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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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kontrollierte. Sehr viel Macht für einen einzigen Menschen. Die Verantwortung, der Stress und der Druck waren enorm, doch Slythe erschien fast immer so kühl wie die Gurken, mit denen er nach britischer Sitte seine Sandwiches zum Tee belegte. Doch Stress braucht ein Ventil - und Slythe verschaffte sich Luft durch ein Verhalten, das zunehmend psychopathische Züge zeigte.
    Sein Büro spiegelte seinen Charakter wider. Alle Oberflächen waren sorgfältig abgestaubt und poliert, bis sie glänzten. An den Wänden hingen sechs Landschaftsbilder des Impressionisten Jacob Hendrick Pierneef.
    Ian Witsrand wartete, bis sein Herr und Meister sich hinter dem wuchtigen Schreibtisch niedergelassen hatte, bevor auch er Platz nahm. Sein rechtes Auge - das blaue - zuckte leicht.
    »Also, zum Geschäft. Was steht heute Morgen an?« Slythe schniefte. Nach Jahren des Kokainschnupfens war das bei ihm mehr als nur ein nervöser Tick.
    »Lesters Leute haben mit dem amerikanischen Justizministerium einen Vergleich erzielt.«
    Slythes Grinsen ließ blendend weiße Zähne sehen. »Hervorragend. Gott sei Dank, dass wir unseren teuren Lester Churchman haben. Wie hoch?«
    »Zwanzig Millionen.« Der Afrikaans-Akzent verriet Ian Witsrands Herkunft.
    »Eine beachtliche Summe. Ist es aber wert.«
    Ian zögerte einen Moment, bevor er weiter berichtete. »Leider gibt es neue Probleme, Sir. Ein reicher Amerikaner namens MacLean hat vor kurzem Land in der Nähe der Raymond-Mine aufgekauft. Der Verkäufer, ein Farmer, wusste offensichtlich von den Diamantvorkommen und hat MacLean davon erzählt. Irgendwie ist er auch an einen Geologenbericht aus den zwanzigern herangekommen. Und Lester hat herausgefunden, dass dieser MacLean auf dem Land Diamanten abbauen will.«
    Zum ersten Mal an diesem Morgen erschienen Sorgenfalten auf Slythes braun gebranntem Gesicht. Er zog die Nase hoch. »Sind die beiden verwandt? Ich meine die Raymonds und dieser ... wie hieß er gleich?«
    »MacLean, Sir. Nein, offensichtlich nicht. Aber Lester geht kein Risiko ein. Er hat schon ein paar von unseren Leuten angerufen und verschiedene Behörden und Umweltgruppen gegen MacLeans Minenprojekt mobilisiert.«
    Slythe beugte sich über den Eichentisch. Seine Miene war plötzlich finster. »Sag Lester, er soll dafür sorgen, dass dieses Problem verschwindet. Und zwar schnell. Ist mir gleich, wie viel es kostet. Dieser Idiot! Er hätte niemals zulassen sollen, dass an jemand anders verkauft wird. Was hat er sich dabei gedacht? Er sollte doch alles Land im Umkreis aufkaufen.«
    »Lester sagt, dieser Grundbesitz stand offiziell nicht zum Verkauf.«
    »In Arkansas darf nichts entdeckt werden! Nicht einmal der wertloseste Stein! Kannst du dir die Katastrophe vorstellen, wenn die Amerikaner die Wahrheit erfahren? Sie würden das Diamantvorkommen nach Herzenslust ausbeuten, und wir könnten die Flut niemals aufhalten. Waterboer und die Familie haben es hundertzwanzig Jahre lang geheim gehalten, und ich werde nicht zulassen, dass die Amerikaner Wind davon bekommen.«
    »Ja, Sir.«
    Slythe grinste wieder und schniefte. »Und wo du schon einmal dabei bist - sorg dafür, dass Harry Weinberg verschwindet. Ich habe ihn immer gemocht - wir waren schließlich Schulfreunde aber er hat schon wieder einen großen Ankauf außerhalb der üblichen Kanäle getätigt. Dabei kennt er die Regeln. Du musst ein Exempel statuieren, und zwar öffentlich.«
    »Gern.«
    Trotz seines Urbanen Auftretens, seiner Klugheit, seines Reichtums und der fast diktatorischen Kontrolle seiner Familie über den weltweiten Diamantenhandel seit dem Ende des 19. Jahrhunderts litt Slythe unter Verfolgungswahn; seiner Meinung nach waren Regierungen, politische Gruppierungen und sogar die Diamantenhändler, denen Waterboer am meisten Vertrauen entgegenbrachte - Weinberg zum Beispiel -, in eine nicht enden wollende Verschwörung gegen ihn und sein Imperium verstrickt. Für Slythe bedeuteten die kostbaren Steine weitaus mehr als eine hundertzwanzigjährige Familientradition: Sie waren eine Religion, und die Familie Slythe die Hohepriester. Viele, die Slythes Stress und seine Kokainsucht kannten, stellten die Hypothese auf, dass sein Verfolgungswahn auf der Verbindung von beidem beruhe, andere behaupteten, Paranoia sei die logische Folge seines Genies. Doch was auch immer der Grund sein mochte - Slythe war tatsächlich hochgradig paranoid.
    »Ein öffentliches Exempel, Ian«, wiederholte Slythe, hob jedoch warnend den Zeigefinger. »Das

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