Das Monopol
setzte sich in eine Sofaecke, immer noch kopfschüttelnd.
»Zuerst wollte ich gegen Piet Slythe persönlich vorgehen. Ihm etwas antun. Seinen Freunden. Seiner Familie.«
Cohen hob mahnend einen Zeigefinger. »Werde nicht zu dem, wogegen dein Vater dich mit aller Macht beschützt hat.«
»Ich war wütend, hab nur noch reagiert, nicht mehr nachgedacht. Slythe persönlich etwas anzutun hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Und selbst wenn ich Slythe von der Bildfläche verschwinden ließe, würde jemand anders seinen Platz einnehmen. Waterboer ist der Diamantenhandel. Und die Slythes sind Waterboer. Wenn man dem Handel schadet, schadet man gleichzeitig Waterboer. Und damit Slythe.«
»Und weiter?«
»Ich kann Waterboer nicht vernichten, das weiß ich. Aber wie kann ich dem Diamantenhandel so schaden, dass Slythe davon getroffen wird? Und zwar richtig. Das möchte ich gern wissen.«
»Immerhin ist das vernünftiger gedacht, als wenn du Waterboer vernichten wolltest.«
»Wie kann ich das anstellen, Abraham?«
Cohen schenkte sich Tee ein, gab Zucker hinein und rührte bedächtig um. Er gehörte zu den Menschen, die gründlich nachdachten, bevor sie sich äußerten. Stille störte ihn nicht. Er schwieg so lange, dass MacLean Zeit hatte, sich eine Zigarette anzuzünden und sie bis zum Ende zu rauchen.
»In der Vergangenheit haben schon viele versucht, Waterboer zu vernichten. Der Schlüssel dazu ist die Monopolstellung des Unternehmens. Waterboer verhindert den freien Wettbewerb mit allen Mitteln, wie du inzwischen weißt. Aber weil es ein Monopol ist, kann es auf dem freien Markt nicht konkurrieren. Waterboer kann zwar jeden Wettbewerb im Keim ersticken, ist aber sehr anfällig, sobald ein starker Gegner auftaucht.«
»Ich glaube, ich kann dir nicht folgen.«
»Schau dir Ford an. Ford produziert Autos. Manche sind sehr gute Fahrzeuge, und Ford ist gut im Wettbewerb. Viele Leute kaufen lieber einen Ford als ein ähnliches Modell eines anderen Herstellers. Aber Ford produziert auch bestimmte Modelle, die nicht so gut sind. Dann kaufen die Leute lieber bei der Konkurrenz. Was passiert also? Ford steckt Unsummen in die Werbung, gewährt Rabatte, verbessert die Modelle. Ford kann im Wettbewerb mithalten, ist darauf eingestellt. Waterboer hingegen nicht. Wenn jemand qualitativ bessere Diamanten in großen Mengen verkauft, kann auch Waterboer nicht mehr mithalten, denn das Unternehmen kann sein Produkt nicht verbessern. Es sind nun mal Diamanten. Waterboer könnte sie allenfalls besser schleifen oder höherwertige Steine verkaufen. Ein Wettbewerb mit Waterboer kann also nur über den Preis erfolgen, nicht über das Produkt. Aber Waterboer kann seine Diamanten so preiswert verkaufen, dass keiner mithalten kann.«
»Aber wenn Waterboer die Preise für Diamanten so drastisch senkt, gerät es dann nicht auch in Schwierigkeiten – später, wenn es die Preise wieder erhöhen will, nachdem der Konkurrent aus dem Feld geschlagen ist?«
»Das ist die Schwachstelle. Waterboer kann niemals zulassen, dass eine andere Firma Diamanten verkauft, ohne dass vorher eine Preisabsprache getroffen wurde. Die Nachfrage würde sehr stark von den fallenden Preisen beeinflusst. Und das ist Waterboers Achillesferse.«
»Ich kann dir schon wieder nicht folgen.«
»Wenn jemand Diamanten nur ein bisschen günstiger verkauft als Waterboer, kann er dem Monopol kaum schaden.
Wenn aber jemand eine sehr große Menge Diamanten in einem sehr kurzen Zeitraum zu Schleuderpreisen verkauft, kann er Waterboer vernichten. Und das ist die größte Sorge des Monopols. Deshalb war es immer darauf bedacht, die Produktion und die Anzahl der verkauften Steine so rigoros zu kontrollieren.«
»Jetzt redest du von Dumpingpreisen. Wurde nicht schon mal versucht, den Markt mit Diamanten zu überschwemmen?«
»Davon haben schon viele geredet, aber wirklich versucht wurde es noch nie. Bevor irgendjemand den Markt überschwemmen konnte, wurde dem Betreffenden von Waterboer ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte. Die Mine oder deren Ertrag wurden aufgekauft, oder der Minenbesitzer wurde dafür bezahlt, dass er keine Steine mehr fördert. Oder die jeweilige Regierung gezwungen, die Mine stillzulegen oder deren Besitzer unter Druck zu setzen. Das passiert bei jeder neu erschlossenen Mine auf der ganzen Welt.«
»Was ist mit Lagerbeständen? Gibt es Diamantenvorräte, die man zu Dumpingpreisen auf den Markt werfen könnte? Das würde doch zu dem gleichen
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