Das Monopol
beten. Auf dass ihr die Stärke habt, Veränderungen in die Wege zu leiten. Auf dass ihr bei der täglichen Arbeit Leuchtfeuer Christi werdet, die der ganzen Menschheit mit gutem Beispiel vorangehen. Es reicht nicht aus, das Dunkel zu verfluchen. Um die Welt zu verändern, muss jeder von uns eine Kerze anzünden. Die Kirche besteht nicht nur aus Priestern und Nonnen, Bischöfen und Kardinälen. Ihr seid die Kirche. Ihr müsst das Licht der Liebe und der Hoffnung und des Lebens werden. Jeder in seiner Arbeit.«
Die Gasmasken der Soldaten machten Romano mehr zu schaffen als die Bemerkungen des Papstes über den galoppierenden Kapitalismus. Er schaltete auf eine andere Kamera um. Wieder packte ihn Angst, und dieses Mal fiel sie nicht mehr von ihm ab. Er schaltete auf die nächste Kamera um. Und die nächste. Und die nächste.
Santa Maria! Alle seine Kollegen lagen auf dem Boden. Wie tot …
Romano schlug das Herz bis zum Hals. Er griff nach dem Telefonhörer, drückte eine gespeicherte Nummer.
»Polizia«, meldete sich eine Stimme. Im Tresorraum schaute der Anführer auf die Uhr.
Noch zwanzig Minuten.
Zum Glück waren die Säcke mit den Diamanten nicht besonders schwer, aber es waren sehr viele. Neun Millionen Karat, die meisten in Gestalt von ein- oder zweikarätigen Steinen. Von außen sahen die Säcke wie ganz gewöhnliche Segeltuchsäcke der Post aus. Innen steckten kleinere Säcke, mit Samttaschen ausgefüttert, und in diesen Taschen steckten kleine weiße Umschläge mit Rohdiamanten feinster Qualität und Farbe, VSl F oder besser. Wenngleich der Anführer des Teams hervorragende Informationen erhalten hatte und in vielen Einsätzen geübt war, hatte er mit so etwas nicht gerechnet. Die Zeit reichte auf keinen Fall. Er gab den ursprünglichen Plan auf und befahl seinen Männern, eine Kette zu bilden, die vom Untergeschoss bis zum Ende der Treppe im Erdgeschoss reichte. So konnten die Säcke schneller weitergereicht werden. Wieder schaute er auf die Uhr. Noch siebzehn Minuten.
78.
Der Rückzug
Zentrale der Banco Napolitana
Lucchese Rom, 9.51 Uhr
Die improvisierte Messe versperrte zwar die Zufahrtswege, doch man konnte immer noch in die Bank. Drei Streifenwagen jagten durch die enge Gasse hinter dem Bankgebäude. Bevor die Wagen hielten, sprangen bereits zwölf Polizisten heraus und stellten sich in einer Reihe am Hintereingang auf. Romano hatte sie vorgewarnt, deshalb streifte jeder von ihnen vor dem Betreten des Gebäudes eine Gasmaske über.
Noch fünfzehn Minuten.
Der Anführer des Trupps wartete ungeduldig, während seine Männer die letzten Segeltuchsäcke aus den gepanzerten Schränken holten. Endlich signalisierte ihm sein Stellvertreter per Handzeichen, dass sie fertig waren, während die übrigen Männer die Säcke vom Boden aufhoben und durch die Eingangshalle in den wartenden Lastwagen trugen.
»Beeil dich!«, flüsterte der Soldat seinem Kameraden zu, der immer noch unter dem Tisch kniete und den richtigen Port am Rechner suchte.
»Ich kann das verdammte Ding nicht finden!«, gab der andere zurück. Schließlich zog er seine Taschenlampe und ein kleines Teleskop zurück, an dessen abgebogenem Ende ein runder Spiegel angebracht war. Dann schob er die staubigen Kabel hinter dem Rechner beiseite. Als er das Metallrohr in die so entstandene Öffnung schieben wollte, musste er niesen.
Sein Kamerad verpasste ihm eine Kopfnuss.
Romano zitterte am ganzen Leib. Er konnte den Raum nicht verlassen. Das Gas, das seine Kollegen getötet hatte, würde auch ihn umbringen.
Doch er musste etwas unternehmen. Noch einmal blickte er sich im Raum um und suchte nach irgendetwas, das ihn vor dem Gas schützen könnte. In diesem Augenblick hörte er ein Niesen aus dem Nebenzimmer. Romano schlich auf Zehenspitzen zur Tür und spähte durch den winzigen Spion. Die Linse verzerrte den angrenzenden Raum in einer bizarren Fischaugenperspektive. Er musste dort hinein. Aber wie sollte er sich vor dem verfluchten Gas schützen?
Romano nahm allen Mut zusammen, trocknete seine verschwitzten Hände am Hemd, zog seine Beretta aus dem Halfter und spannte den Hahn. Langsam, bemüht, keinen Laut zu machen, schob er den Riegel zurück und drückte die Tür einen Spalt weit auf. Er fühlte, wie kältere Luft durch den Türspalt in den angrenzenden Raum strömte. Dann spähte er ins Nebenzimmer.
Nichts.
Romano blinzelte, um besser sehen zu können, und schaute angestrengt hin. Zwei Männer mit Gasmasken hockten
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