Das Monopol
Maxfield gegangen war, bevor er fortfuhr. »Weitere Einzelheiten will ich dir nicht verraten. Das würde dir nicht helfen, sondern dich nur ebenso gefährden wie die anderen.«
»Wer sollte mir denn schaden wollen, wenn ich über die Einzelheiten Bescheid weiß?«
MacLean starrte seinen Freund einen Moment schweigend an, bevor er antwortete. »Waterboer.«
Cohen nickte langsam, leicht vorwurfsvoll. »Also steckt doch Waterboer dahinter.« Er stellte die Tasse aus Limogesporzellan auf den Couchtisch. »Ich hatte es schon vermutet, war aber nicht sicher. Max, du musst jetzt aufhören. Was es auch ist, du musst jetzt aufhören.«
»Es ist zu spät. Es geht nicht mehr nur um Waterboer. Die …« Er hielt inne. »Inzwischen haben sich noch einige Bundesbehörden eingemischt. Dazu ausländische Regierungen. Politische Gruppierungen. Das Ungeheuer hat bereits ein Eigenleben.«
Im Gegensatz zu MacLean blieb Abraham Cohen ruhig und gelassen. »Das ist meistens so, und Waterboer gewinnt immer. Und doch lassen sich die Schachzüge des Monopols voraussagen. Wenn du ihm nicht in die Quere kommst, geschieht dir auch nichts. Waterboer schert sich nicht um Rache oder Vergeltung wie gewisse andere. Dieser Konzern ist bestens organisiert und interessiert sich für nichts anderes als den Fortbestand seines Monopols auf dem Diamantenmarkt. Wenn du das Monopol nicht mehr bedrohst, wird auch Waterboer dich nicht mehr bedrohen. So einfach ist das.«
»Klingt wirklich sehr einfach. Aber wie ich schon sagte, es geht nicht mehr allein um Waterboer. Es sind zu viele andere in die Sache hineingezogen worden, deshalb kann ich nicht einfach aufhören. Dieses Feuer muss so lange brennen, bis es ausgebrannt ist.«
»Umso mehr Grund, dass du dich jetzt sofort zurückziehst.«
MacLean stand auf. »Nein. Drohungen verfangen bei mir gar nicht. Wenn Waterboer mit einem Angebot gekommen wäre: Wir wollen dies und jenes und sind bereit, so und so viel dafür zu zahlen – hier haben Sie ein paar seltene, wunderschöne Diamanten als Ausgleich. Solch einen Handel hätte ich respektieren können. Und nachdem ich mir die Geschichte und die Geschäftspraktiken von Waterboer angeschaut hätte, wäre ich mit dem Handel vielleicht einverstanden gewesen, wenn sie mir genug angeboten hätten. Ich wollte ja niemals als Konkurrent von Waterboer auftreten. Alles, was mich interessiert, ist Schönheit. Schönheit und ehrliche Geschäfte.«
»Ja? Dann mach du doch ein Angebot.«
MacLean schüttelte den Kopf. »Nein. Über den Punkt sind wir hinaus. Die Dinge sind zu weit gediehen, als dass man jetzt noch Angebote machen könnte. Wenn Dan noch am Leben wäre. Wenn Claire und ich nicht in diesem Palastgefängnis in der Falle säßen und uns verstecken müssten. Wenn meine Bekannten nicht so gnadenlos verfolgt würden. Dann vielleicht. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt ist es zu spät.«
»Und was willst du jetzt?« Cohen stieß einen vernehmlichen Seufzer aus; er schien am Ende seiner Geduld. »Maximillian. Du klingst überhaupt nicht vernünftig. Ich weiß nicht, ob es an deiner Angst liegt oder daran, dass du so sehr um Wenzel trauerst. Vielleicht liegt es auch am Wodka. Aber du bist einfach unvernünftig.« Er beugte sich vor. »Ich habe dir geraten, die Finger von Diamanten in Arkansas zu lassen. Du hast abgelehnt. Dir wurde gedroht, aber du wolltest nicht nachgeben. Wenzel ist ermordet worden. Und jetzt sage ich dir, dass du gegen Waterboer niemals gewinnen kannst, aber du hörst mir nicht einmal zu.«
MacLean starrte zu Boden, den Kopf in den Händen vergraben.
»Ach, es hat doch keinen Zweck! Was tue ich überhaupt hier? Du hörst mir ja gar nicht zu!« Cohen stand auf und ging zornig im Zimmer auf und ab.
»Ich hör dir zu, Abraham, aber ich werde auf keinen Fall nachgeben.«
Cohen stoppte mitten im Schritt, drehte sich zu seinem Freund um. »Warum hast du mich dann hergebeten? Was willst du wirklich, Maximillian?«
MacLean hob das Gesicht mit den unrasierten Wangen und schaute Cohen in die blassblauen Augen. »Ich will, dass du mir sagst, wie ich Waterboer vernichten kann.«
»Waterboer vernichten ?« Cohen tippte sich an die Schläfe, schüttelte den Kopf. »Du bist ja meschugge. Waterboer vernichten! Waterboer hat Kriege überlebt. Aufstände, Regimes jeder politischen Couleur und alle möglichen restriktiven Gesetze, und es hat das alles nicht nur überlebt, sondern es blüht und gedeiht.«
»Hör mir doch einfach nur mal zu. Bitte.«
Cohen
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