Das Molekular-Café
würde, und wollte zu ihm
stoßen, ohne umherstreifenden Autogonen zu begegnen. Wenn sie
sich schon über gewöhnliche Roboter hermachten, war zu
vermuten, daß sie sich auch für unseren Graviplan
interessierten. Und darauf durfte ich es keinesfalls ankommen lassen.
Ja, ich hegte ernstliche Bedenken, und nicht erst seit dem Gespräch mit dem Ingenieur.
Iliphorus Demens war mir gut bekannt. Wir hatten uns mehrmals im
Streitgespräch gegenübergestanden. Er besaß drei
Doktorhüte und keinen davon honoris causa. Ursprünglich
Physiologe, war er später Maschineningenieur geworden und hatte
dann noch an der kybernetischen Fakultät studiert.
Zweifellos war er gescheit, aber verschroben und gänzlich in den
Ideen befangen, die von den sogenannten Maschinisten vertreten wurden.
Die Vorstellung dieser Leute von einer künftigen Welt
superintelligenter Roboter war einfach absurd. Sie meinten, der Mensch
– nur zeitweilig höchste Form der belebten Materie und
selbst biologischer Automat – schicke sich nach
unabänderlichem Entwicklungsgesetz an, die Welt der idealen
Maschinen zu schaffen, um sodann als Gattung zu verkümmern und
unterzugehen.
Ein ebenso unsinniger wie gefährlicher Trugschluß, dem ich,
wo ich nur konnte, in aller Entschiedenheit entgegentrat. Und
vielleicht war es nicht zuletzt meine Gegnerschaft gewesen, die Ili
Demens zu seinem abenteuerlichen Vorhaben veranlaßt hatte.
Eines Tage war er verschwunden gewesen. Niemand wußte zu sagen,
wohin. Ich mutmaßte sogleich, der alte Querkopf beabsichtige eine
Demonstration für seine Theorie, ohne Rücksicht darauf, ob
das uns oder auch ihm selber möglicherweise die größten
Scherereien einbringen werde.
Als dann die ersten Gerüchte über seinen Versuch
durchgesickert waren, hatte ich dem Forschungsrat empfohlen, sofort
einzugreifen. Aber man berief sich auf die Freiheit der Wissenschaft
und beschloß abzuwarten. Das ging so lange, bis der Fall zum
öffentlichen Ärgernis geworden war.
Der Graviplan schwebte über Dementia dahin. Wir hielten vergeblich
Ausschau nach den Autogonen. Auch von Demens entdeckten wir kein
Lebenszeichen. Mehrmals flogen wir das Haus auf dem Hügel an.
Nichts regte sich dort.
Die Leblosigkeit wirkte bedrückend. Immer wieder verschob ich die
Landung. Ich befürchtete, in einen Hinterhalt zu geraten.
Hochentwickelte Kybernaten wie diese Autogonen waren durchaus
fähig, List anzuwenden, um einen vermeintlichen Feind zu stellen.
Unsere Chance, unbehelligt zu bleiben, bestand allein darin, daß
ihre Erfahrungsspeicher noch kein Flugzeug registriert hatten.
Wo Demens nur sein mochte? Sollte er das Versuchsgebiet wirklich
verlassen haben? Ich hielt es für unwahrscheinlich. Er war nicht
der Mann, der vorzeitig aufgab, was er einmal begonnen hatte.
Wir gingen mit der Maschine noch tiefer hinunter. Die Sonne neigte sich
bereits, und die Schatten wurden länger. Bis zum Einbruch der
Dunkelheit mußten wir Demens gefunden haben. Es schien mir nicht
ratsam, die Autogonen durch Scheinwerfer zu beunruhigen oder gar zu
reizen.
Ein Felskegel mit steil abfallenden Hängen schob sich unter uns
heran. Wir hatten diese Gegend schon mehrmals überflogen. Diesmal
jedoch, in geringerer Höhe, entdeckten wir dort einen Menschen,
der uns aufgeregt zuwinkte. Seine Kleidung hob sich kaum von der Farbe
des Kalkgesteins ab. Es konnte nur Demens sein.
Das Plateau bot genügend Platz für die Landung. Demens wankte
uns entgegen. War er auch nie ein stattlicher Mann gewesen, so glich er
jetzt einem verhutzelten Greis. Das ausgebleichte, wirre Haar hing ihm
ins spitze Gesicht. Die Kleider waren zerrissen, verschmutzt. Unter dem
halboffenen Hemd spannte sich die lederbraune Haut über den Rippen.
Unverändert war der fanatische Glanz seiner Augen, der sich
für einen Moment trübte, als er mich, seinen alten
Widersacher, erblickte. Und typisch für ihn war auch, daß er
uns nicht etwa voll freudiger Dankbarkeit als Retter
begrüßte, wie es in seiner Lage zu erwarten gewesen
wäre, sondern triumphierend hervorstieß: »Das
Experiment ist gelungen, Human!«
»Es scheint mir auch so«, antwortete ich reserviert. »Wo hausen Sie eigentlich?«
Er wies auf eine flache Senke im Fels. Dort hatte er knochenhartes
Reisig zu einem Lager geschichtet. Darüber war aus einer Plane und
dornigen Stöcken ein Sonnendach errichtet.
»Ja, mein Lieber, es ist so gekommen, wie ich es vorausgesehen
hatte«, sagte er. »Ich werde Ihnen den Verlauf des
Experiments von Anbeginn
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