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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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auf die Leibwächter, die Forbes zu seinem Schutz geschickt hatte, schliefen die Passagiere tief und fest. Die Bodyguards sahen sich einen Film an, doch Carlton hatte keine Lust, sich auf dem LCD-Bildschirm den Streifen anzuschauen, auch wenn ihm der James-Bond-Film aus den Sechzigern ein ironisches Grinsen entlockte. Geduld, in einem der bordeigenen Bücher zu lesen, hatte er auch nicht. Und Zigarrenrauchen war im Flieger schon seit Jahren nicht mehr erlaubt. Nervös trommelte Carlton mit den Fingern auf die Lehne, dann bestellte er bei der hübschen blonden Stewardess noch einen Bombay Sapphire mit Tonic, viel Eis und Zitrone.
    Er setzte den federleichten Kopfhörer auf und wählte eine Platte von Sinatra, deren Titelsong vom Fliegen handelte. Die Melodie ließ sehnsüchtige Gedanken an Erika in ihm aufsteigen. Er hatte sie seit mehr als drei Wochen nicht gesehen. Wenn er sich ihrer Liebe entsann, wurde ihm heiß. Um sich abzulenken, blätterte er in den Zeitungen und Magazinen, die an der Lehne des Sitzes vor ihm steckten. Am besten gefiel ihm die Schlagzeile PAPST STELLT DIAMANTENKARTELL IN DEN SCHATTEN. Der Stabschef im Weißen Haus wurde überhaupt nicht erwähnt. Anscheinend kümmerte sich Forbes im Stillen um den Mann. Doch als Carlton eine neue Zeitschrift aufschlug, verschluckte er sich an seinem Gin. Auf der allerersten Seite des amerikanischen Hochglanzblättchens stand eine Werbung für Diamanten – ein ganzseitiges Foto von einem schlanken Frauenhals mit einer schimmernden Diamantkette. Darunter vier Wörter in kleinen weißen Buchstaben:
     
    Ein Diamant ist Schönheit.
     
    Und darunter in noch kleineren Lettern:
     
    Waterboer Mines Ltd.
     
    Wütend und verzweifelt starrte Carlton auf die Anzeige. Die russischen Diamanten. Dann die Diamanten des Vatikans. Und Waterboer machte immer noch weiter! Und wie konnte der Konzern in einer amerikanischen Zeitschrift werben, wenn er in den USA nicht einmal Geschäfte machen durfte? Kein Angestellter von Waterboer hätte den Boden der Vereinigten Staaten betreten dürfen, ohne sofort verhaftet zu werden. Carlton warf die Zeitung zu Boden, stürzte seinen G&T hinunter und schaute durchs Fenster auf den Sternenhimmel und die mondbeschienenen Wolken. Gerade eben sang Frankieboy über hohe Erwartungen. Nun, Erwartungen oder Hoffnungen hatte er durchaus. Fehlte nur ein Plan. Nach einem weiteren G&T zeigte der Gin allmählich Wirkung, und Carlton ließ seinen Gedanken freien Lauf. Eine Idee kam ihm in den Sinn – und verschwand wieder. Er hob die Zeitschrift auf, blätterte zu der Anzeige von Waterboer und starrte darauf. Die Idee von vorhin nahm wieder Gestalt an. Es war ja sonnenklar! Carlton grinste, als er daran dachte, was für einen knallharten Prozess er führen könnte … Jetzt gehörst du mir, Slythe.

 
    81.

Der Zorn
     
    Yale-Haus
    Blue Ridge Mountains, Virginia, 6.21 Uhr
     
    Am Flughafen Dulles wurde Carlton von einem marineblauen Ford Crown Victoria erwartet und zum Yale-Haus befördert. Der Himmel war bewölkt. Schnee und Kies knirschten unter den Reifen. Einer der Residenturagenten kam heraus und begrüßte die Besucher.
    Carlton und Pink stiegen aus dem Fond, durch schwere Wintermäntel gegen die Kälte geschützt. Umgehend wurden sie in die große Halle im Kolonialstil geführt, in der es neben Antiquitäten auch eine geschwungene Treppe und einen Kristallkronleuchter zu bewundern gab. »Gentlemen, darf ich Ihnen Agent Hargrave vorstellen. Er leitet die abschließende Einsatzbesprechung.«
    Carlton schüttelte dem Mann die Hand. »Ich hoffe, das dauert nicht zu lange.«
    »Wir haben Zimmer, Duschen, Kleidung und ein Mittagessen für Sie vorbereitet. Das Debriefing sollte nicht länger als achtundvierzig Stunden dauern.«
    »Achtundvierzig Stunden? Ich hatte eher an achtundvierzig Minuten gedacht.«
    »Diese Dinge brauchen Zeit, Sir.«
    In diesem Augenblick sah Carlton eine Bewegung am Kopf der Treppe. Er schaute auf. Erika stürzte die Stufen herunter und warf sich in seine Arme. Sie küssten einander und vergaßen fast alles um sich herum.
    »Ich habe dich so vermisst«, flüsterte sie und konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
    »Ich dich auch, Liebling, ich auch.« Er wandte sich an Pink. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie hier ist?«
    Pink grinste dreist. »Ich hab mir gedacht, dass du nach so vielen bösen Überraschungen auch mal eine gute verdient hast.«
    Carlton wandte sich wieder an Hargrave. Noch

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