Das Monopol
neben dem Hauptcomputer. Romano hielt den Atem an und schob die Tür ein bisschen weiter auf. Hob die Beretta, richtete sie auf einen der Männer.
Mit einem Knall fiel das Fenster hinter ihm zu, und ein kalter Luftzug strömte vorbei. Einer der Männer fuhr herum und sah die Pistole in dem Augenblick, als Romano den ersten Schuss abgab. Die Kugel prallte gegen die kugelsichere Kevlarweste des Mannes und ließ ihn kurz taumeln. Sofort duckten die beiden sich unter den Computertisch und suchten Schutz hinter einer Reihe Videobandleser unter Glashauben.
Romano zog sich hinter die Tür zurück, erwartete das Gegenfeuer. Ein paar Sekunden verharrte er keuchend hinter der Tür. Doch nichts geschah. Keine Kugel wurde abgefeuert. Kein Wort fiel. Romano wartete ein paar Minuten, dann öffnete er die Tür wieder, hielt erneut den Atem an, sprang mit einem Satz in den Raum und gab mehrere Schüsse in Folge ab. Die Hauben der Videobandleser zerplatzten zu einem Scherbenregen. Vorsichtig ging Romano ein paar Schritte vor, leerte das Magazin, warf es aus, legte fachmännisch ein neues ein.
Gerade wollte er das Dauerfeuer wieder aufnehmen, als er irgendetwas am Fuß spürte. Er schaute nach unten. Grüner Rauch drang aus einem zylinderförmigen Metallkörper. Romano trat ihn weg und hielt den Atem an, doch es war bereits zu spät. Schon verschwamm ihm alles vor den Augen, dann versank alles in Schwärze. Als Romano zusammenbrach, war er bereits bewusstlos.
Einer der Soldaten trat Romano die Waffe aus der Hand, während sein Kamerad hartnäckig weiter nach dem passenden Computerport suchte. Er hob eine kleine Klappe hoch. »Ich hab’s.« Er schob das Kabel ein, schaltete das Handy an und versteckte das winzige Gerät unter den Kabeln am Boden. Wieder musste er niesen. Dann winkte er dem anderen. »Raus hier.«
79.
Die Bestechlichen
Zentrale der Banco Napolitana
Lucchese Rom, 10.04 Uhr
Er schläft bloß«, sagte Polizeisergeant Sorrenti, nachdem er im Wartungsraum den Puls des GDF-Wachmannes gefühlt hatte. Dann öffnete er die Tür zum Treppenhaus. »Zwei Mann in jeden Stock! Ricci und ich übernehmen den Hauptkorridor«, befahl er flüsternd. »Avanti!« Auffordernd winkte er mit seiner Beretta.
Sorrenti wartete, bis zehn Polizisten die Treppe erklommen hatten; dann stieg er selbst die Hälfte der Treppe zum Erdgeschoss hinauf, öffnete die Tür zum Hauptkorridor und spähte vorsichtig um die Ecke. Sofort zog er den Kopf zurück und stieß einen Fluch aus.
»Was ist?«, fragte Ricci.
»Soldaten mit Gasmasken. Ungefähr zehn Mann. Aber das Verrückte ist …«
»Was denn?«, drängte Ricci.
Sorrenti drehte sich zu ihm um. »Sie tragen keine Waffen.«
Der Anführer des Trupps beobachtete, wie die letzten Säcke in den Lastwagen geladen wurden. Mit einer raschen Handbewegung bedeutete er seinen Männern einzusteigen, nahm selbst den allerletzten Sack und wies auf seine Gasmaske, dann auf die Masken seiner Leute.
Er wartete, bis der Letzte über die Ladeklappe in den Wagen gestiegen war, und wollte gerade selbst einsteigen, als er hinter sich im Korridor ein Geräusch vernahm. Als er sich umdrehte, blickte er genau in die Mündung der Beretta, die Sorrenti auf seinen Kopf gerichtet hielt.
»Alto! Polizia! Keine Bewegung!«
»Ich bin unbewaffnet«, sagte der Anführer des Trupps leise. Im Stillen verfluchte er Forza, der ihnen das Tragen von Waffen untersagt hatte. Er nahm die Hände hoch. In der Rechten hielt er immer noch das Säckchen mit den Diamanten. Hinter der Tür heulten die Motoren der Lastwagen auf. Wenigstens sind die Diamanten und die Akten in Sicherheit, dachte er zufrieden. Selbst in diesem Augenblick war er seinem Don noch treu ergeben.
»Sie können überhaupt nichts tun, Leutnant. Alles, was wir haben wollten, ist bereits weg. Wenn Sie mich töten, nütze ich Ihnen auch nichts mehr.«
»Ruhe! Behalt die Hände oben!« Sorrenti war viel nervöser als Forzas erfahrener Mafioso. Er war erst vor kurzem zum Sergeant befördert worden, und das auch nur dank der Fürsprache seines Cousins, der im römischen Stadtrat saß. Was solche Dinge betraf, hatten die Gepflogenheiten in der Ewigen Stadt sich im Laufe der Jahrhunderte kaum geändert. Sorrenti spürte, wie seine Hände zitterten.
»Wenn Sie mich verhaften, hat mich mein Boss innerhalb einer Stunde wieder rausgeholt«, fuhr der Mafioso seelenruhig fort.
Sein Boss? Was meinte der Kerl damit? In diesem Moment fiel Sorrenti wieder ein,
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