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Das Mondkind (German Edition)

Das Mondkind (German Edition)

Titel: Das Mondkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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verschwunden sind, schleichen sich die Brüder in den Flur hinaus und in den Südflügel. Sie suchen Zuflucht in Harleys Zimmer, das neben Crispins liegt.
    Obwohl sie ausführlich über den Vorfall im Nähzimmer diskutieren, können sie sich keinen Reim darauf machen, was das alles zu bedeuten hat. Vielleicht wird Mirabell heute Abend eine Party besuchen. Aber den Brüdern hat man nichts davon gesagt.
    Harley findet es unfair, dass ihre Schwester auf eine Party gehen könnte, aber sie beide nicht. »Außer vielleicht, wenn es eine Überraschungsparty für uns ist.«
    »Wann hat jemals irgendjemand eine Party für uns veranstaltet?«, fragt Crispin.
    »Nie.«
    »Also werden sie nicht jetzt damit anfangen.«
    »Lass uns einfach Mom fragen, was hier vorgeht.«
    »Nein«, sagt Crispin. »Das sollten wir lieber nicht tun.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht. Aber wir werden es bleiben lassen.«
    »Und wie finden wir es dann raus?«
    »Wir werden abwarten und sehen, was passiert.«
    Harley schmollt. »Ich verstehe nicht, warum wir nicht fragen können.«
    »Schon mal deshalb nicht, weil wir ihnen nachspioniert haben.«
    »Wir haben es zufällig aufgeschnappt, das ist alles.«
    »Wir haben ihnen nachspioniert und das weißt du auch.«
    »Das heißt aber noch lange nicht, dass wir Ärger bekommen werden.«
    »Wir werden Ärger bekommen, das versichere ich dir«, sagt Crispin. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu sehen, was passiert.«
    In Theron Hall befindet sich das formelle Esszimmer, in dem die Erwachsenen ihr Abendessen einnehmen, im Erdgeschoss. Sie essen um acht Uhr zu Abend.
    Den Kindern wird das Abendessen in einem kleineren Esszimmer im ersten Stock um sechs Uhr serviert.
    Clarette sagt, in dem Teil Europas, aus dem die Gregorios stammen, ist es Brauch, dass Kinder mit Kindern und Erwachsene mit Erwachsenen essen.
    Das könnte stimmen. Crispin hat es schon erlebt, dass seine Mutter lügt, aber er weißt nicht genug über Europa, um in dem Punkt an ihr zu zweifeln.
    Ihm ist es ohnehin lieber, mit Harley und Mirabell zu essen als mit seiner Mutter und mit seinem Stiefvater. Hier im ersten Stock können sie beim Abendessen reden, worüber sie wollen. Und sie brauchen auch nicht das raffinierte Reiche-Leute-Essen runterzuwürgen, das unten aufgetischt wird, wie pochierter Lachs und Schnecken und Spinatsoufflé. Hier wird ihnen das beste Essen aufgetischt, genauso, wie Kinder es mögen, Sachen wie Cheeseburger, Makkaroni mit Käse und Tacos.
    Ihr Esszimmer ist kleiner als das für die Erwachsenen, aber es ist nicht weniger formell möbliert. Die Sideboards aus dunklem Holz sind mit üppigen Schnitzereien versehen, die stellenweise golden schimmern. Der Tisch steht auf Klauenkugelfüßen, die Stühle haben hohe verzierte Rückenlehnen, die Polster sind mit Brokat bezogen und über ihnen hängt ein Kronleuchter aus Kristallglas.
    Manchmal scheint es, als sei niemand in der Familie Gregorio jemals ein Kind gewesen.
    Die Dienstboten, die das Abendessen bringen, teilen den Jungen auch mit, dass ihre Schwester heute Abend nicht mit ihnen essen wird. Sie h ätt en gehört, dass sie sich nicht wohl fühlt.
    Zwischen der Tortillasuppe und den Chicken Nachos schaut Nanny Sayo herein, um zu berichten, Mirabell hätte anscheinend Migräne. Sowie die Kopfschmerzen vorübergehen, wird das Mädchen in seinem Zimmer essen.
    Clarette klagt manchmal über Migräne, verkriecht sich in einem stillen dunklen Zimmer und ist für die Dauer des Anfalls nicht ansprechbar. Es ist das erste Mal, dass ihre Tochter darunter leidet.
    »Dieses Leiden kann erblich sein«, sagt Nanny Sayo. Bevor sie geht, zerzaust sie Harley das Haar und drückt Crispin einen Kuss auf den Hinterkopf. »Macht euch keine Sorgen. Mirabell geht es bald wieder gut. Aber ihr dürft sie heute Abend nicht stören.«
    Als die Brüder wieder allein miteinander sind, sagt Harley: »Dann findet also eine Party statt. Das ist fies.«
    »Es findet keine Party statt«, widerspricht ihm Crispin.
    »Wenn es keine Party ist, was ist es dann?«
    »Wir müssen einfach abwarten und sehen, was passiert.«
    In den nächsten zwei Stunden tut sich nichts Ungewöhnliches.
    Da er erst sieben Jahre alt ist und Stunden damit zugebracht hat, die entlegensten Winkel von Theron Hall nach weißen Katzen abzusuchen, die sich beharrlich geweigert haben, sich zu materialisieren, ist Harley um acht Uhr reif fürs Bett. Er sagt, er mache sich nichts aus irgendwelchen doofen Partys,

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