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Das Mondkind (German Edition)

Das Mondkind (German Edition)

Titel: Das Mondkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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ist kein einziges mehr da.
    Die Regale, auf denen bisher ihre Sammlung von Bilderbüchern stand, sind leer.
    Auf ihrem Nachttisch, wo die grünen Ziffern ihrer Mickymaus-Uhr leuchteten, lässt sich jetzt keine Zeit mehr ablesen.
    Einer Eingebung folgend reißt Crispin die Tür zu ihrem begehbaren Kleiderschrank auf und schaltet das Licht an. Nichts hängt an den Kleiderstangen und kein einziges Paar Schuhe steht in einem der Schuhregale.

7
    Anfang Dezember, drei Jahre und vier Monate später …
    Seit sie erst kürzlich in der Halloween-Nacht nur knapp entkommen sind, wagen Crispin und sein getreuer Harley weniger und bewegen sich öfter durch Grüngürtel, das Gewirr der kleinen Gassen und Regenkanäle als auf Hauptstraßen.
    Da sie vollständig von der Abwasserkanalisation getrennt sind, sind die massiven Rohre bei trockenem Wetter nicht gefährlich. Sie sind wie geheime Schnellstraßen, die den Haupt- und Seitenstraßen über ihnen folgen.
    Gelegentlich begegnet er einer einzelnen Ratte oder einem ganzen Rudel, aber die Tiere laufen immer vor ihm weg. Bei den Arbeitskräften der Stadt ist Verlass darauf, dass man sie durch ihre Lampen frühzeitig entdeckt, und man kann ihnen aus dem Weg gehen; man braucht nur eine andere Abzweigung als das Rohr zu wählen, in dem sie gerade Instandhaltungsarbeiten durchführen.
    Ursprünglich mussten sich der Junge und sein Hund darauf beschränken, das Rohrsystem durch offene Abzugskanäle zu betreten und zu verlassen, die von Straßengräben und Bachbetten schräg hinabführen, um sich diesem unterirdischen Netz anzuschließen. Einstiegsschächte und die senkrechten Leitern mit den Eisensprossen, die hinunter führen, b ö ten viel mehr Einstiegs- und Ausstiegsmöglichkeiten, darunter auch eine Reihe von unauffälligen Zugängen in ruhigen Gassen und auf dem Gelände leerstehender Fabriken, aber der vierbeinige Harley kann sie nicht benutzen.
    Im letzten Jahr ist es Crispin, der in seinem Exil schnell stärker geworden ist, jedoch gelungen, den fünfundzwanzig Kilo schweren Hund mit einer selbstgebastelten Vorrichtung durch einen Einstiegsschacht hinunterzulassen oder ihn eine Leiter hinaufzutragen.
    Diese Vorrichtung besteht aus einer mit Stoff überzogenen PVC -Schlinge, die für den Körper des Hundes maßgeschneidert ist und vier Löcher für seine vier Beine aufweist; dadurch ist sein Gewicht gleichmäßig verteilt und keines seiner inneren Organe übermäßigem Druck ausgesetzt. Crispin hat das PVC selbst zugeschnitten und die Schlinge mit der Hand genäht. Er ist zuversichtlich, dass weder die Nähte reißen noch die Verschlüsse unter der Last nachgeben werden.
    Wenn er den Hund hinunterlässt, verwendet er dafür zwei lange mehrsträngige Nylonschnüre, wie Bergsteiger sie gern benutzen. Er setzt Karabinerhaken ein, um die Schnüre mit zwei Ringen an der Schlinge zu befestigen.
    Wenn er aus einem Abzugsrohr klettert, trägt er eine Art Bergsteigergurt, den er ebenfalls selbst entworfen hat. Nach dem er sich den Hund aufgeladen hat, wird die Schlinge an dem Gurt befestigt und Crispin trägt seinen besten – und einzigen – Freund auf dem Rücken die Leiter hoch.
    Ehe er diese Glanzleistung vollbringt, steigt er jedoch allein hinauf, um die Einstiegsluke zu öffnen. Von einem städtischen Wartungstrupp hat er ein Werkzeug gestohlen, mit dem er die große Eisenscheibe einhaken und zur Seite heben kann. Von unten gestattet es ihm das andere Ende des Werkzeugs, die Abdeckung hochzukippen und sie mit viel Druck aus dem Weg zu schwingen.
    Nachdem er seinen Kopf in die kalte Nachtluft hinausgestreckt hat, um sich zu vergewissern, dass es keine Zeugen gibt, hievt er seinen Rucksack durch die Öffnung, bevor er wieder hinuntersteigt, um den Gurt anzulegen und den Hund hochzutragen.
    Auf diese Weise tauchen sie jetzt in einer ruhigen Sackgasse auf, die nur eine Kreuzung von Broderick’s entfernt ist, dem größten und ältesten Kaufhaus der Stadt. Im Lauf des letzten Jahres haben sie von Zeit zu Zeit in diesem Kaufhaus Unterschlupf gefunden, das im Winter ein besonders einladender Ort ist.
    Heute Abend ist der Mond hinter einer tiefen Wolkendecke verborgen. Die eisige Luft ist so schneidend, dass seine Augen tränen.
    Nachdem er den Hund befreit hat, faltet Crispin den Gurt und die Schlinge zusammen. Er verstaut sie in einem Fach seines Rucksacks, der größer ist als der, mit dem er aus Theron Hall geflohen war.
    Mit dem Rucksack auf dem Rücken und dem Hund an einer Leine

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