mitte des Labors.
»Dennoch hat Soto uns hierhergerufen.«
»Wie sagte er doch?«
»Warte mal… ›Endlich seid ihr da. Ich bin im
Weitere Kostenlose Bücher