Das Monopol
Doch bevor die Front aktiv werden konnte, brauchte sie mehr Waffen, mehr Söldner. Und das war teuer.
»Ich fürchte, ich kann Ihre Zuversicht nicht teilen, General. Doch wie dem auch sei, ich bin gekommen, um Ihnen ein persönliches Angebot zu machen.«
Riebeeck konnte ein Grinsen der Vorfreude nicht unterdrücken. Slythe hatte zwar nichts über sein Angebot verraten, als sie das geheime Treffen arrangiert hatten, doch Riebeeck war sicher: Wenn Waterboer sich einschaltete, dann war Geld im Spiel. Viel Geld.
»Ich weiß, dass die Volksfront bald schon den Besitz und die Kontrolle über das einstige Burenland im Oranjefreistaat verlangen wird.«
»Sie sind glänzend informiert, Sir. Wir haben rechtmäßigen Anspruch auf das Land, da die britische Krone 1848 und 1854 die dortigen Burenfarmen anerkannt hat. Wir hatten gehofft, die Kaffernregierung würde unser Recht ebenfalls anerkennen, aber die sind viel zu besoffen von ihrer Macht! Von ihrer Macht über uns. Uns! Die Buren, die dieses Land mit ihrem Blut und Schweiß aufgebaut haben. Wir haben keine andere Wahl, als um unser Land zu kämpfen. Das haben wir auch schon früher getan. Wir haben keine Angst davor, für unser Land zu sterben, Mr Slythe.«
»Es ist, wie Sie sagen, General. Unser Land ist in Gefahr, und das bedeutet, Waterboer ist in Gefahr. Denn dieses Land und Waterboer sind untrennbar miteinander verbunden. Da die Amerikaner Druck ausüben und wie üblich Wirtschaftshilfe als Druckmittel einsetzen, wird Boiko bald umfassende Kartellgesetze erlassen wollen. Der schwarze amerikanische Präsident hat ihn davon überzeugt, dass mehr Schwarze im Diamantbergbau Arbeit finden, wenn Waterboer in eine Unzahl kleinerer Firmen zersplittert wird. Natürlich hat er Recht. Aber das würde Waterboer zerstören. Ich darf nicht zulassen - wir dürfen nicht erlauben -, dass das unersetzbare Waterboer-Monopol von den Kartellgesetzen einer kindischen schwarzafrikanischen Regierung zerschmettert wird.«
»Die Volksfront wird nicht zulassen, dass Waterboer etwas geschieht. Waterboer ist der Fels, auf dem das Burenland gegründet ist.« Riebeeck ließ den feuchten Zigarrenstummel in den anderen Mundwinkel wandern. »Was schlagen Sie vor?«
»Zu bezahlen.«
Riebeeck legte den Kopf schief. »Bezahlen? Wen? Die Regierung? Aber das wäre doch ...«
»Nein, General. Die Volksfront. Die Front braucht Geld, wenn sie den Oranjefreistaat zurückfordert. Sie braucht Geld für Waffen, Soldaten, Verpflegung, Propaganda. Separatismus wird von der übrigen Welt gar nicht gern gesehen, und das gilt besonders für weiße Separatisten, wie Sie nur zu gut wissen. Sie brauchen also Geld. Und Waterboer hat Geld - viel Geld.«
»Wollen Sie etwa...«
»Ich schlage Ihnen vor, den Feldzug der Volksfront zu finanzieren.«
Riebeecks Zigarre fiel fast zu Boden, als er vor Staunen den Mund aufriss. Doch er fing sich rasch wieder. »Und was würde im Gegenzug verlangt?« Der Waterboer-Konzern hatte zwar stets in seinen Minen Apartheid praktiziert - und dies vor der Öffentlichkeit vehement bestritten -, jedoch nie die Volksfront unterstützt. »Sie sind ein mächtiger Mann, Mr Slythe. Waterboer ist ein mächtiges Unternehmen. Könnten Sie nicht Druck auf die Regierung ausüben? Das hat Ihre Familie in der Vergangenheit doch auch immer getan. Warum wollen Sie uns Geld geben?«
Slythe sah den schmuddeligen, aufgeblasenen Milizführer prüfend an. Der Mann war die reinste Karikatur - und dennoch nützlich für Waterboers Zukunft. »Es hat eine Zeit gegeben, in der Waterboer tatsächlich Druck auszuüben vermochte. Als die Familie Slythe diese Macht besaß. Mein Vater und mein Großvater hatten die Regierung in der Hand. Ich nicht. Nicht, seit die Schwarzen das Stimmrecht haben. Und Boikos Parlament mag korrupt sein, er selbst ist es nicht. Manche Leute kann man einfach nicht kaufen. Boiko ist ein ideologischer Führer, kein Pragmatiker.
Wenn wir euch Geld geben, stellen wir zwei Bedingungen. Erstens«, Slythe hob einen Finger, »die Volksfronttruppen werden die Waterboer-Minen vor Angriffen von Regierung und Zivilisten schützen und nicht in den Förderprozess eingreifen. Zweitens.« Er hob noch einen Finger. »Wenn die Volksfront die Macht übernimmt, darf es keine neuen Kartellgesetze im Oranjefreistaat geben. Bringt so viele Kaffern um, wie ihr wollt, aber an diese beiden Bedingungen müsst ihr euch halten.«
»Das sind erhebliche Forderungen.«
»Und mein letztes Angebot.«
»Was
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