Das Monopol
Hände und trat die Tür auf. Erstaunt stellte er fest, dass er sich im Parkhaus des Old Executive Building befand. Er drückte die Sprechtaste am Funkgerät. »Hier spricht Pat Carlton vom Justizministerium. Ich habe dem Stabschef auf Anordnung des Obersten Gerichtshofs einen Haftbefehl überbracht. Bitte einen Beamten zum Eingang Parkhaus am White House Tunnel. Fress ist ins OEOB- Parkhaus geflohen. Wer immer zuhört – sperren Sie sofort sämtliche Ausfahrten! Lassen Sie niemand durch!«
Carlton hielt sich dicht an der Wand, duckte sich dann hinter eine Reihe parkender Wagen. Immer wieder drehte er den Kopf nach links und rechts, sah in jedes Fahrzeug.
Jeder Mensch hat eine Schwäche. Bei Scott Fress waren es Autos. Trotz des Dienstwagens, der ihm rund um die Uhr zur Verfügung stand, zog Fress es vor, mit seinem auffälligen marineblauen Rolls Royce zur Arbeit zu fahren. Plötzlich schoss der schwere Wagen aus einer Parklücke in der Nähe und jagte direkt auf Carlton zu, der sich mit einem Sprung auf die Haube eines schwarzen Lincoln rettete. Im nächsten Moment krachte der Rolls gegen die hintere Stoßstange der Limousine. Carlton stürzte von der Haube und prallte mit dem Knie auf den harten Betonboden. Es tat abscheulich weh. Er rappelte sich auf, duckte sich dann aber instinktiv, weil Fress den Arm hob, die Waffe im Anschlag, und abdrückte. Die Kugeln pfiffen knapp an Carlton vorbei und zertrümmerten die Windschutzscheibe des Lincoln. Glassplitter regneten auf Carlton. Während er sich mühte, wieder fest auf den Beinen zu stehen, durchfuhr ihn eine Woge grellen Schmerzes. Dennoch gab er mehrere Schüsse auf Fress ab, dessen Rolls mit kreischenden Reifen rückwärts fuhr. Es roch nach verbranntem Gummi. Dann jagte der Wagen davon. Die ersten Schüsse Carltons stanzten Löcher in den Kofferraum. Die zweite Salve ging fehl, und der Rolls schoss die Rampe hoch. Doch als er fast schon oben war, wurde endlich das Barrikadensystem aktiviert. In Sekundenschnelle fuhr ein mit Eisen verstärkter Betonzylinder rotierend in die Höhe. Der Rolls war ein schweres, wuchtiges Fahrzeug, doch gegen diese Dreitonnenbarrikade kam er nicht an. Mit dreißig Meilen krachte er gegen den Zylinder und kam zum Stillstand. Metall kreischte auf Beton. Zwei Marines-MPs erschienen und richteten ihre halb automatischen Waffen auf den Rolls. Fress, der offenbar unverletzt war, hing im Airbag fest und versuchte hektisch, den Motor wieder zu starten. Doch die Maschine wummerte nur ein paarmal auf und erstarb dann mit einem Wimmern.
Carlton humpelte zur Rampe, so gut er es mit seinem schmerzenden Knie vermochte. Er versuchte, die Tür der Fahrerseite zu öffnen, doch sie war verriegelt. Wütend wandte er sich an einen der Marines. »Öffnen Sie die Tür, Gefreiter!«
»Jawohl, Sir!« Der Soldat kam dem Befehl des vorgesetzten Offiziers nach, indem er seine Waffe nahm und den Kolben dreimal gegen das Seitenfenster rammte, bis das Sicherheitsglas Sprünge bekam, die wie ein Spinnennetz aussahen. Dann hängte er die Waffe wieder um, bohrte mit dem Lauf eine Öffnung ins Glas, griff hinein, entriegelte die Tür von innen, sprang zurück und ging in Habtachtstellung. »Sir!«
Der Airbag wurde allmählich schlaff. Fress tastete wild nach seiner Pistole auf dem Wagenboden. Doch er hielt sofort inne, als Carlton ihm den Colt an die Schläfe hielt. Er drückte so fest, dass er seinem Feind die Haut ritzte. Als er den Hahn spannte, traten rund um die Mündung Blutstropfen hervor.
»Na schön, Mistkerl. Da Sie mich beim ersten Mal nicht anhören wollten, sage ich’s Ihnen gern noch einmal. Sie sind verhaftet, Sie mieser Verräter. Sie haben das Recht zu schweigen …«
Nach seinem verfassungsmäßig verbrieften Recht erwartete Scott Fress, den entmachteten Stabschef, ein Prozess vor einem ordentlichen Gericht. Ein gerissener Anwalt würde die Verteidigung übernehmen und genug Zeit zur Prozessvorbereitung haben; alle Beweise, die die Regierung gegen Fress in der Hand hatte, würde dieser Anwalt anfechten, sämtliche Privilegien geltend machen, alle möglichen Verteidigungsstrategien anwenden.
Allerdings war es für Waterboer nicht allzu schwer, Scott Fress im Bundesgefängnis aufzuspüren. Er lebte nicht mehr lange genug, um seinen Prozess noch zu erleben.
85.
Der Beweis
Sitz des Bürgermeisters
Palermo, 2.02 Uhr
Orlando Leonida konnte seine Niederlage immer noch nicht verwinden. Wieder und wieder ließ er die Ereignisse
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