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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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tief. »Es war kein Unfall, Don Forza.« Fast hätte er dem Sizilianer erzählt, dass ein Freund im Flugzeug gesessen hätte, doch er hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück. In der Hierarchie der Sizilianer – unter den uomini di rispetto – gab es wichtigere Menschen als Freunde. »Mein consigliere saß in dem Flugzeug. Es wurde zum Absturz gebracht.« Consigliere war ein sizilianischer Begriff: der vertrauenswürdige Berater der Familie, oft ein Anwalt, der in allen Dingen Rat erteilte und folglich über alles Bescheid wusste. Daher hatte er einen hohen Stand innerhalb der famiglia.
    »Ihr consigliere. Das wusste ich nicht. Es tut mir Leid.« Forza hielt inne. In der Leitung knisterte es. »Sie sagten, es war kein Unfall?« »Nein.«
    »Wer?«
    »Ich weiß, wer, aber sie sind unangreifbar«, antwortete MacLean. Er meinte Piet Slythe und Waterboer, weniger den Stabschef im Weißen Haus.
    »Niemand ist unangreifbar.«
    Trotz seines angetrunkenen Zustands jagten die Worte MacLean einen kalten Schauder über den Rücken. Aber genau das hatte er von Forza hören wollen. Dennoch war ihm nicht ganz wohl bei der Sache. Er sagte nichts, lauschte auf das Knacken in der Leitung.
    »Maximilliano. Don Innocenti war mein padrino. Du bist sein Sohn. Du bist in Gefahr. Commanda me.« Befiehl mir. »Aber das Telefon … Ich kann dich kaum verstehen.« Du solltest am Telefon nichts sagen. Schick mir die nötigen Informationen. Du weißt, wie.
    »Grazie, Don Forza. Grazie.«
     

39.

Die Jacht
     
    Atlantic Star
    Registrierte US-Jacht
    Atlantic City, New Jersey, 4.50 Uhr
     
    Die Lincoln-Limousine rollte in den dunklen, stillen Hafen. Der Wagen hielt in einem Lagerhaus, in dem Kisten mit der Aufschrift MacLean Foods International Inc. gestapelt lagen. Carltons und Erikas Begleiter öffnete den Wagenschlag und bedeutete ihnen auszusteigen.
    Er führte sie durch das riesige Lagerhaus, das von Leuchtstoffröhren, die hoch an der Decke angebracht waren, in fahles gelbliches Licht getaucht wurde. Ihre Schritte hallten auf dem Beton und ließen das höhlenartige Innere noch größer und unheimlicher erscheinen. Bald vernahmen sie noch ein Geräusch: ein tiefes, stetiges Brummen. Der Ton war so tief, dass Erika ihn im Magen spürte. Gleichzeitig merkte sie, dass sie einen Riesenhunger hatte.
    Atemwölkchen stiegen empor wie weißer Nebel, als sie auf der anderen Seite des Lagerhauses herauskamen und einen Landesteg betraten. Dort war die Quelle des tiefen Brummens an gewaltigen Stahlpollern vertäut; es war ein riesiges weißes Boot. Nichts und niemand war auf Deck, doch sämtliche Lampen brannten. Sie gingen über den Landesteg und wurden sofort von nebligem Nieselregen eingehüllt. Erika wickelte sich fester in den warmen Kaschmirmantel, den ihr Beschützer besorgt hatte, und drückte sich eng an Carlton.
    »Mr Carlton. Mrs Wassenaar. Wenn Sie bitte an Bord kommen wollen.«
    Ein hoch gewachsener Mann in weißer Uniform mit den Abzeichen eines Fregattenkapitäns trat ihnen auf dem Landesteg entgegen. »Willkommen auf der Atlantic Star.« Er salutierte. »Ich bin Commander Ramey. Das hier ist mein Erster Offizier, Mr Krebski.«
    Auch der Erste Offizier salutierte. »Sir. Ma’am.«
    »Es ist uns eine Ehre, Sie an Bord zu haben, Mr Carlton, Mrs Wassenaar.«
    »Äh … vielen Dank, Commander.« Carlton erwiderte den kräftigen Händedruck und betrachtete die übrigen Männer.
    »An Bord ist ein Herr, der Sie sehen möchte.«
    »Wer denn?«
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden, Sir, Ma’am.« Commander Ramey wandte sich an seinen XO. »Mr Krebski, wir laufen sofort aus.«
    Er führte sie über einen langen Gang in einen Salon, der fast so prächtig war wie die Präsidentensuite im Star, allerdings viel geschmackvoller ausgestattet. Ein Mann stand am anderen Ende des Raums, mit dem Rücken zu ihnen. Er trug Jeans, eine dicke Lederjacke und Turnschuhe. Gedankenverloren starrte er aufs Meer hinaus.
    »Sie sind da, Sir«, sagte Ramey und wandte sich dann an Carlton und Erika. »Wir sehen uns später. Machen Sie es sich bequem.«
    Der Mann drehte sich zu ihnen um. Carlton hatte das unbestimmte Gefühl, in eine gut vorbereitete Falle getappt zu sein. Aber das ergab ja keinen Sinn! Vielleicht führte sein Schlafmangel allmählich zu Verfolgungswahn. Der Afroamerikaner kam ihnen entgegen und streckte eine Hand aus. »Tom Pink.«
    »Tom Pink?« Carlton musste sich mit aller Kraft beherrschen, um dem Mann nicht an die Kehle zu gehen. Das also

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