Das Monopol
immer hielt er Erika in den Armen. »Wissen Sie, vielleicht sind achtundvierzig Stunden doch gar nicht so schlecht.«
Agent Hargrave hielt Wort. Zwei Tage später war alles besprochen, und Carlton durfte das Haus verlassen.
»Ich komme so schnell wie möglich zurück«, versprach er Erika.
»Er ist noch nicht verhaftet worden?« Carlton setzte sich bolzengerade auf. »Warum denn nicht, um alles in der Welt? Nach allem, was dieser Drecksack verbrochen hat? Er ist verantwortlich für die Morde an Osage, Mazursky, Wenzel … und Gott allein weiß, wen er sonst noch auf dem Gewissen hat! Er hat Bestechungsgelder von einem Monopolisten kassiert, der einen rassistischen Bürgerkrieg in Südafrika unterstützt hat und um ein Haar einen Bürgerkrieg in Russland entfesselt hätte! Gar nicht davon zu reden, wie oft er versucht hat, Erika, Tom und mich umzubringen. Ich glaube es einfach nicht! Entschuldigen Sie vielmals, Sir, aber haben Sie den Verstand verloren? Sir?«
Pink hätte sich bei diesen respektlosen Worten am liebsten in einem Mauseloch verkrochen, Carlton jedoch nahm kein Blatt vor den Mund. Forbes war nicht sein Boss. Wütend funkelte er den Mann im Rollstuhl an. Der jedoch bewahrte unerschütterliche Ruhe und sandte friedliche Rauchringe mit Kirscharoma zur Decke.
Normalerweise hätte Forbes eine solche Frechheit nicht geduldet, doch er wusste, was Carlton in Rom erreicht hatte. Er verstand die Verzweiflung des jungen Anwalts, und damit auch den Wutausbruch. Bedächtig nahm er die Pfeife aus dem Mund. »Ich verstehe Ihren Zorn, Lieutenant. Aber die Antwort ist nein, tut mir Leid. Fress ist nicht verhaftet worden.«
»Aber warum denn nicht? Sie hatten doch alle erforderlichen Beweise! Seit einem Monat! Warum …«
»Ich dachte, dass es Ihnen allmählich klar sein müsste, Lieutenant. Denken Sie doch mal nach – nicht in Ihrer Eigenschaft als Anwalt des Justizministeriums, sondern als Politstratege der Auslandsabteilung. Wie Sie soeben angedeutet haben, spricht vieles dafür, dass Fress über Molotok und Waterboer und deren Pläne mit den russischen Diamanten Bescheid wusste. Vielleicht wollte Fress sogar, dass Molotok in Russland einen Bürgerkrieg anzettelt, damit er selbst in Washington einen der Falken spielen konnte. Hätten wir Fress verhaftet, hätten Molotok und Waterboer sofort gewusst, dass auch wir Kenntnis von den russischen Diamanten hatten. Dieses Risiko konnten wir nicht eingehen.«
»Ich sage ja nicht, dass die CIA ihn hätte verhaften sollen. Aber Sie hätten dem Justizministerium wenigstens die Möglichkeit …«
»Vielleicht sollten Sie sich das mal ansehen.« Forbes’ kräftige weiße Zähne knirschten auf dem Pfeifenstiel. Er fuhr mit seinem Rollstuhl ans Ende des Schreibtisches, nahm ein dort liegendes Blatt und reichte es dem jungen Anwalt. »Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihre Ermittlung ein wenig weiterzuführen. Besonders im Hinblick auf Fress’ Genossen, die gleichfalls auf der Gehaltsliste von Waterboer stehen.«
Carlton überflog die Liste. Ihm dröhnte der Schädel, und er fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. »Mein Gott!«, stieß er hervor. »Bei uns in der Justiz geht es so hoch rauf?«
»Und so weit runter. Harry Jarvik ist Ihr Chef, soweit ich weiß …?«
Carlton war wie betäubt. Stalin. Dieses eingebildete Arschloch.
»Jetzt verstehen Sie mich, Lieutenant, ja? Selbst wenn wir das Risiko eingegangen wären, ist es höchst zweifelhaft, dass irgendjemand vom Justizministerium Fress verhaftet hätte, von einer Anklage gar nicht zu reden. Aber einen Wink hätte er bestimmt bekommen.«
»Und all diese Leute laufen immer noch frei herum«, flüsterte Carlton.
»Frei wie der Wind.«
»Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte Carlton und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Einen Moment saß er reglos da, dann schüttelte er den Kopf und stand auf. »Es tut mir Leid, Sir, aber ich kann das nicht zulassen.«
»Bewundernswert. Und welche Strategie schlagen Sie vor?«
»Ist doch ganz klar, oder?« Er spürte selbst, wie grimmig sein Grinsen war. »Ich werde den Scheißkerl verhaften.«
»Den Stabschef des Weißen Hauses?« Abschätzig winkte Forbes mit der Pfeife. »Seien Sie nicht dämlich.«
»Dämlich?«, herrschte Carlton ihn an. »Halten Sie mich für …«
»Verstehen Sie mich nicht falsch, Lieutenant. Sie sind ein zäher, findiger und entschlossener Mistkerl. Und ich bewundere Sie. Aber denken Sie nochmal darüber nach: Was Sie hier vorschlagen, ist
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