Das Monopol
ebenfalls das Kreuz und antworteten mit einem donnernden »Amen«.
Zu beiden Seiten der breiten Straße standen die Menschen dicht gedrängt. Sie schoben und drückten, um einen Blick auf jenen Mann werfen zu können, der als mutigster und beliebtester Papst der Neuzeit galt. Manche Zuschauer standen auf Autodächern. Andere waren Laternenpfähle hinaufgeklettert.
Die zur Überwachung der Menge ausgeschickten Polizisten sahen sich mit einer unmöglichen Aufgabe konfrontiert. Warum hatte der Vatikan sie nicht vorgewarnt? Die Beamten waren von der unangekündigten Messe des Papstes völlig überrascht worden. Die Menge war zwar friedlich, konnte mit so geringen Polizeikräften jedoch kaum in Schach gehalten werden. Auf einen Polizisten kamen tausend Menschen. Daher waren die Beamten hocherfreut, als plötzlich fünf Armeelastwagen auftauchten und sich einen Weg durch die Menge bahnten.
Die Laster hielten vor dem fünfstöckigen Kalksteingebäude der Banco Napolitana Lucchese und setzten rückwärts auf das Portal zu. Vierzig Soldaten in grüner Kluft, die nur Funkgeräte und Schlagstöcke bei sich trugen, kletterten aus den Wagen. Fünf riegelten den Zugang zu den Fahrzeugen ab; die anderen fünfunddreißig unterstellten sich sogleich dem Befehl eines sehr erleichterten jungen Polizeileutnants, der sie strategisch in der Menge verteilte.
Die Fernsehteams auf den Dächern und in den Hubschraubern waren eifrig mit der Aufnahme der Szene beschäftigt und achteten daher nicht auf zwei weitere Soldaten, die in einer Gasse hinter der Bank aus einem Lastwagen sprangen. Die beiden Soldaten tippten den Zugangscode zur Bank auf dem Tastenfeld an der Tür ein und verschwanden im Wartungsraum.
Drinnen sprang ein dösender Beamter der Guarda di Finanza erschrocken auf. Er hatte fast schon seine Beretta gezogen, als ihn ein unsichtbarer Nebel aus einer Sprühdose traf. Der Mann ging zu Boden und versank in Bewusstlosigkeit. Ein rascher Rundblick durch den Raum überzeugte die Soldaten, dass dieser Wächter der einzige Wachmann gewesen war.
Während einer der Männer sich dem Gewirr von Heizungs- und Lüftungsrohren zuwandte, holte sein Kamerad einen kleinen Kanister aus dem Rucksack und schraubte einen Schlauch mit einer langen Spritze darauf. Der erste Soldat zeigte auf eine Lüftungsleitung, woraufhin sein Kamerad die Nadel in das Aluminiumgehäuse der Leitung schob und das Ventil am Kanister öffnete. Dreißig Sekunden später zog er die Spritze wieder heraus. Dann verschwanden die beiden Soldaten aus dem Gebäude und ließen bloß ein kleines, stecknadelkopfgroßes Loch im Heizungsrohr zurück.
Zehn mit Gasmasken geschützte Soldaten sprangen nun von der Ladeklappe eines Lasters und drangen durch die gläserne Doppeltür in die Bank ein.
Sobald sie die große Halle der Banco Napolitana Lucchese betreten hatten, sahen sie, dass der Einsatz ihrer beiden Kameraden erfolgreich gewesen war: Einer der GDF-Wachmänner lag in gekrümmter Haltung auf dem Marmorfußboden. Obwohl seine Brust sich unter den Riemen des Pistolenhalfters in regelmäßigen Abständen hob und senkte, würde er in der nächsten Stunde nicht aufwachen. Die GDF hatte die Bank vor einer Woche versiegelt. Es gab also weder Angestellte noch Kunden in dem Gebäude, nur Wachleute der GDF.
Stumm teilten die zehn Soldaten sich in zwei Gruppen auf.
Die erste Gruppe begab sich zur Treppe und weiter ins Untergeschoss, wobei die Soldaten darauf achteten, nicht auf die schlafenden Wachmänner zu treten. Unten waren dutzende Reihen kleiner Zellen, jede mit einem schwarz-weißen Zeichen versehen und durch dicke glänzende Metallgitter geschützt. In den Zellen waren gepanzerte Tresore, die vom Boden bis zur Decke reichten.
Der Anführer des Teams ging zu Raum 5 und zeigte auf einen kleinen Tastenblock zwischen zwei Metallstäben. Der Soldat hinter ihm tippte einen Zahlencode ein. Die Codes wurden täglich geändert, doch Forzas Leute hatten den Tagescode bereits geknackt. Mit einem dumpfen Geräusch fuhren die Riegel zurück. Der Anführer stieß die Tür auf und wartete geduldig, während zwei seiner Leute kleine Schlüssel aus den Taschen holten. Ein Schlüssel stammte von einem Bekannten Forzas in der Verwaltung der Bank, der andere hatte Kardinal Altiplano gehört; er war von Benedetti beigesteuert worden.
Der Anführer überprüfte die Zeit. In den letzten beiden Tagen hatte das Team pausenlos geübt. Sie hatten noch siebenunddreißig Minuten.
Er warf einen
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