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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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argwöhnischen Blick in den Raum, dann in den Korridor. Über einem Schreibtisch hing eine Überwachungskamera. Der Mann winkte ihr trotzig zu. Wer sollte ihn schon sehen? Sämtliche Wächter im Haus lagen im Tiefschlaf. Und bei der Auswertung der Videobänder würde man nur einen Raubüberfall italienischer Soldaten im Arbeitsdienstanzug sehen, die ihre Gesichter hinter Gasmasken versteckten. Der Anführer grinste und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Tresorraum zu.
    Vom vierten Stock aus beobachtete der GDF-Wächter Danieli Romano die Papstmesse durch das offene Fenster. Anders als die meisten Menschen in der Menge, die den Heiligen Vater unbedingt sehen und hören wollten, war Romano Atheist. Er mochte den weiß gekleideten Mann dort unten nicht besonders, zu dem die meisten mit der Hoffnung auf moralische Führung aufblickten. Trotzdem fand er es unterhaltsam, Messe und Menge zu betrachten; er kam sich dabei wie in einem Theaterstück vor. Doch als Romano eine Zeit lang zugeschaut hatte, wurde die Sache ihm langweilig. Achselzuckend drückte er seine Zigarette in einem schwarzen Plastikaschenbecher aus.
    Bei der GDF galt die Vorschrift, dass im Dienst nicht geraucht werden durfte. Zwar fürchtete Romano keine göttliche Vergeltung, jedoch den Zorn seines Chefs. Deshalb rauchte er bei offenem Fenster. Er ließ es offen, rieb sich die kalten Hände, wandte sich seinen Überwachungsmonitoren zu …
    … und starrte ungläubig auf die Männer im Korridor vor den Tresorräumen.
    Was war das?
    Doch Romanos Furcht verflog, als er sah, dass die Männer die Arbeitsdienstkluft der italienischen Armee trugen. Man hatte Romano gesagt, dass die Armee, die Polizei und andere Behörden mehrere Wochen lang in den Unterlagen und Tresoren der Bank herumschnüffeln würden. Erleichtert atmete er aus – nur um eine Sekunde später wieder offenen Mundes auf den Monitor zu starren.
    Warum trugen die Männer Gasmasken?
    Das zweite Team bestand nur aus zwei Mann. Sie stiegen in den vierten Stock hinauf und brachen die Treppenhaustür zum Computerraum auf. Mehrere Wachleute der GDF lagen bewegungslos auf dem Boden. Die beiden Männer gingen zum Hauptterminal, auf dessen Bildschirm die großen wehenden Lettern des Bildschirmschoners vorüberzogen. Während sein Kamerad ihm Deckung gab, zog der eine Soldat ein Handy von der Größe einer Streichholzschachtel aus der Tasche, steckte ein Kabel hinein und suchte nach dem entsprechenden Port hinter dem Großrechner.
    »Ihr habt gehört, wie die Kirche gegen viele Übel gepredigt hat.« Das Oberhaupt der katholischen Christenheit war zu schwach und zu sehr von der Parkinson’schen Krankheit geplagt, um die Predigt zu halten, deshalb wurde sie von einem jungen Monsignore verlesen. Drei jüngere Prälaten hatten aus dem Evangelium vorgetragen, in italienischer Sprache. Nun war es Zeit für die Predigt, die ebenfalls auf Italienisch gehalten wurde. Der Papst blickte auf die Menge und lehnte sich schwer auf seinen Bronzestab.
    »Gegen die Armut. Gegen die Verherrlichung von Tod und Gewalt. Gegen Rassismus. Aber es gibt noch ein anderes Übel. Ein Übel, an das die Gesellschaft sich zu sehr gewöhnt hat – das Übel des Materialismus. Die Dinge an sich sind ein Geschenk Gottes. Nahrung. Kleidung. Wohnung. Es sind gute Dinge. Und wir arbeiten hart, um sie zu erlangen. Und diese Arbeit ist gut, wenn sie gerecht bezahlt wird. Aber die Gesellschaft hat die Geschenke Gottes an sich gerissen und einem Kampf um Reichtum unterworfen. Nicht nur einzelne Menschen, nein, ganze Gruppen werden von materieller Gier beherrscht. Und wir haben uns daran gewöhnt. Die Besessenheit der Gesellschaft, Besitz um des Besitzes willen anzuhäufen, ohne dabei auf die Bedürfnisse der Menschen zu achten, hat viele Menschen dazu gebracht, ihre Werte und ihre Ethik zu verraten und sich ihren Familien, ihren Nachbarn und ihrem Glauben zu entfremden.
    Deshalb habe ich heute diesen Ort für meine Predigt gewählt. Kein Armenviertel, kein Krankenhaus, keine Kirche, sondern eines der Finanzzentren der Welt. Unser Finanzzentrum. Banken, Börsen, Firmen und sämtliche Unternehmen werden von Menschen geschaffen. Wenn diese Körperschaften sich ändern wollen, wenn sie Gier, blinden Materialismus, Umweltverschmutzung und unmenschliche Arbeitsbedingungen überwinden wollen, müssen die Menschen hinter diesen Einrichtungen sich verändern.
    Ihr müsst euch ändern.
    Und so stehe ich hier, um mit euch um diese Veränderung zu

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