Das Monopol
eine fünfstellige interne Nummer und wartete.
„Bibliothek.“
„Donna? Hier Pat Carlton.“
„Hi, Pat. Danke für die Nachricht, aber ich muss die Bücher und Zeitschriften wiederhaben. Selbst ein Charmeur wie du kann nicht einfach …“
„Okay, okay. Kann ich dich trotzdem um einen Gefallen bitten?“
„Schieß los.“
„Kannst du im Martindale Hubbell nach einem Anwalt namens Perry Trask schauen?“ Der Martindale Hubbell, das nationale Verzeichnis, listete fast jeden in den Vereinigten Staaten praktizierenden Anwalt auf – mit Namen, Kanzlei, Stadt und Bundesstaat. Carlton gab zu, die drei letzten Angaben nicht zu wissen. „Tut mir Leid. Ich weiß, dass ich dir auf den Wecker gehe, aber ihr Bibliothekare liebt doch die Herausforderung, stimmt’s? Außerdem bist du ein Ass in der Recherche. Für dich ist das ein Klacks.“
„Ja, ja, schmier mir nur Honig ums Maul.“ Donna lachte. „Ich ruf zurück.“
„Danke.“ Carlton legte auf und wählte eine andere Nummer im Haus.
„Henri Monet am Apparat.“ Der Akzent des Franzosen war so üppig wie die Armee von Computern, die unter seinem Kommando stand.
„Hallo, Henri. Hier Pat Carlton.“
„Ah, Monsieur Carlton. Comment ça va?“
„Danke, gut. Hätten Sie ein bisschen Zeit für eine kleine Recherche?“ „Nein“, gab Henri unmissverständlich zurück. „Aber für Sie mache ich natürlich eine Ausnahme. Was brauchen Sie?“
„Ich suche etwas, das angeblich nicht existiert.“ Man musste dem schrulligen Franzosen eine Herausforderung bieten.
„Ah! Meine specialité. Und was ist das für ein Ding, das nicht existiert?“
„Eine Diamantenmine.“
„Eine Diamantenmine?“, wiederholte Henri mit gallischem Überschwang.
„In Arkansas.“
„Ich wusste gar nicht, dass es in Arkansas Diamanten gibt, Monsieur Carlton.“
„Ich bis vor kurzem auch nicht. Aber es hat dort zumindest früher einmal Diamanten gegeben.“ Carlton erzählte von dem Gerücht, dass Nicholas Waterboer in den Zwanzigerjahren eine Mine in Arkansas geschlossen hätte. Dieser Vorfall, erklärte er, stelle vielleicht die Verbindung zwischen der Murfreesboro Mining und MacLeans vereiteltem Abbauvorhaben her. „Ich schicke Ihnen eine Karte des Amts für geologische Aufnahmen.“
„Très bien. Ich rufe Sie sofort an, wenn ich etwas habe.“
„Merci, Henri.“
Er hatte den Hörer kaum aufgelegt, als hinter ihm eine Stimme donnerte.
„Carlton!“
Er erschrak heftig, nur um Haaresbreite von einem Herzinfarkt entfernt. Er musste nicht erst zur Tür schauen, um zu wissen, dass Stalin hereingekommen war.
„Sir?“ Kleine Lichtpunkte tanzten vor Carltons Augen, als er aufstand, um seinen Chef zu begrüßen.
Jarvik trat dicht vor Carltons Schreibtisch, baute sich in voller Lebensgröße vor ihm auf. Sein ungewohnt herzliches Lächeln trug dazu bei, dass Carlton noch unbehaglicher zu Mute wurde.
„Carlton, ich gratuliere Ihnen. Sie haben Ihre Sache gut gemacht. Sie haben einen raschen, diskreten Vergleich erzielt und ein hohes Bußgeld rausgeschlagen. Sehr gut.“ Jarvik streckte den Arm über den Schreibtisch und schüttelte dem verblüfften Carlton die Hand. Noch nie war er von Jarvik gelobt worden.
„Vielen Dank, Sir.“ Statt Freude zu empfinden, war er misstrauisch.
„Nichts zu danken. Setzen Sie sich, Carlton, setzen Sie sich.“ Jarvik ließ sich schwer auf den Besucherstuhl fallen. „Da Sie sich im Fall Murfreesboro Mining so brillant geschlagen haben, biete ich Ihnen eine Belohnung an. Sie bekommen einen Auftrag in Hawaii.“ Er strahlte, als habe er Carlton soeben die Schlüssel zu einem Königreich übergeben.
„Hawaii?“
„Genau. Schon mal von der Kobayashi Corporation gehört?“
„Wer hätte das nicht?“
Jarviks Lächeln wurde so breit, dass Carlton fürchtete, seine Lippen würden reißen.
„Wir haben Wind davon bekommen, dass Kobayashi sich an einem Kartell auf Hawaii beteiligt. Ganz große Sache. Die auch für Sie von Vorteil sein könnte, Carlton, von großem Vorteil. Viel bedeutender als Global Steel.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Sehen Sie? Ich halte meine Versprechen. Ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich Ihnen einen lohnenderen Fall gebe, wenn Sie Ihre Sache gut machen. Gefällt Ihnen das?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen wartete er auf eine Bekundung der Dankbarkeit.
Dieser Fall war genau der Auftrag, den Carlton gewollt hatte. Er war so bedeutend und gewichtig wie Global Steel. Eine japanische Firma anzuklagen, die
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