Das Monopol
Markenzeichen, das auf der Spitze im vierzigsten Stock angebracht war – noch von den beiden schweigsamen Männern am Regionalflughafen gesehen werden konnte. Sie trugen weiße Hemden und schwarze Anzüge und warteten geduldig neben einer blitzenden schwarzen Lincoln-Limousine vor der Einfahrt zu einem privaten Hangar. Die leichte Ausbeulung ihrer Taschen war nur für einen erfahrenen Beobachter zu erkennen. Beide sahen zu, wie der Bell/Augusta-Senkrechtstarter seine Propeller waagerecht stellte, langsam herunterschwebte und schließlich auf den Hangar zurollte.
Einer der Männer stieg in die Limousine, legte die kurze Strecke zum Hangar zurück und blieb genau vor dem Flugzeug stehen. Der andere folgte, öffnete die Luke, zog eine Glock aus einem Schulterhalfter und schwang sich in die Kabine. Rasch suchte er alles ab und wandte sich dann fragend an den Steward, der zustimmend nickte. Der Mann steckte seine Pistole wieder ins Halfter und lächelte Carlton und Erika kurz zu. Dann winkte er mit der Hand. »Bitte kommen Sie.«
In fast allen anderen Städten hätte die glänzende Limousine für Aufsehen gesorgt, in Atlantic City hingegen war sie eine hervorragende Tarnung, besonders nachts. Sobald ihr Begleiter eingestiegen war, rollte der überlange Wagen davon. Der Mann hatte sich Carlton und Erika gegenübergesetzt, sodass er den Verkehr hinter ihnen beobachten konnte. Er reichte Carlton einen Umschlag, in dem ein Fax steckte.
Vertrauen Sie meinen Leuten. Fragen Sie ruhig nach allem, was Sie brauchen. Es ist noch lange nicht vorbei. Viel Glück.
MM
Wer war dieser Max MacLean, der so viel riskierte, um ihnen das Leben zu retten? Warum tat er das? Ging es um Gerechtigkeit, um Rache? Oder konnte er einfach nicht verlieren? Carlton wusste es nicht. Er hatte MacLean ja nie getroffen, nur einmal mit ihm gesprochen. Erika hatte Nachforschungen über den Mann angestellt, bevor Carlton Kontakt zu Wenzel aufnahm. Vielleicht war es sein Mafia-Background – Erika hatte Mühe gehabt, die diesbezüglichen Informationen zu finden-, der MacLean antrieb, gegen die Regierung zu kämpfen. Doch welcher Art seine Motive auch sein mochten, der Flug vom Luftwaffenstützpunkt Andrews hatte ihnen das Leben gerettet. Sie waren entkommen. Erika einmal. Carlton sogar dreimal. Aber sie konnten nicht ewig auf der Flucht sein. Und wenn sie nicht mehr fliehen konnten, wo und wie sollten sie sich dann verstecken?
Eine Viertelstunde später fuhr die Limousine in eine düstere Tiefgarage. Der Begleiter stieg aus, zeigte auf eine graue Tür. Er wählte einen Schlüssel aus dem großen Bund, den er am Gürtel trug, und schloss auf. Dahinter war eine Fahrstuhltür; sie stand bereits offen. Der Mann winkte Carlton und Erika in den Aufzug, steckte einen anderen Schlüssel in ein Schloss und blieb an der Tür stehen, während der Fahrstuhl rasch viele Stockwerke nach oben schwebte. Erst im obersten Stock, dem vierzigsten, hielt er. Die Tür glitt auf. Sie sahen einen dunklen Korridor vor sich. Ein anderer Leibwächter im schwarzen Anzug stand am Ende dieses Korridors neben einer Tür. Er und der bisherige Begleiter wechselten ein paar Worte in einem sizilianischen Dialekt, dann öffnete ihr zweiter Wächter die große Doppeltür.
»Die Präsidentensuite«, verkündete ihr Begleiter. »Sie haben die Ehre, sie vom Geheimeingang der ›Geldsäcke‹ aus zu betreten. Nicht jeder, der auf großem Fuß lebt, möchte gesehen werden. Sie wären überrascht, wenn Sie wüssten, wer alles von der Spielsucht befallen ist.« Er zwinkerte ihnen zu. »Für ein paar Stunden sind Sie hier in Sicherheit. Wenn Sie etwas brauchen, klopfen Sie und fragen Sie Tonio, der vor der Tür bleiben wird. Benutzen Sie keins der Telefone. Wir müssen annehmen, dass sie inzwischen angezapft sind. Ruhen Sie sich aus. Ich bin in ein paar Stunden zurück.«
Ein wenig benommen wandte Carlton sich Erika zu. Er las es in ihren Augen. Das knappe Entkommen. Die Angst. Die Erschöpfung. Die Erleichterung. Aus welchem Grund auch immer, er konnte nicht mehr widerstehen. Er schloss sie in die Arme und senkte den Kopf zu einem Kuss.
Es kam ihnen vor, als hielten sie einander stundenlang. Die zurückgehaltenen Gefühle brachen sich Bahn.
»Pat, ich …«, flüsterte sie, und die Tränen strömten ihr über die Wangen.
Er wischte sie ab. »Ich weiß. Ich auch.«
Wieder begann sie zu weinen, bot ihm ihre Lippen. Er schmeckte das Salz ihrer Tränen, drückte sie an sich. Es fühlte
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