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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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Enden nach oben gerichtete Düsen angebracht waren, gekrönt von riesigen Propellern mit jeweils drei Rotorblättern. Das Ganze wirkte eher wie ein überdimensionales Modellflugzeug und nicht wie ein sicheres Fluggerät zum Transport von Passagieren.
    Carlton und Erika sprangen aus dem Humvee. Erika schnappte nach Luft, als der eisige Wind sie anfiel und der Motor der Augusta aufheulte. Das Donnern der Motoren wurde von dem hackenden Geräusch der Propeller begleitet, die sich immer rascher in der eisigen Luft drehten.
    Saunders kam hinter ihnen her und zeigte mit dem Daumen auf eine Treppe, die aus einer ovalen Öffnung im Rumpf ragte.
    Carlton nickte und trat auf den Colonel zu. »Vielen Dank!« Er salutierte.
    Saunders erwiderte den Gruß knapp und drückte ihnen die Daumen, dann eilte er zum Wagen zurück.
    Carlton und Erika stiegen die schmale Treppe hinauf.
    »Willkommen an Bord«, begrüßte sie ein ernster Steward. »Mr MacLean lässt herzlich grüßen. Wenn Sie so freundlich sein wollen, Ihre Plätze einzunehmen? Dann können wir sofort starten.« Er drückte auf einen Schalter neben der Tür. Die mechanische Treppe glitt hinauf und faltete sich hinter der Luke zusammen. Der Steward sicherte die Tür. Dann sah er nach, ob Carlton und Erika richtig angeschnallt waren. Mit dem Ergebnis zufrieden, ließ er sich in einen der vier übrigen, mit weichem Leder bezogenen Sitze sinken.
    »Verzeihen Sie meine Neugier«, sagte Carlton. »Wohin fliegen wir eigentlich?«
    Der Steward setzte sich auf, drehte sich zu ihnen um. »Atlantic City. Wir sollten in einer halben Stunde dort sein.«
    Carlton und Erika sahen sich befremdet an.
    Fast hätte Carlton den Steward gefragt, ob es an Bord Telefon gab, doch ihm wurde rechtzeitig klar, dass das keine gute Idee war. Die Rotoren drehten sich immer schneller. Langsam erhob sich das weiße Flugzeug vom Rollfeld. Als es eine Höhe von sechzig Metern erreicht hatte, drehten die Düsen sich um neunzig Grad nach hinten. Nun standen die Propeller wie bei einem normalen Flugzeug, und die Maschine flog geradeaus. Der Pilot gab mehr Gas, und das Flugzeug gewann an Höhe. Zehn Minuten später flog der Hybrid aus Hubschrauber und Flugzeug in nordwestlicher Richtung, hatte 600 Meter Höhe und fast seine Höchstgeschwindigkeit von 317 Meilen erreicht.
    Carlton musste sich zusammenreißen, um weder MacLean noch Pink anzurufen. Aber auch sein Handy durfte er jetzt nicht mehr benutzen. Fress würde sie sofort orten und einen vierten Angriff starten. Dreimal war Carlton ihm entkommen. Er wusste nicht, wer von allen Betroffenen noch am Leben war. Erika hatte ihm zwar schon an der Stimme angehört, in welcher Gefahr sie schwebten, bisher aber nicht gewusst, wie rasch die Dinge sich zum Schlimmsten gewendet hatten. Nun konnte sie ihn nur erschrocken anstarren.
    Carlton wollte nicht, dass sie in die Sache hineingezogen wurde. Er hasste sich dafür, dass auf gewisse Weise er schuld daran war, dass Fress auch Erika aufs Korn genommen hatte.
    Aber nun war sie bei ihm, und sie verdiente es, alles zu erfahren. Er erzählte es ihr haarklein, ließ nur die unverhohlene Drohung gegen ihr Leben aus, die von Fress oder Waterboer kam. Zuerst weinte Erika, beruhigte sich dann aber und wirkte gefasst.
    Beide schwiegen und ließen den anfänglichen Schock verebben, der von einer dumpfen, unbestimmten Furcht ersetzt wurde. Doch bald schon wurden sie ruhiger; es half, dass sie zumindest für den Augenblick in Sicherheit waren. Erschöpft schloss Carlton die Augen und lehnte den Kopf an die Nackenstütze.
    Erika blickte aus dem Fenster. Unter ihnen leuchteten die Wolken silbern im Licht des fast vollen Mondes. Sie wandte sich vom Fenster ab, kuschelte sich in den warmen Ledersitz und schaute Carlton an, der wie ein Kind tief und fest neben ihr ruhte. Erika erlaubte sich ein Lächeln und betrachtete ihn mit sehnsüchtigen Blicken. Das Objekt ihrer Zuneigung war nicht besonders sportlich und ganz gewiss kein Intellektueller. Aus ihren Gesprächen hatte sie das Bild gewonnen, dass er mit seinem Leben nicht zufrieden genug war, um auch glücklich zu sein.
    Menschen mit europäischem Hintergrund, wie Erika, schätzten andere Menschen ein, indem sie sie in Schubladen steckten: Erziehung und Bildung, Beruf, Reichtum, Religion, Nationalität und Familie. Doch Carlton passte in keine der herkömmlichen Schubladen. Hinter seiner Fassade gab es etwas Größeres, das nicht so leicht zu erkennen war: ein alles bestimmender

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