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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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wenn der CIA-Mann jede Unterstützung ablehnte.
     

15.

Das Monopol
     
    Johannesburg
    Republik Südafrika, 7.47 Uhr
     
    Aus dem wolkenlosen, azurblauen Himmel schien die Dezembersonne auf einen silbernen Jaguar Sovereign, der von einer Privatresidenz zur Firmenfestung des Waterboer-Imperiums im Zentrum von Südafrikas Finanz- und Wirtschaftsmetropole rollte. Die beiden Begleitfahrzeuge blieben erst zurück, als der gepanzerte Jaguar das stahlverstärkte Betontor passiert hatte und in die Tiefgarage einfuhr.
    Vor einer offenen Aufzugtür kam die Limousine zum Stehen. Ein uniformierter Wächter winkte mit seiner Maschinenpistole. Sein wacher Blick und die kampfbereite Haltung ließen erkennen, dass er die Waffe ohne Zögern benutzen würde. Die Firma ließ den Insassen des Jaguar keinen Augenblick unbewacht.
    Zwei bewaffnete Bodyguards stiegen aus dem Wagen, der eine aus der Beifahrertür, der andere aus der gegenüberliegenden hinteren Tür. Sobald der hoch gewachsene Fahrgast und sein Cockerspanielwelpe sicher im Aufzug waren, fuhren die Türen zu. Wenige Sekunden später und dreizehn Stockwerke höher gingen sie wieder auf. Viktorianische Antiquitäten zierten die Zimmerflucht des Großraumbüros; auf den glänzenden Hartholzdielen lagen handgewebte rote Wollteppiche. Über einem breiten Portal verkündeten Goldlettern den Namen der Firma: WATERBOER MINES LIMITED.
    Darunter stand das Firmenmotto:
    Ein Diamant ist Schönheit.
    Zu beiden Seiten des Eingangs standen Plexiglasschaukästen, die von verdeckten Spots beleuchtet wurden. In dem einen Kasten prangte ein achtflächiger, 120-karätiger champagnerfarbener Rohdiamant aus Waterboers allererster Mine. Der Stein glühte von innen mit magischem Feuer. In dem anderen Schaukasten war ein lupenreiner, hochweißer 205-Karäter im Brillantschliff ausgestellt. Seine 291 Facetten hatten einen Diamantschleifer in Antwerpen acht Monate lang in Atem gehalten, bis nach etlichem Spalten, Schleifen und Polieren ein Meisterwerk entstanden war. Neben jedem der Schaukästen stand ein Mann in schwarzem Anzug, mit schwarzen Halbschuhen, weißem Hemd und Krawatte. Man hätte die beiden für Angestellte oder sogar Anwälte der Firma halten können, hätten nicht aus ihren braunen, abgewetzten Schulterhalftern die Heckler & Koch-Pistolen herausgeschaut.
    Piet Slythe barg seinen Welpen Kimberley in der linken Armbeuge und entließ seine Leibwächter mit einem freundlichen Winken. Er schritt an zwei Sekretärinnen vorbei den holzgetäfelten Korridor entlang. »Guten Morgen, meine Damen.«
    Ein ungefähr fünfzigjähriger Mann mit lichtem Haar und seltsamen Augen - das eine schwarz, das andere blau - öffnete eine schwere, mit Schnitzereien verzierte Tür am Ende des Flures. »Guten Morgen, Sir.« Er deutete eine Verbeugung an.
    »Morgen, Ian.« Slythe blieb stehen, grinste und legte seinem persönlichen Assistenten eine Hand auf die Schulter. »Wie hat Freddy gestern gespielt?« Er schniefte.
    »Seine Mannschaft hat gewonnen. Nett, dass Sie danach fragen, Sir. Nur noch zwei Spiele, dann geht's um den Cup.«
    »Das muss ich mir unbedingt anschauen.«
    »Es wäre uns eine Ehre, Sir.«
    Slythe setzte Kimberley auf ein rotes Samtkissen neben seinem Schreibtisch, ging zu einem glänzenden Teetablett aus Sterlingsilber und schenkte sich eine Tasse ein. Dann atmete er tief durch und genoss die Aussicht über die Stadt. »Ein wunderbarer Tag, Ian, nicht wahr?«
    »Ganz entschieden, Sir.«
    Der 55-jährige Patriarch des Slythe-Klans, oberster Boss von Waterboer Mines Limited, war fast immer glänzender Laune. Da er mit einem ausgezeichneten IQ und einem fotografischen Gedächtnis gesegnet war, hatte er mühelos den Abschluss in Harrow geschafft und dann in Eton Geologie studiert. Doch das wurde ihm rasch langweilig, und so widmete er sich spannenderen Beschäftigungen, die aber schon bald an die Grenze zum Illegalen abdrifteten - und über diese Grenze hinaus. Da Slythe seit seiner Kindheit an großen Reichtum und Einfluss gewöhnt war, fiel es ihm nicht schwer, nach dem frühen Tod seines Vaters die Leitung der Firma zu übernehmen.
    Mit seinen sorgfältig frisierten grauen Haaren, dem Dunhill-Hemd und den karierten Burberry-Hosen sah er aus wie ein englischer Landadliger. Doch Slythe hatte weit mehr Einfluss als jedes Mitglied der englischen Aristokratie. Waterboer Mines Limited beherrschte 95 Prozent des weltweiten Diamantenhandels; somit war Slythe der Mann, der diese funkelnden Steine

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