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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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weshalb die Banco Napolitana zurzeit so scharf bewacht wurde – wegen der Akten über Arcangelo. Dieser Mann muss einer von Arcangelos Soldaten sein!, zog Sorrenti nun den falschen Schluss. Er krampfte die Hände fester um seine Beretta, damit der andere nicht sah, wie sehr sie zitterten.
    »Sehen Sie? Sie können nicht gewinnen.«
    »Die Hände hoch!«, brüllte Sorrenti, der allmählich die Nerven verlor.
    »Wenn Sie mich gehen lassen, tun Sie sich selber einen großen Gefallen.« Der Anführer zwinkerte Ricci zu, der hinter Sorrenti stand, bleich wie ein Gespenst. »Ich kann euch versprechen, dass ihr befördert werdet. Beide. Wie heißt ihr?« Er las die Namen von den Schildchen ab. »Sorrenti und Ricci. Das sind doch gute Namen für zwei Inspektoren, meint ihr nicht auch?« Er stand den Polizisten völlig allein gegenüber, aber das machte ihm nichts aus. Er war ein Profi. Zuallererst kamen sein Don und dessen Auftrag.
    »Warum lasst ihr die Pistolen nicht fallen? Ich hab wirklich keine Waffe bei mir«, fuhr er mit leiser Stimme fort. »Und nehmt stattdessen die hier.« Ohne die Hände herunterzunehmen, ließ er das Säckchen fallen und kickte es auf Sorrenti zu.
    »Gib mir Deckung!«, befahl Sorrenti, beugte sich hinab, öffnete das Säckchen und holte eine der Samttaschen heraus, dann einen Umschlag. Die Rohdiamanten glitzerten unter dem grellen Licht der Eingangshalle. Sorrenti schaute zu Forzas Soldat auf. »Sind die echt?«, fragte er ungläubig.
    »Warum schaut ihr sie euch nicht genauer an?«
    Sorrenti starrte ihn einige Sekunden an. »Diese Beweise sollten wir uns tatsächlich etwas genauer ansehen.« Er ließ die Waffe sinken. Ricci tat es ihm gleich.
    »Nehmt euch ruhig Zeit.« Der Anführer winkte ihnen freundlich zu, nahm die Hände herunter, streifte die Gasmaske ab und spazierte seelenruhig zur Tür hinaus.
    Der Papst und sein Gefolge waren in den Vatikan zurückgekehrt. Auf der langen Prachtstraße waren Reinigungstrupps bei der Arbeit. Polizisten brachten die letzten Saumseligen auf der Straße dazu, an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren; sie waren froh, dass während der spontanen Messe nichts Außergewöhnliches vorgefallen war. Der Mafiasoldat verließ unbehelligt die Bank und kam an einem Polizisten vorbei, der mit seinem Schlagstock salutierte. Er ging ein paar Blocks weiter, nahm ein Taxi zur Stazione Termini, stieg in den Schnellzug zum Flughafen Fiumicino und flog von dort aus nach Palermo.
    Zwei Stunden später wurden die ungeschliffenen Diamanten aus der Banco Napolitana Lucchese – Großhandelspreis zwischen 900 Millionen und drei Milliarden Dollar, Händlerpreis über neun Milliarden – in viele kleine Haufen geteilt. Bald darauf erschienen auf dem Flughafen Fiumicino fünfzig Boten aus dem Staatssekretariat des Vatikans, ausgewählt von Monsignor Rancuzzi und dem Sekretär persönlich. Jeder Bote stieg in einen Flieger, dessen Ziel eine von fünfzig Weltstädten rund um den Globus war. Jeder trug einen Diplomatenkoffer bei sich, der scheinbar keine Wertsachen enthielt. Als Kurier des souveränen Vatikanstaats genoss jeder von ihnen volle diplomatische Immunität, die sich auch auf die Diplomatenkoffer erstreckte, in denen ungeschliffene Diamanten mit einem Karatwert zwischen achtzehn und sechzig Millionen Dollar lagen.
    Innerhalb weniger Stunden wollten die Wohlfahrtseinrichtungen der katholischen Kirche die Steine an die Armen der Welt verteilen. Die Empfänger würden sie umgehend an Juweliere verkaufen. Angesichts der Menge verkaufter Diamanten würden die Preise sinken, und das wiederum würde einen fatalen Einfluss auf den Weltmarktpreis haben. Und da es weltweit tausende von Juwelieren gab, würde es für Waterboer logistisch unmöglich sein, alle Steine auf einmal aufzukaufen, um die Katastrophe zu verhindern.
    In normalen Zeiten hätte dieser Schlag Waterboer bloß geschwächt; vernichtend wäre er nicht gewesen. Aber es waren keine normalen Zeiten für den Monopolisten; die Diamantenschwemme aus dem Vatikan traf ein bereits angeschlagenes Imperium. Der Bürgerkrieg zwischen der Burenvolksfront und der südafrikanischen Regierung kostete Waterboer ein Vermögen und griff die finanziellen Reserven des Unternehmens an. Hinzu kam, dass Waterboer nach dem neu geschlossenen Vertrag für russische Diamanten viel höhere Preise zahlen musste – und eine Preisminderung war nicht in Sicht, da Molotok und seine nationalistische Russkost-Partei von der Bildfläche verschwunden

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