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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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nicht kennen: Mein Name ist Dan Wenzel, und ich bin nicht von hier, was man wohl ziemlich deutlich hört.«
    Einige kicherten.
    »Ich arbeite für einen Mann, der MacLean heißt. Vor kurzem hat MacLean ein Stück Land zwei Meilen von hier gekauft. Das Land hat Theodore Osage gehört, der immer noch dort wohnt.« Die Leute nickten. Der alte Osage war einer von ihnen. Ihre Neugier wuchs. »Mr MacLean möchte auf dem Gebiet eine Mine errichten und sucht jetzt Arbeitskräfte. Er hat mich hergeschickt, um rauszufinden, ob jemand an 'nem Job in der Mine interessiert ist.«
    Drei Dutzend Männer und Frauen riefen einstimmig »Ja« und reckten die Arme, so hoch es ging.
    Wenzel lächelte. »Das ist toll. Ganz toll. Mr MacLean weiß natürlich, dass ein paar Leute nicht dafür geschult sind, in einer Mine zu arbeiten, aber er bietet an, dass die Arbeitswilligen eingearbeitet werden - natürlich bei Zahlung eines Anfangsgehalts. Wir brauchen zunächst ungefähr vierzig Männer und Frauen als Driller, Schaufler, Sortierer und Buchhalter. Was halt so anfällt. An der Tür findet ihr Arbeitsverträge. Es gibt genug Jobs für alle.« Er ließ seine Worte erst einmal wirken. Die Ehepaare berieten sich flüsternd. Die Ledigen grinsten und applaudierten.
    »Das sind die guten Nachrichten. Aber ihr wisst ja, wie es so geht im Leben. Wo gute Nachrichten sind, lassen die schlechten auch nicht lange auf sich warten. Hier also die schlechten Neuigkeiten: Wie es aussieht, gibt's in Washington einige Politiker, die was gegen die Mine haben.« Die Menge murrte. »Ich weiß nicht, warum, aber so ist es nun mal. Mr MacLean ist sogar persönlich bedroht worden, damit er gar nicht erst zu graben anfängt, sondern das Land wieder verkauft. Ehrlich gesagt, schert er sich keinen Deut um das, was Washington sagt. Er ist der Meinung, die Mine wird ihm eine Menge Geld einbringen und Macon Grove eine Menge Jobs, und zwar für lange Zeit. Und die Bundesbehörden können nichts dagegen tun, weil die Mine legal und das hier eure Stadt ist.« Er streckte einen mahnenden Zeigefinger aus. »Also müsst ihr entscheiden und nicht eine Bande Politiker in Washington!«
    Die Zuhörer klatschten begeistert.
    »Bevor wir also zu buddeln anfangen und Leute einstellen können, brauchen wir Genehmigungen, die einzig und allein von eurer Stadtverwaltung ausgestellt werden können.« Wenzel zeigte in die Menge. »Irgendwie hab ich immer gedacht, Amerika wäre eine Demokratie. Ihr seid die Stadt. Ihr habt zu entscheiden.«
    Er machte eine Pause und schaute vor sich auf die Theke. »Ich würde euch gern verraten, wonach wir graben wollen, aber das geht noch nicht, deshalb nur so viel: Wir bauen Gestein ab. Falls ihr euch Sorgen macht, kann ich euch versichern, dass bei der Produktion keine Chemie verwendet wird. Das Gestein wird lediglich in Wasser gereinigt, also gibt es keine Gefahr für die Umwelt. Und alle unsere Berichte werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ihr könnt sie jederzeit im Rathaus einsehen. Noch einmal - ihr seid die Stadt. Ihr müsst entscheiden, ob ihr die Mine haben wollt. Noch eine letzte Sache: Wenn unser Projekt genehmigt wird, wollen wir hiesige Firmen mit den Abräum- und Bauarbeiten beauftragen. Keinen von außerhalb. Die Japaner machen es vielleicht billiger, aber Amerikaner können es besser.«
    Nun erklangen Jubelrufe. Die Leute standen auf und klatschten begeistert. Bürgermeister Jack Billings, der für seine Volksnähe bekannt war, schloss daraus, dass der Wind für Wenzel günstig stand. Er hielt eine kurze Rede, in der er die Mine unterstützte - eine Rede, die er schon vorher mit Wenzel abgesprochen hatte. Dann stürzte sich alles auf die riesigen Eistorten, die von den Jameson-Kindern serviert wurden. Als Wenzel durch den Raum ging, wurde er von den Leuten umringt. Sie klopften ihm auf die Schulter, lachten und stellten ihm ihre Frauen, Männer und Kinder vor. Es waren gute und anständige Menschen. Wenzel war überzeugt, dass es für die Mine keinen besseren Ort geben konnte.
    Damit war sein unmittelbarer Auftrag in der Stadt erfüllt. Wenzel klemmte sich hinters Steuer und fuhr in seinem Mietwagen zu Osages Farm, um sein Gepäck abzuholen. Danach musste er sich sputen, um das Flugzeug in Little Rock nicht zu verpassen. Laut knirschte der Kies unter den Reifen, als Wenzel zu Osages Haus am See fuhr, der vom Little Missouri River gespeist wurde. Im Westen glühte die untergehende Sonne in leuchtendem Orange. Wolken hingen

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