Das Monopol
unermüdliche Arbeit den Diamondgate-Skandal erst enthüllt hatte. Im Blitzlichtgewitter der Kameras verlieh er Carlton das Navy Cross, erhob ihn in den Rang eines Lieutenant Commander und beförderte ihn zum Chef der Kartellabteilung im Justizministerium, einen Dienstrang unter Gail Rothenberg. Erika erhielt die Verdienstmedaille des Ministeriums. Pink wurde mit einer Auszeichnung der CIA bedacht, wobei die Verleihung nicht öffentlich, sondern intern von Randall Forbes vorgenommen wurde.
Die gewieften amerikanischen Medien witterten sofort, dass sie die Story hatten. Bald schrie die Presse geradezu nach Interviews mit Carlton und – in geringerem Maße – mit Erika. Da die beiden aus vertraulichen Gründen nicht über den Fall reden durften, berichteten sie, was sie und ihre Kollegen von Scott Fress und dessen Spießgesellen hatten erdulden müssen, vermieden jedoch sorgfältig jeden Hinweis darauf, welche Rolle sie bei der Jagd auf die russischen Diamanten und im Vatikan gespielt hatten. Die Interviews wurden in sämtlichen bekannten und beliebten Nachrichtensendungen und Talkshows gebracht: Larry King Live, Nightline, bei Charlie Rose und Oprah. Die Presse hatte ein gefundenes Fressen. Und auch die amerikanische Bevölkerung verschlang die Nachrichten begeistert; man konnte gar nicht genug von dem jungen Anwalt zu sehen und zu lesen bekommen. Carlton war ein Star geworden.
Der Gerichtssaal platzte beinahe aus den Nähten. Fernsehteams und Reporter von fast jeder Nachrichtenagentur aus dem In- und Ausland hatten sich eingefunden. Im Namen der Vereinigten Staaten wurde jede Zeitung, jede Zeitschrift, jeder Radio- und Fernsehsender angeklagt, der jemals Werbung für Waterboer Mines gemacht hatte, sowie jede Kapital- oder Handelsgesellschaft, die sich verpflichtet hatte, mit dem Namen Waterboer zu werben. Es waren so viele Angeklagte, dass deren Verteidiger fast sämtliche Sitzplätze belegten, die für das Publikum reserviert waren. Schnell und beharrlich zugleich legten die Angeklagten Antrag um Antrag vor, um die Klage abzuweisen. Doch keinem dieser Anträge wurde stattgegeben. Die Auswahl der Jury war besonders schwierig, da die Verteidiger jeden Geschworenen ablehnten, der jemals einen Brillantring hatte kaufen wollen; diese Anwärter auf einen Sitz in der Jury sollten wegen Befangenheit ausgeschlossen werden. Nur verkaufte Waterboer seit mehr als hundert Jahren Diamanten; demzufolge war es unmöglich, ein so seltenes Exemplar der Gattung Mensch zu finden. Die Verteidigung bat außerdem darum, dass die Medien dem Sitzungssaal fernbleiben sollten, obwohl die meisten Angeklagten selbst Presse- oder Fernsehleute waren. Doch die Richterin hatte nicht die Absicht, die Medien von einem der aufsehenerregendsten Prozesse des Jahrzehnts fern zu halten.
»Erheben Sie sich!«, rief der hoch gewachsene Gerichtsdiener. »Das Bundesgericht des Gerichtsbezirks Columbia tagt unter dem Vorsitz der Ehrenwerten Richterin Nancy Taggart.«
Eine große Afroamerikanerin von fünfzig Jahren mit angegrauten Haaren und dunkler Robe betrat das Podium und nahm in einem hochlehnigen Ledersessel Platz. Sie nickte den Hauptanwälten beider Seiten zu, begrüßte die Geschworenen mit einem Lächeln und beugte sich vor. »Guten Morgen, meine Herren Anwälte. Geben Sie bitte Ihre Namen zu Protokoll.«
»Guten Morgen, Euer Ehren. Patrick Carlton, Justizministerium, für die Vereinigten Staaten«, sprach Carlton ins Mikrofon, wobei sich in seiner Kehle ein Kloß bildete. Für die Vereinigten Staaten. Gott stehe mir bei.
»Lester Churchman von der Kanzlei Fox, Carlyle, Ashton, Chase, Whitfield und Whyte. Hauptanwalt der Verteidigung, Euer Ehren. Guten Morgen.«
»Der Fall ist verzeichnet unter Registernummer 140-1022786«, sagte Richterin Taggart. »Die Vereinigten Staaten von Amerika gegen den Diamantenhändlerverband und andere. Ich bitte die Anklage, das Eröffnungsplädoyer zu halten.«
Carlton ging zur Geschworenenbank. Seine Cowboystiefel pochten auf den Hartholzdielen. Er blieb stehen und blickte jedem der Geschworenen in die Augen.
Passt auf, Leute. Jetzt werdet ihr erkennen, was Sache ist. Hier geht es um Gut gegen Böse!
»Meine Damen und Herren Geschworenen, in diesem Prozess geht es um das Monopol auf dem Diamantenmarkt.« Carlton lächelte die Geschworenen an. »Monopol. Kartellgesetze. Abreden. Marktanteile. Das hört sich kompliziert an, nicht wahr? Ist es aber nicht. Es geht lediglich um ein Monopol, eine
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