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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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habe noch mehr schlechte Nachrichten.«
    »Von unserem Freund Carlton?«
    »Vom DOJ, aber leider nicht von Carlton. Die Bundesregierung nimmt ihr Enteignungsrecht über die Liegenschaft in Arkansas wahr.«
    »Enteignung?«
    »Nach dem Verfassungszusatz kann die Bundesregierung jeden privaten Besitz beschlagnahmen, solange dies zum öffentlichen Nutzen geschieht und ein fairer Marktpreis gezahlt wird. Das DOJ hat den Wert des Landes mit ungefähr 51 Millionen Dollar beziffert. Es tut mir Leid, Max. Jetzt können wir die Mine endgültig vergessen.«
    »Und all die Steine? Sollen sie verloren sein? Diese wunder schönen Steine... Und was ist, wenn wir uns gegen die Enteignung stellen? Wenn wir behaupten, die Regierung habe uns nicht genug für das Land gezahlt? Was ist, wenn wir die Schätzung in Frage stellen? Oder es so begründen, dass es gar nicht einem - wie sagtest du noch? - öffentlichen Nutzen dient? Sie müssen uns Zugang zum Tiefengestein gewähren! Dann können wir beweisen, dass es dort Diamanten...«
    »Hab schon darüber nachgedacht. Das wird nicht funktionieren. Die ganze Sache ist nicht koscher. Das ist kein redlicher und rechtmäßiger Streit um eine Liegenschaft. Wer immer hinter all dem steckt, hat Berichte bis zurück zum Jahr 1920 gefälscht, unzählige andere vernichtet, Osage ermorden lassen und hätte es beinahe zu Wege gebracht, dass ich fälschlich dafür verhaftet wurde. Glaubst du wirklich, solche Leute würden zulassen, dass wir einem ordentlichen Gericht Gesteinsproben vorlegen? Doch was das Argument des angeblichen öffentlichen Nutzens angeht - da hätten wir Chancen. Das ist in letzter Zeit bei den Gerichten immer gut angekommen. Aber dann werden die Bundesbehörden einfach einen Campingplatz auf dem Land anlegen, oder was ihnen sonst einfällt. Tut mir Leid, Max.«
    »All diese Steine, diese wunderschönen Steine. Verloren.« MacLeans Stimme versagte. Er trauerte nicht um den Profit. Seine Firmen brachten ihm mehr Geld ein, als er je im Leben ausgeben konnte. Für ihn war es ein Verlust von Schönheit. MacLean ging es einzig darum, die kleinen wertvollen Kiesel aus der Erde zu holen, schleifen zu lassen und dann bewundernd in der Hand zu halten.
    Wenzel nahm an, dass MacLean unablässig an die Diamanten gedacht hatte. Bis es zur Besessenheit wurde. Er hatte von ihnen geträumt. Sie im Geiste funkeln lassen. Und nun war er durch einen simplen behördlichen Federstrich um die erträumte Schönheit gebracht worden. »Ich weiß, dass es dich trifft, aber als dein Anwalt und Freund, Max, und vor allem als dein Geschäftspartner rate ich dir, das Projekt endgültig fallen zu lassen. Nimm das Geld der Regierung und vergiss die Diamanten. Mit 51 Millionen hast du ganz schön Reibach gemacht. Lass es dabei bewenden.«
    »Nein«, gab MacLean kalt zurück. »Hör mir jetzt genau zu, Dan. Mir ist es völlig egal, wer diese Scheißkerle sind. Sie haben mir meine Steine genommen. Unsere Steine. Und wie Carlton schon sagte - die Bundesregierung zieht das unsauber durch, weil sie dieses Land braucht. Da steckt jemand anders dahinter. Jemand, den wir bis jetzt noch nicht gefunden haben. Ich hab meiner Vergangenheit zwar Lebewohl gesagt, aber niemand wird mich bestehlen wie ein Dieb in der Nacht. Ruf jetzt Carlton an. Tu es auch für dich. Ich will wissen, wer dafür verantwortlich ist. Ich will diesen Leuten von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.«
    »Max, ich...«
    »Tu es!«
     

22.

Der Spion
     
    Waterboer Mines Limited
    Johannesburg, Republik Südafrika, 16.04 Uhr
     
    An dem Blatt Papier war nichts Besonderes. Es glich unzähligen anderen, die täglich zwischen Firmenangestellten auf der ganzen Welt hin und her geschickt wurden. Allerdings gehörte dieses spezielle Blatt zu einem ganzen Stapel, der, wenn er in einem besonderen, in blauem Leder gebundenen Buch gesammelt war, die Gesamtliste von Waterboers Auszahlungen im letzten Steuerjahr darstellte: Zahlungen an Personen im Ausland, an Firmen und an Regierungsorgane.
    Natürlich war es nicht die Liste, die im jährlichen Geschäftsbericht veröffentlicht wurde - die war viel kürzer. Namen und Zahlen auf der öffentlichen Liste mussten gesetzlich abgesegnet sein. Dies hier war eine lange Liste, vollständig bis ins letzte Detail und unter strenger Geheimhaltung nur als firmeninternes Dokument zugelassen. Waterboer hing geradezu fanatisch dem Grundsatz der Nichtenthüllung an. Diese vom Verfolgungswahn diktierte Geheimniskrämerei

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